Strategie
So verkauft sich Saudi-Arabien für neues Wachstum
Es ist keine Frage des Marktes, sondern in Saudi-Arabien lässt man die westliche Welt gerne nach genauen Regeln Eintritt gewähren. Am Mittwoch wurde angekündigt, dass man weitere Handelslizenzen an ausländische Unternehmen vergeben will - gerne an innovative Technikfirmen aus den USA, wie Tesla und Waymo.
Es geht darum, dass Unternehmen aus dem Ausland erstmals in Saudi-Arabien eine Firma in der King Abdullah Economic City gründen können. Hierbei handelt es sich um eine Stadt vom Reißbrett - zwischen Thuwal und Rabigh am Roten Meer. Die Retortenstadt, der Grundstein wurde 2008 gelegt, entsteht auf Wüstensand. Inzwischen leben hier circa 7.000 Menschen und bis 2035 soll aus dem Ort eine zwei Millionen Metrople werden, so die ARD. Es ist die weltweit größte privatfinanzierte Stadt und die erste, die an der Börse geführt wird.
Die angekündigte Initiative soll einen Beitrag dazu leisten, dass die Retortenstadt ein Erfolg wird. Der CEO von King Abdullah Economic City, Fah Al-Rasheed, sagte gegenüber CNBC: "Wir glauben das die Wirtschaft Saudi-Arabiens eine wissensbasierte Wirtschaft sein wird". Diese Aussage wird vor dem Kommentar des Vize-Kronprinzen Mohammed bin Salman al-Saud klarer, denn dieser sagte gegenüber ARD: "Heute beruht unsere Verfassung auf dem Heiligen Buch und auf dem Erdöl. Das ist sehr gefährlich. Im Königreich haben wir eine Art Sucht nach dem Öl. Das verhinderte die Entwicklung anderer Wirtschaftsbereiche in den vergangenen Jahren." In der King Abdullah Economic City soll nun alles ganz anders werden. Alle bislang angesiedelten Unternehmen sind außerhalb des Öl- und Gas-Sektors tätig.
Bislang wurden insgesamt elf Handelslizenzen an Firmen in unterschiedlichen Branchen vergeben, so Al-Rasheed. Ferner sagt er: "Wir haben Unternehmen die Chance gegeben nach Saudi-Arabien zu kommen. Dies erfordert nicht nur behördliche Genehmigungen, sondern auch ein Marktzugang. Den Firmen wurden kostenlos Büroräume, kostenlose Kinderbetreuung und alle benötigten Dinge angeboten."
Besonders wichtig sind dem "Neuen Saudi-Arabien" Firmen mit technischen Innovationen und Visionen, wie fahrerlose Autos. Unternehmen, ähnlich den USA-Firmen Tesla und Google's Waymo, gehören zu den Wunschkandidaten von Al-Rasheed. Angeregt vom Reformpaket "Vision 2030", zielt die jüngste Lizenzinitiative auf eine Ablösung von der Ölindustrie ab, so CNBC. Immerhin machen der Öl- und Gas-Sektor 85 Prozent der Exporteinnahmen aus und rund 50 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
Es gibt weitere städtbauliche Großprojekte in Saudi-Arabien. Laut dem Handelsblatt will der japanische Mobilfunkkonzern SoftBank 15 Milliarden Dollar in die Retortenstadt Neom investieren - sie liegt an der Grenze zu Jordanien und Ägypten. Der Tagesspiegel titelte über Neom: "Saudi-Arabien baut eine nachhaltige Megastadt in der Würste". Als zukünftigen Geschäftsführer der 420 Milliarden Euro-Stadt hat sich der Kronprinz den Ex-Siemens-Chef Klaus Kleinfeld ausgesucht. Ebeno wie King Abdullah Economic City, soll Noem eine Zukunftsstadt werden: mit Menschen aus allen Ländern, Spitzenforschung und internationalen Unternehmen. Bislang ist die Trennung von Männern und Frauen das übliche Bild - sie können oftmals nicht in einem Büro arbeiten. Auch Neom wird von Saudi-Arabien als weltweit größte privatfinanzierte Metropole vermarktet. Mit der Wahl von Kleinfeld wir deutlich, dass es hier nicht um eine lebenswerte Stadt gehen kann, sondern um Investitionsmodelle.
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