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    Marktkommentar  809  0 Kommentare Dr. Daniel Hartmann (BANTLEON): Wolkenkuckucksheime sind kein Dauerzustand

    Das Eis, auf dem sich die Märkte bewegen, wird immer dünner. Kleinste Unsicherheiten können bereits Rückschläge erzeugen, meint Dr. Daniel Hartmann.

    Anfang 2018 herrscht an den Finanzmärkten grosse Gelassenheit. Dies ist ein spürbarer Unterschied zu 2015, 2016 und 2017 als der Jahresauftakt jeweils von starker Nervosität geprägt war. Alle Probleme scheinen derzeit indes wie weggeblasen: Der US-Präsident schreckt kaum noch, in Europa herrscht Aufbruchsstimmung, die Lage in China hat sich stabilisiert und der Ausstieg aus der ultraexpansiven Geldpolitik verläuft reibungslos.

    Darüber hinaus boomt weltweit die Konjunktur. Wolkenkuckucksheime sind indes kein Dauerzustand. Das Eis, auf dem sich die Märkte bewegen, wird immer dünner. Kleinste Unsicherheiten können bereits Rückschläge erzeugen. Wir rechnen infolgedessen mit einem holprigen 1. Halbjahr 2018.

    Die Börsianer erleben derzeit einen entspannten Jahreswechsel – ganz anders als 2015, 2016 und 2017. Damals war die weihnachtliche Besinnlichkeit an den Finanzmärkten stets schnell verflogen. Bereits die ersten Januartage waren von grosser Unruhe geprägt. Anfang 2017 hielt der neugewählte US-Präsident die Börsen in Atem. Seine Drohgebärden gegenüber dem Ausland (Strafzölle, Mauerbau, NAFTA-Kündigung) stellten ein ernstes weltwirtschaftliches Risiko dar.

    Den Europäern sass darüber hinaus der Brexit-Schock tief in den Knochen. Dies liess Schlimmstes für die anstehenden Wahlen in Frankreich und den Niederlanden befürchten. Die Phantasien reichten bis zu einem Auseinanderbrechen der EU und der Eurozone.

    2016 schickte China die Börsen gleich zum Jahresauftakt auf Talfahrt und drückte den DAX unter die 10.000-Punkte-Marke. Die Furcht vor einer breiten Kapitalflucht aus dem Reich der Mitte und einem unkontrollierten Absturz der chinesischen Wirtschaft war gross.

    Wieder 12 Monate zuvor rüttelte die Schweizer Nationalbank die Börsen rund um den Globus wach, als sie den Mindestkurs gegenüber dem Euro ohne Vorwarnung aufhob. Die Handlung der SNB verstärkte die grundsätzlichen Zweifel an der ultraexpansiven Geldpolitik – wenn selbst die stabile Schweiz dadurch ins Wanken gerät, war grösste Vorsicht geboten. 

    Anfang 2018 scheinen viele der Probleme der Vorjahre wie weggeblasen. Statt Strafzölle auf ausländische Produkte zu verhängen, beglückte Donald Trump die Märkte kurz vor Weihnachten mit einer Steuerreform und sorgte damit für einen zusätzlichen Wachstumsimpuls. In Frankreich ist das Schreckgespenst Marine le Pen nahezu in der Versenkung verschwunden. Stattdessen herrscht dank Emmanuel Macron in Europa fast so etwas wie Aufbruchsstimmung. 

    Unterdessen regiert Präsident Xi Jinping in China mit ruhiger Hand. Die Modernisierung seiner Wirtschaft scheint besser voranzukommen als gedacht. Die Kapitalflucht konnte vorerst gestoppt werden.

    Auch der Ausstieg aus der ultraexpansiven Geldpolitik verläuft bislang relativ reibungslos. Die Fed steuert in diesem Jahr auf einen Leitzins von über 2,00% zu und kürzt ihre Bilanz voraussichtlich um ca. 400 Mrd. USD. Die EZB dürfte Ende 2018 immerhin ihre Anleihenkäufe auslaufen lassen.

    Den grössten Rückenwind für die Börsen erzeugt aber zweifellos die freundliche Konjunktur. Sowohl die europäische, asiatische und amerikanische Wirtschaft geht mit Schwung ins neue Jahr. Dazu passend erreichte der globale Einkaufsmanagerindex der Industrie im Dezember ein 7-Jahres-Hoch. Im 1. Quartal 2018 wird der weltwirtschaftliche Boom somit anhalten.

    So weit so gut. Damit die Euphorie an den Finanzmärkten indes anhält, bedarf es eines stetigen Nachschubs an positiven Überraschungen. In dieser Hinsicht nimmt unsere Skepsis zu. Wir gehen davon aus, dass das konjunkturelle Momentum – und damit auch das globale Geschäftsklima – im laufenden Quartal den Hochpunkt durchschreitet. Kommt hinzu, dass auf den aktuellen Niveaus die Luft immer dünner wird und bereits wenig ausreicht, um Rückschläge hervorzurufen. Geraten die Kurse der Risikoassets aber erst einmal unter Druck, wird dies auf die Realwirtschaft zurückwirken und für einen Dämpfer beim globalen Wachstum sorgen. Im Ergebnis dürfte das 1. Halbjahr 2018 aus unserer Sicht holpriger verlaufen als die vergangenen 12 Monate.




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