Verband warnt vor Milliardenkosten durch EU-Sanierungsquote
Der Bundesverband der deutschen Wohnungsunternehmen GdW warnt vor den Folgen einer europaweiten Sanierungsquote für Mietwohnungen.
„In Deutschland könnten die 750 kommunalen und öffentlichen Wohnungsunternehmen mit 2,3 Millionen Wohnungen von der geplanten verpflichtenden Sanierungsrate betroffen sein“, zitiert die WELT aus
einem Brief, den der GdW gemeinsam mit dem Deutschen Mieterbund am Mittwoch an das EU-Parlament in Straßburg geschickt hat. Der zuständige Ausschuss des EU-Parlaments hatte vor einigen Tagen
mehrheitlich dafür gestimmt, eine entsprechende Richtlinie so zu ändern, dass künftig jedes Jahr drei Prozent aller öffentlichen Wohnungen energetisch saniert werden müssten, um mehr Energie zu
sparen. In dem Schreiben appellieren die Verbände an die Parlamentarier, dem Änderungsantrag aus dem Ausschuss bei der Abstimmung im Plenum im Januar nicht zuzustimmen.
Da die Vorschriften für energetische Sanierung in Deutschland ohnehin relativ streng seien, entstünden Kosten von 30.000 Euro pro Wohneinheit, heißt es in dem Brief. Das sorge für Mietsteigerungen
von monatlich zwei Euro pro Quadratmeter. Die kommunalen Wohnungsgesellschaften, die auch einen großen Teil der Sozialwohnungen stellen sowie insgesamt mehr günstigen Wohnraum anbieten als private
Unternehmen, bringen dem Bericht der WELT zufolge aktuell jährlich nur rund ein Prozent ihrer Bestände energetisch auf Stand.
„Kommunale Unternehmen in Deutschland können bei der geforderten dreiprozentigen Sanierungsquote in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten, da sie selbst für die Finanzierung der Maßnahmen sorgen
müssen“, sagte der GdW-Referentin für Energie, Ingrid Vogler. „In Frankreich dagegen ist das kein Thema, da die Unternehmen des sozialen Wohnungsbaus dort rein staatlich finanziert sind. Das ist
bei uns anders.“ Özgür Öner, Leiter des Brüsseler GdW-Büros, sagte: „Bei 28 verschiedenen Mitgliedstaaten mit völlig unterschiedlichen Wohnungsmärkten kann ein gut gemeinter Vorschlag im einem Land
etwas Gutes bewirken, in einem anderen aber eine Katastrophe auslösen.“
Lesen Sie auch
Dieser Beitrag erschien in der Welt am 7.12.2017.