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    Börsen-Zeitung  493  0 Kommentare Hopp oder Top, Kommentar zu Siemens von Michael Flämig

    Frankfurt (ots) - So ein Vorstandsvorsitzender kriegt jede Menge
    Mails. Bei Siemens-Chef Joe Kaeser ist zuweilen auch mal eine Mahnung
    der hauseigenen zentralen Abrechnungsstelle darunter, wie er
    anlässlich der Jahrespressekonferenz zu erzählen wusste. "Sehr
    geehrter Herr Joe", konnte der oberste Konzernlenker beispielsweise
    in einem Schreiben der Einheit Shared Services lesen. Er habe seine
    Reisekosten nicht richtig abgerechnet, es fehlten Belege. Wenn er
    diese nicht innerhalb von zwei Tagen nachreiche, werde man die
    Vorgesetzten informieren.

    Kaeser hätte sich entspannt zurücklehnen können, schließlich kann
    man bezweifeln, dass ein Aufsichtsratschef sich um Reisekostenbelege
    kümmern will. Für den Siemens-Chef ist die Geschichte jedoch mehr als
    eine Anekdote, denn sie illustriert aus seiner Sicht, dass Leute in
    zentralen Funktionen fleißig und effizient arbeiteten, aber zuweilen
    der Geschäftsbezug fehle. Tatsächlich mag dieses Manko im Fall der
    Mahnung nur putzig sein. Andere Vorgänge aber können den operativen
    Betrieb lähmen oder irreleiten.

    Kaeser will sich in Zukunft gegen Skaleneffekte und für den
    Geschäftsbezug entscheiden. Er strebt eine Unternehmensform moderner
    Prägung an, wie er es wolkig formuliert. Diese umfasst den forcierten
    Gang an die Börse, doch wird es damit nicht getan sein. Das Konzept
    soll auch für jene Aktivitäten, die Kerngeschäft bleiben, eine
    bedarfsgerecht agierende Service-Zentrale kreieren. Man darf gespannt
    sein, ob dies völlig neue Zuordnungen erfordert. Wer Projektgeschäft
    macht, will schließlich andere Unterstützung als ein
    Software-Verkäufer.

    Während Konkurrent General Electric mit Großputz und
    Schadensbegrenzung beschäftigt ist, eilt Siemens strategisch davon.
    Das Problem: Erst im nächsten Jahr wird Kaeser sein Konzept
    vorstellen. Frühestens in einigen Jahren wird dann ein Erfolg
    nachzuweisen oder ein Misserfolg zu beobachten sein. Derweil herrscht
    Unsicherheit, inwieweit Probleme wie bei Siemens Gamesa nur
    hausgemacht sind. Der Aktienkurs-Absturz von Konkurrent Vestas um 18%
    am Donnerstag zeigt, dass die Schwierigkeiten in diesem Fall die
    gesamte Branche erfasst haben.

    Wenn Kaeser eine überzeugende Unternehmensform findet, kreiert er
    die aktuell spannendste Story am deutschen Kapitalmarkt. Wenn es
    schiefgeht, ist dies das Ende von Siemens. Ob es eine fantastische
    Story wird oder nur eine Fantasten-Story, ist noch lange nicht
    entschieden. Die Unsicherheit wächst angesichts der zahlreichen
    Börsenprojekte von Siemens. Aktionäre lieben Fantasie, aber nicht
    übermäßige Risiken.

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