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     2874  5 Kommentare Jahresendkolumne: Wie geht es mit uns weiter?

    Neulich erst habe ich mitbekommen, dass es auf einer Internetseite, auf der auch meine Kolumnen erscheinen, Kommentare dazu gibt. Als ich lese, oder zumindest versuche, zu lesen, welcher Hass da im Rahmen der Diskussion um den Bitcoin über die Politik unserer Notenbanken zu finden ist, stelle ich mit Entsetzen fest:

     

    Diese Leute können ja gar nicht richtig schreiben! Sich über die Politik zu erregen, selbst aber nicht einmal die Grundregeln der Rechtschreibung und des Kommasetzens zu beherrschen, das scheint heute die Idealkombination zu sein.

     

    Wahrscheinlich ist das in leicht abgewandelter Form wirklich ein treffendes Bild unserer Zeit.

     

    Wobei ich mich allerdings schon seit Beginn der Internetrevolution frage, wie eigentlich ein derartig „rückständiges“ Medium, welches anstelle der bequemen Sprache das aufwendige und vergleichsweise schwierige Schreiben gesetzt hat, so einen Erfolg haben konnte?

     

    Ich kann mir das eigentlich nur dadurch beantworten, dass Schreiben eben unpersönlicher ist als Reden. Dahinter kann man sich besser verschanzen. Und wahrscheinlich ist das in leicht abgewandelter Form ebenfalls ein wirklich treffendes Bild unserer Zeit.

     

    Überall im Lande schlagen derzeit die Kommunen Alarm, weil sie mit den Flüchtlingen nicht mehr klarkommen, die bereits seit Jahren eingepfercht in Sinn- und Aussichtslosigkeit den Hang zu Aggressivität entwickeln. Da haben wir nicht wieder gutzumachende Fehler begangen.

     

    Leider sieht das Bild unserer eigenen Jugend auch nicht viel besser aus. Die Schulabschlüsse von heute sind mit denen von vor ein paar Jahrzehnten nicht mehr zu vergleichen. Und gegen die Disziplin in unseren Schulen sind Flüchtlingsheime eher Horte der Ruhe. Mit diesen Leuten werden wir sicherlich auf den Weltmärkten nicht bestehen können.

     

    Irgendwann wird es bei uns wohl auch der Letzte mitbekommen, dass unser liberales Streichelmodell zum Scheitern verurteilt ist. Da braucht man gar keine Verschwörungstheorien à la AfD. Das Kaputtmachen unseres Landes ist keine Verschwörung, sondern die Rückseite unserer Geisteshaltung, alles anders zu machen als die Nazis das früher getan haben. Aber wirklich alles. Bis auf die Autobahnen, die bauen wir ja weiter.

     

    Deutschland ist das einzige Land der Welt, in dem man ohne Papiere einreisen, aber ohne nicht Papiere nicht mehr abgeschoben werden kann. Und wahrscheinlich ist es auch das einzige Land, in dem sich die Straftäter über die Polizei und Justiz lustig machen, weil diese so lasch sind.

     

    In seiner Weihnachtsansprache hat der Bundespräsident die Menschen in Deutschland aufgefordert, sich für unser Land einzusetzen. Doch will ich das eigentlich, habe ich mich selbst daraufhin gefragt? Will ich mich für diese Melange aus Wegsehern und Kaputtmachern engagieren, die in unserer Verwaltung und zu Teilen auch in der politischen Führung sitzen?

     

    Ich hoffe nur, dass nicht allzu viele Menschen ähnliche Gedanken hegen wie ich. Denn dann könnte es irgendwann wirklich ernst werden. Anderweitig werden wir aber sicherlich weiterhin gute Jahre vor uns haben. Ich wünsche zunächst einmal ein frohes und erfolgreiches 2018.

     

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    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
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    Jahresendkolumne: Wie geht es mit uns weiter? Deutschland ist schlichtweg einzigartig

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