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     2234  0 Kommentare Stimmungsindikatoren auf Rekordjagd

    In den letzten beiden Jahrzehnten waren die konjunkturellen Stimmungsindikatoren selten besser. Wir kommen zu dem Schluss, dass (1) sie einen Aufschwung reflektieren, der ohne grossen Gegenwind von allen Regionen der Weltwirtschaft getragen wird und sich so verstärkt; (2) Strukturbrüche und eine geringeres Potenzialwachstum dazu führen, dass sich die Stimmungsindikatoren nicht in ähnlich hohe Wachstumsraten wie vor der Finanzkrise übersetzen lassen; und (3) vom aktuellen Niveau positive Konjunkturüberraschungen kaum mehr möglich sind.
     
    Seit Jahresbeginn liegt der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in der Eurozone konsistent über 55 Punkten und damit deutlich über der Expansionsschwelle von 50 und den Durchschnitten der vergangenen beiden Jahre von jeweils gut 52 Punkten. Zuletzt stieg er auf 58,5 Punkte, dem höchsten Stand seit Februar 2011 und einem Wert, der in den letzten 20 Jahren in nur sechs Monaten übertroffen wurde. Der für Deutschland erhobene Index erreichte sogar 60,6 Punkte – den siebthöchsten Wert im gleichen Zeitraum. In anderen Ländern sieht es ähnlich aus. Vor seiner kleinen Korrektur im Oktober verbuchte der entsprechende Index in den USA ebenfalls einen Wert von über 60 Punkten, was in diesem Jahrhundert bisher lediglich im ersten Halbjahr 2014 zu beobachten war.
     
    Die guten Stimmungsindikatoren haben viele Beobachter überrascht. Wie sind sie zu erklären? Steigt das Potenzialwachstum der Weltwirtschaft wieder? Wohl kaum. Die Stimmung ist unserer Einschätzung so gut, da sich der Konjunkturaufschwung in allen wichtigen Währungsregionen synchron entfaltet und daher verstärkt. In den vergangenen Jahren hatten regionale Probleme die globale Dynamik zurückgehalten – dies war teils die Schuldenkrise in der Eurozone, eine Schwächephase in China oder die Belastung einiger Schwellenländer als die Rohstoffpreise so dramatisch eingebrochen waren. Ähnlich dem Fahrradfahrer, dessen Fahrpotenzial sich nicht verändert, wenn sich Gegen- zu Rückenwind dreht, bleibt auch das Potenzialwachstum der Weltwirtschaft davon unberührt.
     
    In einer separaten Studie finden wir sogar, dass Strukturbrüche dazu führen, dass die derzeitigen Stimmungsindikatoren nicht mehr zu den gleichen Wachstumsraten führen sollten wie in Konjunkturzyklen vor der Finanzkrise. Auch sind von den aktuellen Niveaus positive Überraschungen extrem unwahrscheinlich geworden. Was bleiben sollte ist allerdings eine sehr solide Expansion der Weltwirtschaft und der Unternehmensgewinne in den nächsten Quartalen. Grund genug für einen optimistischen Blick auf das nächste Jahr.
     






    Dr. Karsten Junius
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    Dr. Karsten Junius ist seit dem 1. April 2014 Chefökonom der Bank J. Safra Sarasin AG und hat die Leitung des Economic Research inne. Bevor er zur Bank J. Safra Sarasin stiess, war Dr. Junius beim Internationalen Währungsfonds als „Principal Economist“ tätig. In vorgängigen Positionen arbeitete er als Leiter Kapitalmarkt- und Immobilien Research bei Deka Bank und als Ökonom bei Metzler Asset Management GmbH. Davor war er Ökonom am Institut für Weltwirtschaft der Universität Kiel. Dr. Karsten Junius ist CFA Charterholder und doktorierte in Volkswirtschaft an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel.
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    Verfasst von Dr. Karsten Junius
    Stimmungsindikatoren auf Rekordjagd In den letzten beiden Jahrzehnten waren die konjunkturellen Stimmungsindikatoren selten besser. Wir kommen zu dem Schluss, dass (1) sie einen Aufschwung reflektieren, der ohne grossen Gegenwind von allen Regionen der Weltwirtschaft getragen wird und sich so verstärkt; (2) Strukturbrüche und eine geringeres Potenzialwachstum dazu führen, dass sich die Stimmungsindikatoren nicht in ähnlich hohe Wachstumsraten wie vor der Finanzkrise übersetzen lassen; und (3) vom aktuellen Niveau positive Konjunkturüberraschungen kaum mehr möglich sind.

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