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    Börsen-Zeitung  567  0 Kommentare Von der Fiktion zur Illusion, Kommentar zur Netzneutralität in den USA von Stefan Paravicini

    Frankfurt (ots) - Da hat sich die hartnäckige Lobbyarbeit der
    US-Telekom- und Kabelkonzerne in Washington also doch gelohnt. Nur
    wenige Stunden nachdem eine Klage des US-Justizministeriums gegen den
    Zusammenschluss von AT&T mit Time Warner zum Wochenauftakt
    Ungewissheit über die Möglichkeiten der Branche zur Konsolidierung
    und Abwehr neuer Wettbewerber wie Alphabet, Netflix oder Amazon
    brachte, gab es schon am Dienstag Grund zu feiern. Der neue Chef der
    US-Telekomaufsicht Federal Communications Commission (FCC) kündigte
    an, dass er die unter seinem Vorgänger während der Amtszeit von
    US-Präsident Barack Obama festgelegten Regeln zur sogenannten
    Netzneutralität im Internet zurückfahren will.

    Eine Abstimmung ist für den 14. Dezember anberaumt. Eine
    Zustimmung zu den Plänen des von US-Präsident Donald Trump
    eingesetzten Behördenchefs gilt als ausgemacht. Das Ende der
    Netzneutralität würde Unternehmen wie AT&T und Verizon, Charter oder
    Comcast in Zukunft unter anderem die Möglichkeit geben, im Internet
    eine Überholspur einzurichten und dort höhere Nutzungsgebühren zu
    erheben. Die Betreiber der Netzinfrastruktur hätten damit auch die
    Möglichkeit, Anbietern wie Alphabets Videoplattform Youtube, dem
    Streamingdienst Netflix oder Amazon Prime höhere Entgelte
    abzuverlangen, die mit ihren Inhalten Kabelfernsehprogramme
    kannibalisieren, während sie die Breitbandkapazitäten der
    Kabelanbieter bis zum Anschlag nutzen.

    Die Reaktionen orientierten sich an den bekannten
    Demarkationslinien. Während die Telekom- und Kabelkonzerne
    applaudierten, äußerten sich Internetkonzerne wie Facebook oder
    Netflix enttäuscht, wobei ihre schiere Größe sie vor negativen Folgen
    der Deregulierung schützen dürfte. Anders sieht es nach Einschätzung
    von Kritikern des FCC-Vorstoßes für Start-ups aus. Von der
    Regierungspartei gab es Zustimmung, während die Opposition wütend
    protestierte. Kritik kam auch von Verbraucherschutzorganisationen,
    die bereits ahnen, wer am Ende die (höhere) Zeche im deregulierten
    Internet bezahlen wird.

    Das Prinzip der Netzneutralität ist schon heute Fiktion. Das
    Internet ist auch unter den bestehenden Regelungen kein Feld mit
    gleichen Wettbewerbsbedingungen für alle. Geht es nach der FCC,
    werden die Regeln im Netz künftig von Telekom- und Kabelkonzernen
    gemacht, wofür Lobbyisten seit Jahren auch in Europa trommeln, weil
    das gut für den Wettbewerb, für Innovationen und am Ende das Beste
    für den Verbraucher sei.

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