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    Börsen-Zeitung  509  0 Kommentare Vergeigt, Kommentar zur EBA von Bernd Wittkowski

    Frankfurt (ots) - Helmut Kohl hat die Europäische Zentralbank
    (EZB) nach Frankfurt geholt. Angela Merkel schaffte es nicht einmal,
    die EU-Partner für einen Umzug der vergleichsweise kleinen
    Regulierungsinstanz European Banking Authority (EBA) von der Themse
    an den Main zu gewinnen. "Germany: four points!" bedeutete das Aus
    schon in der zweiten Runde des ESC (Europäischer Standort-Contest).
    Der strahlende, im Finale freilich wie zuvor schon Amsterdam als Sitz
    der Arzneimittelbehörde EMA erst per Los ermittelte Sieger heißt
    Paris vor Dublin.

    Wurde in Berlin vor lauter Sondierung übersehen, dass in Brüssel
    eine wegen der von ihr auf internationale Finanzdienstleister und
    deren Umfeld ausgehenden Symbol- und Sogwirkung höchst bedeutsame
    Entscheidung anstand? Diese bis zum Schluss in die richtige Richtung
    zu lenken, hätte den vollen Einsatz der Verantwortlichen erfordert.
    Dass Frankfurt das Rennen geradezu abgeschlagen verlor, deutet auf
    ein Versagen der Berliner Diplomatie hin. Denn "Bankfurt" wäre als
    EBA-Standort die "logische Wahl" gewesen. Mit der Kampagne "Frankfurt
    - the Natural Choice" hatte sich die Mainmetropole - natürlich nicht
    dank eines Alleingangs von Kanzler Kohl, sondern getragen von einer
    großen Koalition aus Politik in Bund, Land Hessen und Stadt
    Frankfurt, Wirtschaft und anderen Interessengruppen - in den
    neunziger Jahren gegen eine Vielzahl schwergewichtiger Mitbewerber
    als Sitz der EZB durchgesetzt.

    Als - nicht zuletzt dank seiner geld- und währungspolitischen
    Rolle - kontinentaleuropäische Finanzhauptstadt beherbergt Frankfurt
    heute neben der "doppelten", auch für Bankenaufsicht zuständigen EZB
    und der Bundesbank Europas Versicherungsaufsicht EIOPA und den
    Europäischen Ausschuss für Systemrisiken sowie Teile der nationalen
    Finanzaufsicht BaFin. In diesem regulatorischen und aufsichtlichen
    Kraftzentrum werden Synergien freigesetzt, wovon nicht nur dieser
    Finanzplatz selbst profitiert, sondern das europäische Finanzsystem
    als Ganzes. Hier wäre folglich auch die 2011 etablierte EBA, die nach
    dem Brexit nicht am künftigen Offshore-Platz London bleiben kann,
    perfekt aufgehoben gewesen. Die Konzentration der Behörden an einem
    Standort hätte es vor allem auch leichter gemacht, eines hoffentlich
    nicht allzu fernen Tages die interessenkonfliktträchtige Vermengung
    geldpolitischer und aufsichtsrechtlicher Verantwortlichkeiten in der
    EZB zu bereinigen.

    Frankfurt hat ein Heimspiel verloren, das angesichts der
    wirtschaftlichen Logik relativ leicht hätte gewonnen werden können.
    Vergeigt hat es Berlin.

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