Börsen-Zeitung
Korrekturgefahr, Analyse zum Ölmarkt von Dieter Kuckelkorn
Frankfurt (ots) - Am kommenden Donnerstag wird es auf dem
Opec-Treffen in Wien spannend. In der Sitzung, an der auch die
Vertreter befreundeter Länder wie Russland teilnehmen, geht es um die
Strategie über das Ende der aktuellen Förderkürzungen per Ende März
2018 hinaus.
Hinter den Kulissen wird bereits jetzt hart verhandelt. So
berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg, dass sich Saudi-Arabien
als das Opec-Schwergewicht und das von der Fördermenge her ebenso
bedeutende Nichtmitglied Russland auf einen Deal geeinigt hätten.
Danach sollen die Kürzungen, die sich unter Einbeziehung der
Nichtmitglieder auf 1,8 Millionen Barrel pro Tag (bpd) belaufen, bis
Ende 2018 verlängert werden. Allerdings müssten noch die Details
ausgehandelt werden - für die Opec gilt der alte Satz, dass der
Teufel im Detail steckt, in besonderem Maß. Dementsprechend war bei
den Marktteilnehmern am Freitag auch keine Euphorie zu spüren. Der
Brent-Ölpreis reagierte zwar positiv, aber nicht mit Überschwang.
Opec-Treffen in Wien spannend. In der Sitzung, an der auch die
Vertreter befreundeter Länder wie Russland teilnehmen, geht es um die
Strategie über das Ende der aktuellen Förderkürzungen per Ende März
2018 hinaus.
Hinter den Kulissen wird bereits jetzt hart verhandelt. So
berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg, dass sich Saudi-Arabien
als das Opec-Schwergewicht und das von der Fördermenge her ebenso
bedeutende Nichtmitglied Russland auf einen Deal geeinigt hätten.
Danach sollen die Kürzungen, die sich unter Einbeziehung der
Nichtmitglieder auf 1,8 Millionen Barrel pro Tag (bpd) belaufen, bis
Ende 2018 verlängert werden. Allerdings müssten noch die Details
ausgehandelt werden - für die Opec gilt der alte Satz, dass der
Teufel im Detail steckt, in besonderem Maß. Dementsprechend war bei
den Marktteilnehmern am Freitag auch keine Euphorie zu spüren. Der
Brent-Ölpreis reagierte zwar positiv, aber nicht mit Überschwang.
Noch lässt sich nicht sagen, ob damit das Ergebnis des Treffens
bereits vorweggenommen ist, denn aus Opec-Kreisen sind auch andere
Stimmen zu hören, die nur von einer Verlängerung bis Ende September
ausgehen. Dieser Unterschied von drei Monaten ist bedeutsam, denn
nach Einschätzung von Jan Edelmann, Rohstoffanalyst der HSH Nordbank,
preist der Markt aktuell bereits eine Verlängerung bis Jahresende
ein.
Ein Scheitern der Verhandlungen ist auch noch nicht vollständig
ausgeschlossen, was die aktuelle Zurückhaltung der Marktakteure
ebenfalls erklärt. Bereits vor einem Jahr waren die Verhandlungen der
Opec äußerst zäh, da jedes Mitglied Ausnahmen für sich geltend machen
wollte. So sperrte sich der Iran lange gegen Kürzungen, weil das Land
erst noch die Folgen des Ölembargos überwinden wollte. Am Ende hat
dann Saudi-Arabien den größten Teil der Zeche übernommen und sogar
dem Iran Zugeständnisse gemacht.
Selbst wenn sich Saudi-Arabien und Russland auf Details einigen,
ist damit ein neuer Deal noch nicht unter Dach und Fach. Die
politischen Beziehungen zwischen Riad und Teheran haben sich
drastisch verschlechtert. Viele Beobachter fürchten sogar einen Krieg
zwischen Saudi-Arabien, den USA und Israel auf der einen Seite und
dem Iran auf der anderen Seite. Die starken Spannungen dürften auf
jeden Fall die Kompromissbereitschaft am Persischen Golf nicht gerade
fördern.
Was die zu erwartende Marktreaktion auf das Ergebnis des Treffens
betrifft, so sieht es momentan mehr nach Druck auf den Ölpreis aus
und weniger nach einem Höhenflug. Sollte sich die Opec nur auf eine
Verlängerung um sechs Monate bis Ende September einigen, wären die
Marktteilnehmer voraussichtlich sehr enttäuscht. Der Ölpreis würde
vermutlich zumindest kurzfristig stark unter Druck geraten. Dasselbe
dürfte geschehen, wenn die Opec eine Strategie des graduellen
Ausstiegs aus den Kürzungen verkündet - auch wenn, wie Edelmann
anmerkt, der von dem Kartell gewünschte Lagerabbau schon weit
fortgeschritten und zu rund 85 Prozent abgeschlossen ist. Insofern
hält er eine Verlängerung um lediglich sechs Monate für durchaus
nachvollziehbar - was aber offensichtlich die Mehrheit der
Marktteilnehmer anders sieht.
Ringt sich die Opec zu einer Verlängerung bis Ende 2018 durch, so
würde der Markt lediglich das bekommen, was er bereits fest einplant.
Auch für diesen Fall ist eine negative Reaktion nicht ausgeschlossen.
So rechnet Eugen Weinberg, Rohstoffanalyst der Commerzbank, mit einer
Preiskorrektur aufgrund von Gewinnmitnahmen - analog zur Opec-Sitzung
von Ende Mai. "Auch damals stiegen die Preise im Vorfeld in Erwartung
einer Verlängerung deutlich. Nachdem die Opec genau dies bekannt gab,
gaben die Ölpreise in den darauffolgenden dreieinhalb Wochen um knapp
20 Prozent nach", erläutert er.
Es gibt noch einen weiteren Faktor, der einen starken
Preisaufstieg deckeln beziehungsweise dafür sorgen dürfte, dass
eventuelle Avancen wenig nachhaltig sein werden. Aufgrund der
deutlichen Erholung des Ölpreises hat die vom Boom bei Schieferöl
getragene amerikanische Rohölproduktion zuletzt mit 9,66 Mill. bpd
ein Allzeithoch erreicht. Weinberg rechnet damit, dass die Marke von
10 Mill. bpd in Kürze erreicht wird. Aus fundamentaler Sicht, das
heißt unter Ausklammerung aller Opec-Fantasie, ist daher ein
Brent-Ölpreis von mehr als 58 Dollar kaum zu rechtfertigen. Es
besteht also durchaus Korrekturgefahr am Ölmarkt.
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Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
bereits vorweggenommen ist, denn aus Opec-Kreisen sind auch andere
Stimmen zu hören, die nur von einer Verlängerung bis Ende September
ausgehen. Dieser Unterschied von drei Monaten ist bedeutsam, denn
nach Einschätzung von Jan Edelmann, Rohstoffanalyst der HSH Nordbank,
preist der Markt aktuell bereits eine Verlängerung bis Jahresende
ein.
Ein Scheitern der Verhandlungen ist auch noch nicht vollständig
ausgeschlossen, was die aktuelle Zurückhaltung der Marktakteure
ebenfalls erklärt. Bereits vor einem Jahr waren die Verhandlungen der
Opec äußerst zäh, da jedes Mitglied Ausnahmen für sich geltend machen
wollte. So sperrte sich der Iran lange gegen Kürzungen, weil das Land
erst noch die Folgen des Ölembargos überwinden wollte. Am Ende hat
dann Saudi-Arabien den größten Teil der Zeche übernommen und sogar
dem Iran Zugeständnisse gemacht.
Selbst wenn sich Saudi-Arabien und Russland auf Details einigen,
ist damit ein neuer Deal noch nicht unter Dach und Fach. Die
politischen Beziehungen zwischen Riad und Teheran haben sich
drastisch verschlechtert. Viele Beobachter fürchten sogar einen Krieg
zwischen Saudi-Arabien, den USA und Israel auf der einen Seite und
dem Iran auf der anderen Seite. Die starken Spannungen dürften auf
jeden Fall die Kompromissbereitschaft am Persischen Golf nicht gerade
fördern.
Was die zu erwartende Marktreaktion auf das Ergebnis des Treffens
betrifft, so sieht es momentan mehr nach Druck auf den Ölpreis aus
und weniger nach einem Höhenflug. Sollte sich die Opec nur auf eine
Verlängerung um sechs Monate bis Ende September einigen, wären die
Marktteilnehmer voraussichtlich sehr enttäuscht. Der Ölpreis würde
vermutlich zumindest kurzfristig stark unter Druck geraten. Dasselbe
dürfte geschehen, wenn die Opec eine Strategie des graduellen
Ausstiegs aus den Kürzungen verkündet - auch wenn, wie Edelmann
anmerkt, der von dem Kartell gewünschte Lagerabbau schon weit
fortgeschritten und zu rund 85 Prozent abgeschlossen ist. Insofern
hält er eine Verlängerung um lediglich sechs Monate für durchaus
nachvollziehbar - was aber offensichtlich die Mehrheit der
Marktteilnehmer anders sieht.
Ringt sich die Opec zu einer Verlängerung bis Ende 2018 durch, so
würde der Markt lediglich das bekommen, was er bereits fest einplant.
Auch für diesen Fall ist eine negative Reaktion nicht ausgeschlossen.
So rechnet Eugen Weinberg, Rohstoffanalyst der Commerzbank, mit einer
Preiskorrektur aufgrund von Gewinnmitnahmen - analog zur Opec-Sitzung
von Ende Mai. "Auch damals stiegen die Preise im Vorfeld in Erwartung
einer Verlängerung deutlich. Nachdem die Opec genau dies bekannt gab,
gaben die Ölpreise in den darauffolgenden dreieinhalb Wochen um knapp
20 Prozent nach", erläutert er.
Es gibt noch einen weiteren Faktor, der einen starken
Preisaufstieg deckeln beziehungsweise dafür sorgen dürfte, dass
eventuelle Avancen wenig nachhaltig sein werden. Aufgrund der
deutlichen Erholung des Ölpreises hat die vom Boom bei Schieferöl
getragene amerikanische Rohölproduktion zuletzt mit 9,66 Mill. bpd
ein Allzeithoch erreicht. Weinberg rechnet damit, dass die Marke von
10 Mill. bpd in Kürze erreicht wird. Aus fundamentaler Sicht, das
heißt unter Ausklammerung aller Opec-Fantasie, ist daher ein
Brent-Ölpreis von mehr als 58 Dollar kaum zu rechtfertigen. Es
besteht also durchaus Korrekturgefahr am Ölmarkt.
OTS: Börsen-Zeitung
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