checkAd

     3588  0 Kommentare Baldige Rezession oder doch Hochkonjunktur? - Seite 2


     
    Für eine Fortsetzung des US-Aufschwungs spricht derzeit auch, dass ihre Handelspartner stark expandieren. Zu beobachten ist keine Euroschuldenkrise oder ein Rohstoffpreisverfall, der das Wachstum in den Entwicklungsländern abgebremst hat. Stattdessen sinken die Arbeitslosenquoten weltweit und sollten auch 2018 für steigende Einkommen und eine hoch Nachfrage sorgen.
     
    Die flachere US-Zinsstrukturkurve könnte folglich auch technische Gründe haben. Dazu mag die Geldpolitik selbst beitragen: So führt ihre zukunftsweisende Kommunikationspolitik dazu, dass die Finanzmärkte so viel Orientierung erhalten, dass die Volatilität an den Anleihemärkten auf Rekordtiefstände gesunken ist. Natürlicherweise sinkt mit der geringeren Volatilität auch die Kompensation, die Anleger für die Unsicherheit bzw. das Risiko längerfristiger Anleihen erhalten: Diese Kompensation ist ein Grund für die in der Regel steile Zinsstrukturkurve – also die im Durchschnitt höheren langfristigen Zinsen. Ein anderer Grund wäre die Erwartung höherer Leitzinsen. Mit jeder Zinserhöhung der Notenbank nähert sie sich aber einem neutralen oder restriktiven Niveau stärker an, sodass das Potenzial für weitere Zinserhöhungen abnimmt. Auch mag die Einschätzungen von Marktteilnehmern, wie hoch das konjunktur- und inflationsneutrale Zinsniveau liegt in den letzten Jahren gesunken sein. Dies könnte ein zusätzlicher Grund für die niedrigeren Langfristzinsen sein.
     
    Zusammenfassend schliessen wir, dass konkrete Anzeichen für einen Abschwung der Weltkonjunktur oder einer US-Rezession weiterhin fehlen. Sollte aber die US-Zinskurve weiter deutlich verflachen oder sogar invertieren, würden wir unsere Prognosen revidieren müssen und eine vorsichtigere Anlagestrategie wählen. Derzeit ist dies nicht der Fall, sodass wir für risikobehaftete Anlageklassen wie Aktien weiterhin positiv gestimmt bleiben. Dies gilt auch für den US-Aktienmarkt, an dem wir bislang keinen übertriebenen Überschwang feststellen können, der eine Korrektur wahrscheinlicher machen würde.

    Seite 2 von 2




    Dr. Karsten Junius
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    Dr. Karsten Junius ist seit dem 1. April 2014 Chefökonom der Bank J. Safra Sarasin AG und hat die Leitung des Economic Research inne. Bevor er zur Bank J. Safra Sarasin stiess, war Dr. Junius beim Internationalen Währungsfonds als „Principal Economist“ tätig. In vorgängigen Positionen arbeitete er als Leiter Kapitalmarkt- und Immobilien Research bei Deka Bank und als Ökonom bei Metzler Asset Management GmbH. Davor war er Ökonom am Institut für Weltwirtschaft der Universität Kiel. Dr. Karsten Junius ist CFA Charterholder und doktorierte in Volkswirtschaft an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel.
    Mehr anzeigen
    Verfasst von Dr. Karsten Junius
    Baldige Rezession oder doch Hochkonjunktur? - Seite 2 Eines ist klar, auch im 4. Quartal 2017 boomt die Weltwirtschaft. Aber wie lange noch? Die US-Expansion geht bereits in ihren 102. Monat. Und die US-Zinsstrukturkurve verflacht zunehmend – ein in der Vergangenheit geeigneter Indikator für eine wirtschaftliche Abschwächung. Es gibt aber einige gute Gründe auch für 2018 positiv zu bleiben.

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer