Ohne Deutschland: Vom Siegeszug der Bitcoin-Automaten
Eigentlich möchten Banken den Geldautomaten abschaffen. Kunden sollen alle Transaktionen über Apps machen und sich Geld im Supermarkt an der Kasse auszahlen lassen. Kryptowährungen könnten dem Geldautomat einen zweiten Frühling bescheren.
Am 1. Dezember 2017 gab es rund 1.300 Kryptowährungen, die eine Marktkapitalisierungen von circa 325 Milliarden Dollar hatten. Im Vergleich dazu gibt es nur circa 160 Fiat-Währungen. Der Dollar und Euro gelten als internationale Leitwährungen. Für Investoren sind die größten virtuellen Währungen am spannendsten. Dazu gehören (Stand 11. Dezember 2017): Bitcoin BTC, Ethereum, Bitcoin-Cash, IOTA, Ripple, Litecoin, Dash, Monero, Bitcoin Gold und NEM XEM. Viele interessierte Anleger fragen sich, wie kann ich einfach Kryptowährungen kaufen?
Markus Miller berichtete im Interview mit nt-tv: "In der ganzen Welt gibt es über 1.250 Bitcoin-Geldautomaten. Viele davon in Österreich, viele in Tschechien, einige in Frankreich, über 60 in Großbritannien, über 800 in den USA und über 400 in Kanada. Liechtenstein hat gerade seinen ersten Automaten erhalten. Deutschland hat keinen einzigen für die Öffentlichkeit." Und weiter berichtet Miller über den Zustand in Deutschand: "Es gibt aktuell nur drei Bitcoin-Geldautomaten zu Forschungszwecken. Ich bin sicher, bei dem Bitcoin-Boom wird es schon bald eine Bank sein, die den ersten Automaten aufstellt, vermutlich zu Marketingzwecken."
Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass 1967 die Barclays Bank in einer Filiale nördlich von London den ersten Geldautomaten aufstellte. Seinerzeit prüfte die Maschine einen Scheck, entwertete ihn und der Kunde bekam den Gegenwert ausbezahlt. In der Zwischenzeit haben sich die Handlungsoptionen so weit ausgedehnt, dass an vielen Orten der Automat die Bank komplett ersetzt. Obwohl viele Menschen - besonders in Deutschland - am Bargeld hängen, erfolgen immer mehr Zahlungen über Online-Banking oder mit Karten. Der Bitcoin-Automat fehlt bislang auf Deutschlands Straßen und Fußgängerzonen. In Kanada wurde bereits 2013 der erste Bitcoin-Automat aufgestellt. Seitdem ist die Anzahl zum Beispiel in Südkorea stark in die Höhe geschossen. Bezahlen kann man mit dem Bitcoin mittlerweile vielerorts.
Seit gut einem Jahr betreibt das Unternehmen EY Schweiz am Zürcher Firmensitz einen Bitcoin-Automaten. In dieser Zeit hat sich der Bitcoin-Kurs um das 20-Fache gesteigert. Bis Ende Oktober 2015 wurden Zahlungen am EY-Automaten Transaktionen von über einer halben Million Franken getätigt, so Cash.ch. Und weiter heißt es, dass die Nutzer des Automaten kleinere Beträge handeln, wobei mehr Bitcoin angekauft als verkauft wurden.
Auch die SBB ermöglichen seit gut einem Jahr den Bitcoin-Handel an sogenannten Billetautomaten, was schon über 6.000 Kunden genutzt haben, so Cash.ch. Der Automat spuckt nach der Transaktion einen Zettel mit dem Bitcoin-Guthaben aus, der per Handy-App in eine Art elektronisches Portemonnaie eingelesen werden kann. Die Schweizer Staatsbahnen gaben bislang nicht bekannt, wie viel Volumen dort umgesetzt wurde. Es dürfte aber noch deutlich mehr sein als bei EY, da die SBB den Bitcoin-Handel an verschiedenen Standorten anbietet. Bei den SBB können von 20 bis 500 Franken in Bitcoins getauscht werden, maximal sind im Jahr 5.000 Franken möglich. Im Vergleich zu Online-Börsen sei der Handel mit Bitcoin am Automaten einfacher, so die EY-Mediensprecherin Karin Mateu.
Die Online-Währung Bitcoin hat mittlerweile auch Südtirol erreicht, in Eppan und Bozen stehen bereits Bitcoin-Automaten. In Deutschland sind Kunden bislang noch immer an Online-Marktplätze, etwa Coinbase oder Bitcoin, gebunden, auf denen Privatpersonen Bitcoins kaufen oder verkaufen können. Bezahlt wird die Kryptowährung per Überweisung vom eigenen Bankkonto. Bis das über die Bühne geht, bleiben sie auf einem Treuhänderkonto. Hat die Transaktion geklappt, werden die Bitcoins auf dem Börsenkonto des Nutzers gutgeschrieben. Das birgt ein gewisses Risiko, denn die Plattformen können pleitegehen und damit auch die Bitcoins auf dem Konto verschwinden, wie Christian Mäder von Bitcoinnews.ch sagte.
Nicht nur Bitcoin, sondern auch Ethereum-Automaten werden in Betrieb genommen. Im Sommer 2017 wurden Automaten in Toronto, Brampton und Etobicoke installiert. Das Prinzip der Ethereum-Automaten ist das Gleiche wie bei den bereits bekannten Bitcoin-Automaten. Um Ethereum erwerben zu können, müssen die Nutzer lediglich eine gültige Ethereum-Adresse eintragen und entsprechend in Fiatwährung bezahlen. Die Automanten ebnen den Weg zum Mainstream.
Der Bitcoin-Hype zieht auch Kriminelle an: Jüngstes Hacker-Opfer ist der Online-Marktplatz NiceHash. Der slowenischen Plattform, auf der Nutzer Rechenleistung ihrer Computer gegen die Kryptowährung tauschen konnten, wurden nach eigenen Angaben etwa 4.700 Bitcoins gestohlen, so die taz. Unterdessen denkt die schwedische Notenbank bereits über ein eigenes Cyber-Geld nach. Die Zukunft der Digitalwährungen wird also von viel mehr abhängen als nur vom Bitcoin.
Bitcoin-Automaten haben es in Deutschland besonders schwer, denn für den Betrieb eines solchen Automaten ist eine Banklizenz notwendig, die man erst von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) erhalten muss. Die Regulation ist daher streng. Zuletzt warnte die Chefin der Wertpapieraufsicht der Bafin, Elisabeth Roegele, vor möglichen Totalverlusten und "windigen Geschäftemacher am Markt."
