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    Börsen-Zeitung  491  0 Kommentare Opec vorerst am Ziel, Marktkommentar von Dieter Kuckelkorn

    Frankfurt (ots) - Auch am Tag nach der Entscheidung der
    Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) und weiterer
    Produzenten unter Führung von Russland will unter den Akteuren am
    Ölmarkt keine rechte Euphorie aufkommen. Mit rund 63,50 Dollar je
    Barrel (159 Liter) befindet sich der Brent-Ölpreis in etwa auf dem
    Niveau von vor der Opec-Entscheidung.

    Die Marktteilnehmer sind sich darüber im Klaren, dass auch die in
    Wien am Sitz der Opec beschlossene "große Lösung" eine Verlängerung
    der Förderrestriktionen für insgesamt 30 Länder um neun anstelle von
    sechs Monaten wenig an der Versorgungslage des Ölmarktes ändert. Je
    mehr und je länger die Opec die Förderung kürzt, desto mehr werden
    amerikanische Schieferölproduzenten in die Bresche springen und ihre
    Produktion steigern. Sie gelten mittlerweile als die
    Swing-Produzenten am Markt mit einer sehr hohen Preiselastizität des
    Angebots. Sie erweisen sich damit letztlich als marktbeherrschend. In
    dieser Rolle haben sie Saudi-Arabien abgelöst.

    So hat die Energy Information Administration (EIA) der
    US-Regierung am Tag des Opec-Ministertreffens mitgeteilt, dass die
    US-Ölproduktion im September sehr kräftig und völlig unerwartet um
    290.000 Barrel pro Tag (bpd) gestiegen ist. Die US-Produzenten haben
    damit auf die Preisentwicklung reagiert, denn im September hat der
    Ölpreis recht kräftig angezogen, und zwar bei der Sorte Brent von
    rund 52 Dollar auf fast 60 Dollar. Mittlerweile fördern die USA nach
    neuesten EIA-Zahlen 9,66 Mill. bpd, was bereits ein Rekordniveau
    darstellt. Viele Analysten rechnen damit, dass Ende dieses Jahres die
    Schallmauer von 10 Mill. bpd durchstoßen wird.

    Unbehagen der Saudis

    Bei der Opec löst dies zweifellos Unbehagen aus. Dies war dem
    saudi-arabischen Ölminister Khalid al-Falih deutlich anzusehen, als
    er auf der Opec-Pressekonferenz am Donnerstagabend auf die
    US-Schieferölproduzenten hinwies. Al-Falih gab sich zwar demonstrativ
    entspannt, indem er anmerkte, er denke nicht, dass Schieferöl in der
    Lage sei, die "Last zu übernehmen", die daraus resultiere, dass die
    Ergiebigkeit der konventionellen Ölförderung rund um den Globus
    nachlässt. Der saudische Minister sprach von 7 Mill. bpd, die es zu
    ersetzen gebe - wobei allerdings nicht klar ist, auf welchen
    Zeithorizont sich al-Falih bezieht. Was die Möglichkeiten der
    US-Schieferölproduzenten angeht, ausbleibende Fördermengen der Opec
    kurz- bis mittelfristig zu ersetzen, vertreten Analysten meist eine
    andere Meinung. Insofern rechnen die meisten Marktbeobachter damit,
    dass sich der Ölpreis in den kommenden Wochen und Monaten eher nach
    unten als nach oben bewegt. Als aktuell fundamental gerechtfertigtes
    Niveau gelten vielen Analysten rund 58 Dollar je Barrel Brent. Die
    Analysten der Commerzbank verweisen in diesem Zusammenhang auf die
    immer noch rekordhohen Netto-Long-Positionen an den US-Terminmärkten,
    mit denen Anleger auf einen weiter steigenden Ölpreis setzen.

    Allerdings sind die meisten Beobachter davon überzeugt, dass es
    der Opec kurz- bis mittelfristig gelingen wird, für den von ihr
    erwünschten Abbau der Lagerbestände in den OECD-Ländern auf ihren
    Fünfjahresdurchschnitt zu sorgen. Die offene Frage ist, wann das
    erfolgen wird und was dann geschieht. So hatte zuletzt der Ausfall
    der kanadisch-amerikanischen Keystone-Pipeline einen deutlichen und
    unerwarteten Abbau der Lagerbestände am wichtigen US-Knotenpunkt
    Cushing in Oklahoma bewirkt. Insofern ist es von Bedeutung, ob die
    Opec und die mit ihr verbündeten Produzenten in der Lage sind, auf
    eine vorzeitige Zielerfüllung zu reagieren. Gelingt das nämlich
    nicht, würde der Markt unterversorgt. Die Folge davon wäre ein
    kräftiger Preisanstieg, auf den die US-Schieferölproduzenten mit
    einem Hochfahren ihrer Förderung reagieren würden.

    Sorge der Russen

    Folge davon wären deutliche Marktanteilsverluste der Opec und der
    ihr angeschlossenen Länder, was insofern ein größeres Problem
    darstellt, als es lange dauern kann, Marktanteile zurückzugewinnen.
    Dies war die Sorge, die Russland vor der Opec-Sitzung umtrieb.
    Allerdings sind die Analysten von Barclays davon überzeugt, dass die
    jüngste Opec-Einigung auch einen funktionierenden Mechanismus zur
    Reaktion auf die Marktlage per Jahresmitte 2018 enthält. Andere
    Beobachter sind sich da allerdings nicht so sicher. Eines ist aber
    klar, der Opec ist es - unter Führung von Saudi-Arabien und dem
    Nicht-Mitglied Russland - gelungen, den Ölpreis vorerst zu
    stabilisieren.

    OTS: Börsen-Zeitung
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