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    Marktkommentar  577  0 Kommentare Fred Fromm: (Franklin Templeton): Setzt im Energiesektor eine Trendwende ein?

    Viele Anleger zögern trotz der jüngsten Ölpreisrally Energieaktien zu kaufen. Besonders schwach zeigten sich Aktien von Ölfelddienstleistern.

    Viele Anleger erinnern sich noch an die Schockwellen wegen des dramatischen Ölpreisverfalls 2014-2015 und scheuten daher weiter Energieaktien – selbst als die Preise sich dieses Jahr langsam erholten. Fred Fromm, erläutert, weshalb Anleger ihre Zurückhaltung aufgeben sollten. Er blickt über die kurzfristige Volatilität hinaus und analysiert die Fundamentaldaten der Branche.

    Die weltweiten Ölpreise sind Anfang November 2017 auf ein 2-Jahres-Hoch gestiegen, nachdem sie im September und Oktober Gewinne verbuchen konnten. Getragen wurden die Ölpreise von einem kräftigen Nachfragewachstum in vielen Teilen der Welt, allen voran in den Schwellenländern. Außerdem kamen ihnen die Drosselung der Fördermenge zugute, durch die sich das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage angespannt hat.

    Wie das allgemein unterdurchschnittliche Abschneiden des Sektors in diesem Jahr belegt, zögern viele Anleger trotz der jüngsten Ölpreisrally nach wie vor, Energieaktien zu kaufen.[1] Besonders schwach entwickelten sich Aktien von Ölfelddienstleistern.

    Weshalb Anleger beim Kauf von Energieaktien zögern

    Nach der dreijährigen Talfahrt der Ölpreise ist die Scheu vieler Anleger vor Energieaktien unverändert. Begonnen hat der Preisverfall 2014, als das weltweite Angebot hauptsächlich wegen der US-Schieferöl-Revolution begann, die Nachfrage rasant zu übertreffen. Die als Referenz dienenden Preise für die Sorten West Texas Intermediate (WTI) und Brent sanken 2016 unter 30 USD je Barrel. Viele Unternehmen gingen daraufhin Konkurs oder kürzten ihre Ausgaben für Exploration und Produktion.

    Der anfängliche Rückgang der Förderung in den USA kombiniert mit den koordinierten Drosselungen der Fördermengen durch wichtige Lieferanten der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) und deren Partner verhalfen dem Ölpreis wieder auf ein Niveau von 50-60 USD pro Barrel in diesem Jahr. Dennoch liegen die Preise noch weit unter dem Höchststand von über 100 USD vor vier Jahren.

    Angesichts des aktuellen Niedrigpreisklimas, der Marktvolatilität und der ungewissen Zukunft schätzen viele Anleger Öldienstleister als zu riskant ein. Das wiederum hat diesen Aktien attraktivere Bewertungen beschert, die unseres Erachtens lohnende Anlagechancen zutage fördern könnten.

    Wir halten es für eine gängige Fehlannahme, dass Energieaktien einen höheren Ölpreis benötigen, um Aufwärtspotenzial zu realisieren. Wir haben festgestellt, dass Preisstabilität ein gutes Klima für das Prosperieren wachstumsorientierter Unternehmen schaffen kann. Zudem werden die Ausgaben von Versorgern maßgeblich durch ihre Cashflows bestimmt, die von sinkenden Kosten und Effizienzsteigerungen profitieren können.

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    Selbstverständlich würden die Produzenten von einem Anstieg der Preise profitieren, aber das ist keine notwendige Voraussetzung. Vor allem haben viele Explorations- und Produktionsunternehmen aus dem Öl- und Gassektor heute dank des Factory-Modells zur Erschließung unkonventioneller Vorkommen reichlich Möglichkeiten, bei historisch geringem Risiko zu wachsen.

    Viele Anleger scheinen uns auch aus anderen Gründen bei Energieaktien vorsichtig zu sein. Einige meinen, dass die höhere Ölproduktion in den USA zu einem Rückgang der Preise und der Ausgaben führen wird, obwohl zahlreiche Berichte in eine andere Richtung deuten. Und der einzige Möglichkeit für eine voraussichtliche Fortsetzung des Produktionswachstums besteht in höheren Ausgaben und verstärkten Bohraktivitäten. Davon werden Öldienstleister profitieren.

    Wir gehen davon aus, dass die Förderung in den nächsten Quartalen schneller steigen wird, was für die Fundamentaldaten am Ölmarkt aber nicht übermäßig problematisch sein dürfte. In gewisser Weise ist dies sogar erforderlich, um den natürlichen Rückgang der Fördermengen in anderen Teilen der Welt auszugleichen. Ausgehend von unseren Analysen sind wir der Ansicht, dass höhere Ausgaben erforderlich sind, um langfristig das Gleichgewicht am Markt zu erhalten.

    Viele Anleger fragen sich außerdem, wann eine umfassende Akzeptanz von Elektroautos zu einem Rückgang der Ölnachfrage führen wird. Wirbestreiten das Risiko aufgrund von Elektroautos zwar nicht, aber äußerst rationale Erwartungen gehen davon aus, dass erst etwa Mitte des nächsten Jahrzehnts mit bedeutenden Auswirkungen zu rechnen ist.

    Und sogar dann wird sich die Akzeptanz von Elektroautos nach unserer Einschätzung deutlich geringer auf die Ölnachfrage auswirken, als die hohen Annahmen vermuten lassen. Wir haben festgestellt, dass sogar die vehementesten Verfechter von Elektroautos ein Wachstum des Absatzes bei gasbetriebenen Autos in den kommenden Jahrzehnten prognostizieren.

    Auf kurze Sicht gehen wir davon aus, dass die Ölpreise weiter von den Kürzungen der Fördermengen profitieren werden. Diese haben zu einem angespannteren Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage geführt. Die OPEC und andere wichtige Öllieferanten, wie etwa Russland, werden unserer Meinung zufolge die Ölfördermenge weiter drosseln, um das weltweite Überangebot zu reduzieren.

    Ausblick für Aktien von Ölfelddienstleistern

    Ölfelddienstleister leiden nach unserer Einschätzung unter der Unnachgiebigkeit der Anleger. Wir finden, dass die schwachen Fördertrends in den USA, sinkende Bestände und steigende Ölpreise inzwischen als Stütze für die künftigen Ausgabenmuster eingestuft werden sollten.

    Aus den oben genannten Gründen sehen wir bei ausgewählten Ölfelddienstleistern nach wie vor Anlagechancen. Die Schätzungen zu den künftigen Umsätzen und Gewinnen wurden bei diesen Aktien gesenkt, da die starke Zunahme der Aktivitäten in diesem Jahr nach Ansicht der Analysten lediglich zu einem Anstieg der Ausgaben geführt hat.

    Unseres Erachtens erscheinen die aktuellen Bewertungen nicht nur angemessen, sondern möglicherweise auch zu konservativ. Bei vielen Unternehmen können die Schätzungen für 2018 durch Annualisierung der erwarteten Ergebnisse für das vierte Quartal realisiert werden. Das deutet darauf hin, dass die Schätzungen bei konstanten Aktivitäten erreichbar sind. Wir halten dies für unwahrscheinlich angesichts von Ölpreisen, die auf den höchsten Ständen seit zwei Jahren notieren.

    Die Bewertungen scheinen uns ausgehend von diesen vergleichsweise konservativen Schätzungen attraktiv. Das könnte den Aktien von Ölfelddienstleistern erneut Aufwärtspotenzial bescheren, wenn die Erwartungen korrigiert werden.

    Für besonders attraktiv halten wir die Aktien von Ölfelddienstleistern mit umfangreichen Aktivitäten auf dem US-Onshore-Markt.  Rasantes Wachstum verzeichnen auch einige kleinere Unternehmen auf dem stärksten Markt: dem für Hochdruckpumpen oder hydraulische Stimulation im Permischen Becken von Texas.

    Gleichzeitig gehen wir davon aus, dass sich die Ausgaben im kommenden Jahr auch auf andere Märkte ausweiten werden. Davon könnten unseres Erachtens Unternehmen profitieren, die andere Dienstleistungen in den USA erbringen, sowie Akteure, die wegen ihrer Aktivitäten auf Offshore- und Nicht-US-Märkten wenig gefragt waren.



    Rechtliche Hinweise:

    Die Kommentare, Meinungen und Analysen in diesem Dokument dienen nur zu Informationszwecken und sind nicht als persönliche Anlageberatung oder Empfehlung für bestimmte Wertpapiere oder Anlagestrategien anzusehen. Da die Märkte und die wirtschaftlichen Bedingungen schnellen Änderungen unterworfen sind, beziehen sich Kommentare, Meinungen und Analysen auf den Zeitpunkt der Veröffentlichung und können sich ohne Ankündigung ändern. Dieses Dokument ist nicht als vollständige Analyse aller wesentlichen Fakten in Bezug auf ein Land, eine Region, einen Markt, eine Anlage oder eine Strategie gedacht.




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