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    Börsen-Zeitung  629  0 Kommentare Vor der Zeitenwende, Kommentar zu Thyssenkrupp von Christoph Ruhkamp

    Frankfurt (ots) - Trotz heftigem Gegenwind hält Thyssenkrupp-Chef
    Heinrich Hiesinger den Kurs beim mühsamen Umbau des Konzerns. Nach
    dem Verkauf des Skandal-Stahlwerks in Brasilien, das eine breite
    Blutspur in der Bilanz hinterlassen hat, und nach der
    milliardenschweren Kapitalerhöhung kann der Konzern mit einer
    stärkeren Eigenkapitalausstattung als finanziell stabilisiert gelten.
    Doch während das Gesamtunternehmen in kleinen Schritten in die
    richtige Richtung vorankommt, bleiben die Schwachstellen
    unverkennbar: Da ist der Chemieanlagenbau, dessen operativer Gewinn
    nach einer langen Auftragsflaute um zwei Drittel eingebrochen ist.
    Und da sind die Korruptionsrisiken im Kriegsschiffbau, dessen
    Finanzchefin gerade die Sparte verlässt.

    Im Vergleich zur Stahlfusion sind das jedoch die kleineren
    Probleme: Der für Anfang 2018 geplante Zusammenschluss der
    Stahlsparte mit dem Europageschäft des indischen Konkurrenten Tata
    Steel soll die Zeitenwende bringen. Nach der Trennung von diesem
    zyklischen Geschäft könnte Thyssenkrupp mit den lukrativen Sparten
    für Aufzüge und Automobilkomponenten als Technologieunternehmen
    gelten. Dann würden am Kapitalmarkt neue Bewertungsmaßstäbe angelegt,
    die den Aktienkurs voraussichtlich nach oben treiben.

    Für die Stahlfusion braucht Hiesinger jedoch einen Kompromiss mit
    den Gewerkschaftern der IG Metall, die im montan-mitbestimmten
    Aufsichtsrat die Hälfte der Mitglieder stellen. Welche Punkte
    verhandelt werden, ist klar: Es geht um Zusagen für Beschäftigung,
    Investitionen und Standorte - "für ein Jahrzehnt". Hier wird der
    Konzern den Arbeitnehmern wohl tatsächlich Zugeständnisse machen, um
    eine Kampfabstimmung zu verhindern.

    Etwas anders sieht es bei der Ausstattung des Joint Ventures mit
    6,5 Mrd. Euro Schulden aus, davon 4 Mrd. Euro von Thyssenkrupp. Diese
    Beträge sind mit dem Fusionspartner Tata schon ausverhandelt und
    führen dazu, dass jeder der beiden Partner 50 Prozent der Anteile
    hält. Nur so kann Thyssenkrupp die Stahsparte samt Schulden
    entkonsolidieren und die erwünschten Bilanzeffekte erzielen. Also
    darf daran nicht gerüttelt werden.

    Einen Kompromiss, der für die Gewerkschafter aber bestenfalls
    gesichtswahrend wäre, wird es wohl beim Holding-Sitz geben. Er muss
    in Amsterdam sein, damit sich Tata nicht als Verlierer fühlt.
    Nebenbei gibt es dort keine Montanmitbestimmung und Thyssenkrupp
    spart Steuern. Damit die Gewerkschafter zustimmen, dürfte man ihnen
    ergänzende Informationsrechte als Trostpflaster versprechen.

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