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    Bitcoin Blase  788  0 Kommentare Bitcoin - Blase

    Als ich im Skiurlaub im Jahr 2000 an einem Lift anstand, hörte ich ungewollt die Unterhaltung eines Paares vor mir in der Schlange. Sie zu ihr: „Wie war das letzte Jahr bei Euch beruflich?“. Darauf die Andere: „Franz hat seinen Job an den Nagel gehängt und ist jetzt Day-Trader. Damit verdient er am Neuen Markt in einer Woche so viel wie zuvor als Architekt im ganzen Monat“. Zum Glück kam in diesem Moment der Lift und verhinderte meine Einmischung in die Diskussion. Hatte nicht Börsenaltmeister Kostolany gerade erst in seinem legendären TV-Auftritt in einer NDR-Talk-Show außer sich vor Rage vor den Betrügereien des Neuen Marktes gewarnt? Und hatte ich mich nicht gerade noch vor meinem Urlaubsantritt im IAC-Börsenkommentar über die schier unfassbare Dummheit der Spekulanten und das bevorstehende Platzen der Blase am Neuen-Markt ausgelassen? Nun, das war damals zur Jahrtausendwende. Vor Kurzem hatte ich eine ähnlich denkwürdige Begegnung auf einer privaten Geburtstagsfeier. Auch dort fiel das Tischgespräch auf das Berufsthema. Mein Schräg-Gegenüber berichtete, dass er nach seinem Studium ins Berufsleben eingestiegen sei, den Job aber nach kurzer Zeit wieder gekündigt habe. Seit Anfang 2017 sei er nun hauptberuflich Krypto-Coach und Bitcoin-Investor. Von seinen Gewinnen habe er sich bereits einen Camper-Van kaufen können, den er auf den Namen „Krypto“ getauft habe. Leider löste diesmal kein zum Einstieg bereiter Lift die Situation auf. Ich musste mir daher heftig auf die Zunge beißen, um nicht die Party zu sprengen. Wie kann es angehen, dass normale Menschen regelmäßig den Verstand verlieren, wenn es an den Kapitalmärkten zu einer Blase kommt? Und um eine solche handelt es sich beim Bitcoin-Boom ebenso sicher wie seinerzeit am Neuen Markt. Allein im Jahr 2017 hat sich der Kurs der Kryptowährung von rund 1.000 USD auf in der Spitze bis zu 20.000 USD glatt verzwanzigfacht. Wie bei jeder Blase sind es gerade die atemberaubenden vorangegangenen Kursgewinne, die die Aufmerksamkeit von immer mehr Anlegern erregen und so die Kurse weiter treiben. Gier frisst bekanntlich Hirn. Doch da derartige, auf Massenpsychologie basierende Entwicklungen nicht nachhaltig sind, fällt der Kurs beim Platzen der Blase regelmäßig ins Bodenlose. Und das für viele überraschend selbst dann, wenn die dahinterstehende Grundidee, stimmt. So steht beispielsweise hinter dem Bitcoin die Idee, eine Währung zu schaffen, die unabhängig ist von Notenbanken. Das ganze basierend auf einer neuen Technologie namens Blockchain. Doch Grundidee (Blockchain-Technologie) und Spekulations-Objekt (Bitcoin) teilen bei Blasen regelmäßig nicht dasselbe Schicksal. So wurde beispielsweise die Blase am Neuen Markt Ende der 90er Jahre von der Idee befeuert, dass das Internet die Welt verändern würde. Diese Annahme war durchaus korrekt, wie wir heute wissen. Trotzdem haben Millionen Anleger beim Platzen der Internet-Blase am Neuen Markt 98% verloren. Ähnlich beim Hype um China-Aktien in 2007 oder der Tulpen-Hausse des 17. Jahrhunderts: Chinas Wirtschaft boomte tatsächlich wie von den Spekulanten erwartet und ist heute weit größer als vor 10 Jahren - trotzdem haben Anleger mit China-Aktien beim Platzen der Blase über 60% ihres Geldes verloren. Und Tulpen sind auch über 300 Jahre nach dem Platzen der Tulpen-Blase nicht mehr aus mitteleuropäischen Vorgärten wegzudenken - ihr Preis hingegen ist vom einstigen Gegenwert eines Grachtenhauses auf den eines Schokoriegels zusammengeschmolzen. Mein Rat darum: Lassen Sie sich nicht vom Bitcoin-Fieber anstecken. Egal wie hoch der Preis noch steigt, auch diese Blase wird am Ende platzen.

     

    PS: Sie interessieren sich neben meiner persönlichen Meinung aus diesem Kommentar für Fakten und Hintergründe zum Thema Bitcoin? Diese finden Sie unter www.iac.de/bitcoin




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    Jörg Wiechmann
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    Jörg Wiechmann ist Gründer und Geschäftsführer von Deutschlands Aktienclub Nr. 1, dem Itzehoer Aktien Club (IAC). Bereits seit seiner Gründung im Jahr 1998 setzt der IAC konsequent auf internationale Qualitätsaktien wie Coca-Cola, Microsoft oder BMW. Ziel des Itzehoer Aktien Clubs ist die Förderung der Aktienkultur in Deutschland. Dazu bietet der IAC seinen Mitgliedern neben der Möglichkeit einer Investition in den IAC-Clubfonds wertvolle Informationen in Form von monatlichen Geldratgebern und Depotberichten sowie bundesweiten Börsen-Seminaren. Anmeldung zum Newsletter unter www.iac.de/newsletter_wo.
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    Verfasst von Jörg Wiechmann
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