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    Börsen-Zeitung  730  0 Kommentare Korrekturgefahr, Analyse zum Ölmarkt von Dieter Kuckelkorn

    Frankfurt (ots) - Am kommenden Donnerstag wird es auf dem
    Opec-Treffen in Wien spannend. In der Sitzung, an der auch die
    Vertreter befreundeter Länder wie Russland teilnehmen, geht es um die
    Strategie über das Ende der aktuellen Förderkürzungen per Ende März
    2018 hinaus.

    Hinter den Kulissen wird bereits jetzt hart verhandelt. So
    berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg, dass sich Saudi-Arabien
    als das Opec-Schwergewicht und das von der Fördermenge her ebenso
    bedeutende Nichtmitglied Russland auf einen Deal geeinigt hätten.
    Danach sollen die Kürzungen, die sich unter Einbeziehung der
    Nichtmitglieder auf 1,8 Millionen Barrel pro Tag (bpd) belaufen, bis
    Ende 2018 verlängert werden. Allerdings müssten noch die Details
    ausgehandelt werden - für die Opec gilt der alte Satz, dass der
    Teufel im Detail steckt, in besonderem Maß. Dementsprechend war bei
    den Marktteilnehmern am Freitag auch keine Euphorie zu spüren. Der
    Brent-Ölpreis reagierte zwar positiv, aber nicht mit Überschwang.

    Noch lässt sich nicht sagen, ob damit das Ergebnis des Treffens
    bereits vorweggenommen ist, denn aus Opec-Kreisen sind auch andere
    Stimmen zu hören, die nur von einer Verlängerung bis Ende September
    ausgehen. Dieser Unterschied von drei Monaten ist bedeutsam, denn
    nach Einschätzung von Jan Edelmann, Rohstoffanalyst der HSH Nordbank,
    preist der Markt aktuell bereits eine Verlängerung bis Jahresende
    ein.

    Ein Scheitern der Verhandlungen ist auch noch nicht vollständig
    ausgeschlossen, was die aktuelle Zurückhaltung der Marktakteure
    ebenfalls erklärt. Bereits vor einem Jahr waren die Verhandlungen der
    Opec äußerst zäh, da jedes Mitglied Ausnahmen für sich geltend machen
    wollte. So sperrte sich der Iran lange gegen Kürzungen, weil das Land
    erst noch die Folgen des Ölembargos überwinden wollte. Am Ende hat
    dann Saudi-Arabien den größten Teil der Zeche übernommen und sogar
    dem Iran Zugeständnisse gemacht.

    Selbst wenn sich Saudi-Arabien und Russland auf Details einigen,
    ist damit ein neuer Deal noch nicht unter Dach und Fach. Die
    politischen Beziehungen zwischen Riad und Teheran haben sich
    drastisch verschlechtert. Viele Beobachter fürchten sogar einen Krieg
    zwischen Saudi-Arabien, den USA und Israel auf der einen Seite und
    dem Iran auf der anderen Seite. Die starken Spannungen dürften auf
    jeden Fall die Kompromissbereitschaft am Persischen Golf nicht gerade
    fördern.

    Was die zu erwartende Marktreaktion auf das Ergebnis des Treffens
    betrifft, so sieht es momentan mehr nach Druck auf den Ölpreis aus
    und weniger nach einem Höhenflug. Sollte sich die Opec nur auf eine
    Verlängerung um sechs Monate bis Ende September einigen, wären die
    Marktteilnehmer voraussichtlich sehr enttäuscht. Der Ölpreis würde
    vermutlich zumindest kurzfristig stark unter Druck geraten. Dasselbe
    dürfte geschehen, wenn die Opec eine Strategie des graduellen
    Ausstiegs aus den Kürzungen verkündet - auch wenn, wie Edelmann
    anmerkt, der von dem Kartell gewünschte Lagerabbau schon weit
    fortgeschritten und zu rund 85 Prozent abgeschlossen ist. Insofern
    hält er eine Verlängerung um lediglich sechs Monate für durchaus
    nachvollziehbar - was aber offensichtlich die Mehrheit der
    Marktteilnehmer anders sieht.

    Ringt sich die Opec zu einer Verlängerung bis Ende 2018 durch, so
    würde der Markt lediglich das bekommen, was er bereits fest einplant.
    Auch für diesen Fall ist eine negative Reaktion nicht ausgeschlossen.
    So rechnet Eugen Weinberg, Rohstoffanalyst der Commerzbank, mit einer
    Preiskorrektur aufgrund von Gewinnmitnahmen - analog zur Opec-Sitzung
    von Ende Mai. "Auch damals stiegen die Preise im Vorfeld in Erwartung
    einer Verlängerung deutlich. Nachdem die Opec genau dies bekannt gab,
    gaben die Ölpreise in den darauffolgenden dreieinhalb Wochen um knapp
    20 Prozent nach", erläutert er.

    Es gibt noch einen weiteren Faktor, der einen starken
    Preisaufstieg deckeln beziehungsweise dafür sorgen dürfte, dass
    eventuelle Avancen wenig nachhaltig sein werden. Aufgrund der
    deutlichen Erholung des Ölpreises hat die vom Boom bei Schieferöl
    getragene amerikanische Rohölproduktion zuletzt mit 9,66 Mill. bpd
    ein Allzeithoch erreicht. Weinberg rechnet damit, dass die Marke von
    10 Mill. bpd in Kürze erreicht wird. Aus fundamentaler Sicht, das
    heißt unter Ausklammerung aller Opec-Fantasie, ist daher ein
    Brent-Ölpreis von mehr als 58 Dollar kaum zu rechtfertigen. Es
    besteht also durchaus Korrekturgefahr am Ölmarkt.

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    Börsen-Zeitung Korrekturgefahr, Analyse zum Ölmarkt von Dieter Kuckelkorn Am kommenden Donnerstag wird es auf dem Opec-Treffen in Wien spannend. In der Sitzung, an der auch die Vertreter befreundeter Länder wie Russland teilnehmen, geht es um die Strategie über das Ende der aktuellen Förderkürzungen per Ende März …

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