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    Kreditblase?  3294  3 Kommentare So funktioniert Chinas Geld-Maschinerie

    Chinas Verschuldung ist in den letzten Jahren dramatisch gestiegen. Blickt man aber in die Bilanzen der chinesischen Großbanken, dann finden sich keinerlei Anzeichen auf eine möglicherweise bevorstehende Krise. Das liegt an einem gut geölten Schattenbankensektor, der problematische Risiken zunehmend übernimmt – und außerdem an einigen bedenklichen Fehleinschätzungen. 

    Es hat sich herumgesprochen, dass Chinas überdurchschnittliches Wachstum verstärkt von einer immer höheren Gesamtverschuldung abhängt. Der Startschuss für diese unselige Abhängigkeit fiel während der Finanzkrise. 2009 legte die chinesische Regierung ein für damalige Verhältnisse unerhört großes Stimulusprogramm von 4 Billionen Yuan (520 Milliarden EUR) auf, um sich gegen den globalen Konjunktureinbruch abzuschirmen. Peking nötigte im Zuge dessen auch die Provinzregierungen und die von ihnen kontrollierten Staatsunternehmen zu hohen Investitionen, die notfalls auf Pump finanziert werden sollten. Das dafür notwendige Geld stellten die Großbanken zur Verfügung, die ebenfalls vom Staat kontrolliert werden, und die nur allzu gern Kredite an vermeintlich sichere Schuldner aus dem Staatssektor ausreichten.

    Schon damals wurden freilich Befürchtungen laut, dass durch das Konjunkturprogramm viel Geld in wirtschaftlich unsinnige Projekte fließen würde. Die forcierte Kreditvergabe ließ außerdem vielerorts überschüssige Produktionskapazitäten entstehen, und sie blähte Wirtschaftszweige künstlich auf, die eigentlich unrentabel waren. In den folgenden Jahren zeigte sich zunehmend, dass die immensen Ausgaben die Konjunktur tatsächlich nur bedingt stimulierten, und dass die Regierung immer neue Investitionen anregen musste, um ihre ehrgeizigen Wachstumsziele zu erreichen. Chinas Wachstum basierte von nun an in weiten Teilen der Wirtschaft auf einer immer höheren Kreditvergabe.

     

    Die Rolle der Staatskonzerne

    Chinas Gesamtverschuldung außerhalb des Finanzsektors (also beim Staat, den privaten Haushalten und den Unternehmen) lag vor der Finanzkrise noch bei halbwegs überschaubaren 132% des Bruttoinlandsprodukts, und auch im Jahr 2012 befand sich das Verhältnis der Schulden zur Wirtschaftsleistung mit knapp 160% noch auf einem erträglichen Niveau. Inzwischen ist der Verschuldungsgrad des Landes aber auf rund 260% des Bruttoinlandsprodukts geradezu explodiert. Fast ein Viertel aller Kredite weltweit müssen derzeit von chinesischen Schuldnern bedient werden. Und allein im Jahr 2016 wuchs das in China ausstehende Kreditvolumen um weitere 12,7 Billionen Yuan (1,7 Billionen Euro) an – das entspricht mehr als dem Dreifachen der Summe, die sich Peking im Jahr 2009 sein riesiges Sonderinvestitionsprogramm kosten ließ!

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    Gerhard Heinrich
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    Gerhard Heinrich ist freier Finanzredakteur. Er schreibt unter anderem für den Börsenbrief EMERGING MARKETS TRADER (www.emerging-markets-trader.de).
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    Verfasst von 2Gerhard Heinrich
    Kreditblase? So funktioniert Chinas Geld-Maschinerie Chinas Verschuldung ist in den letzten Jahren dramatisch gestiegen. Blickt man aber in die Bilanzen der chinesischen Großbanken, dann finden sich keinerlei Anzeichen auf eine möglicherweise bevorstehende Krise. Das liegt an einem gut geölten Schattenbankensektor, der problematische Risiken zunehmend übernimmt – und außerdem an einigen bedenklichen Fehleinschätzungen.