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    Börsen-Zeitung  890  0 Kommentare Klimawandel im Gang, Marktkommentar von Dietegen Müller

    Frankfurt (ots) - Am Freitag ist in Bonn die 23.
    Uno-Klimakonferenz zu Ende gegangen. 25 Staaten haben in deren Rahmen
    den Ausstieg aus der Kohle bekannt gegeben. Bis zur nächsten
    Weltklimakonferenz in Kattowitz 2018 sollen es dann rund 50 Länder
    sein. Dabei geht es auch um den Ausstieg aus der Kohleverstromung.
    Deutschland, wo Kohlekraftwerke bisher einen wesentlichen Teil der
    Stromversorgung sicherstellen, gehört der Allianz nicht an. Doch am
    Kapitalmarkt - auch am deutschen - hat längst ein Klimawandel unter
    Investoren und Kreditgebern eingesetzt, der nicht mehr rückgängig zu
    machen sein wird.

    Angesichts steigender weltweiter Durchschnittstemperaturen und
    eines höheren CO2-Niveaus - 2017 soll der globale Ausstoß mit 37 Mrd.
    Tonnen 2% höher liegen als 2016 - erscheint immer mehr Anlegern eine
    radikale Senkung der Treibhausgasemissionen angebracht. Unternehmen,
    die einen hohen CO2-Anteil ausstoßen, werden stärker gemieden. Nach
    den Prinzipien für verantwortliches Investieren der Vereinten
    Nationen (PRI) werden inzwischen rund 50 Bill. Dollar an Anlagen
    verwaltet - wobei im Markt Kritik zu hören ist, dass dieser Standard
    nicht besonders aussagekräftig hinsichtlich der Qualität der Anlagen
    ist.

    Regulatorischer Druck

    Derzeit steht besonders die Kohlebranche unter Druck.
    Ratingagenturen wie Moody's identifizieren für globale regulierte
    Energieversorger politisch und regulatorisch bedingte Kreditrisiken.
    Die Task Force on Climate -related Financial Disclosures (TCFD), die
    auf Ebene der G20 arbeitet, möchte freiwillige, einheitliche
    Standards durchsetzen, mit denen Unternehmen ihre Klimarisiken
    ausweisen sollen. Frankreich schreibt für institutionelle Investoren
    den Ausweis ihres Kohlenstoff-Fußabdrucks vor, und der
    niederländische Regulator möchte, dass Pensionsfonds zur "Transition"
    in eine "kohlenstoffneutrale Gesellschaft" beitragen. Die
    EU-Kommission befragt gerade Fondshäuser und Investoren dazu, ob sie
    in ihren Anlagen Klima- und Umweltschutzkriterien berücksichtigen.
    Und eine Expertengruppe der EU-Kommission empfiehlt zudem
    einheitliche Standards für grüne Anleihen und will treuhänderische
    Pflichten im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit definieren.

    Auch werden immer mehr private Initiativen publik. In der
    vergangenen Woche hat Storebrand, der größte private norwegische
    Pensionsfonds, mit rund 68 Mrd. Euro verwaltetem Vermögen, erklärt,
    nicht mehr in kohlenahe Unternehmen zu investieren. Davon betroffen
    sind auch die deutschen Versorger RWE und Uniper, was deren Kurse
    unter Druck gesetzt hat.

    Anfang dieses Jahres haben die Kirche von England, der
    Pensionsfonds der britischen Umweltbehörde und fünf Assetmanager,
    darunter Aviva und Standard Life, eine Initiative gestartet, die
    messbar machen soll, wie gut Unternehmen Klimarisiken managen und wie
    wirksam sie im Erreichen von Emissionszielen sind. Laut der
    Umweltlobbygruppe Unfriend Coal haben zudem seit 2015 15
    Versicherungsunternehmen Kohleinvestments über 20 Mrd. Dollar
    abgebaut in Portfolios, die insgesamt über rund 4 Bill. Dollar
    verwaltetes Vermögen umfassen.

    Einige europäische Versicherer wollen in Unternehmen, die
    mehrheitlich von Kohle abhängig sind, nicht mehr investieren oder
    ihnen keine Versicherungspolicen mehr unterschreiben, wie Axa, Scor
    und Zurich. Die Allianz hat in Eigenanlagen Kohleinvestments
    ausgeschlossen, hält aber für Dritte daran fest. Munich Re hat
    Divestments bei besonders kohlelastigen Unternehmen mitgeteilt. Beide
    Konzerne schließen bisher noch keine Versicherungen für
    Kohleunternehmen aus. Am Donnerstag machte der von der Norges Bank
    gemanagte norwegische Staatsfonds, der rund 1 Bill. Dollar Vermögen
    umfasst, auf sich aufmerksam, weil er im Referenzindex für seine
    Portfolios keine Öl- und Gastitel mehr berücksichtigen will.

    Dabei ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Ein
    freiwilliger Klimaverträglichkeitstest der 2°Investing Initiative hat
    79 Portfolios von Schweizer Versicherungen und Pensionskassen
    daraufhin geprüft, ob ihre Anlageziele das klimapolitische
    2-Grad-Ziel erreichen würden. Das Ergebnis fiel laut dem Bundesamt
    für Umwelt ernüchternd aus: Die meisten Investitionen würden im
    Durchschnitt eher zu einer Erderwärmung zwischen 4 bis 6 Grad führen.
    Der Klimawandel im Kapitalmarkt ist also ein schrittweiser Prozess.
    Ablesen lässt er sich auch an einer Fülle von Low-Carbon- und
    ESG-Indizes. Was früher "Dekarbonisierung" hieß, muss heute bereits
    ESG (Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung) sein. Am Ende
    zählt jedoch nicht der Begriff, sondern wer welche Konsequenzen für
    seine Anlagen zieht. Sie werden preisrelevant sein.

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