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     805  0 Kommentare A salesman on the summit

    Da war er also, der mächtigste Mann der Welt. Seine Rede vor dem World Economic Forum in Davos enttäuschte weder die Erwartungen der Gegner noch die der Anhänger. Welt- und wirtschaftspolitisch ist eigentlich außer Spesen kaum was gewesen. Donald Trump hat eine eigenwillige Art, den obersten Verkäufer der Wirtschaftsleistung seines Landes zu geben.

    Fürwahr, eigenwillig ist er. Das wurde schon vor dem offiziellen Auftritt Trumps mehr als klar. Das Weiße Haus veröffentlichte die Begrüßungsrunde vom Dinner des Präsidenten mit ausgewählten Firmenchefs verschiedener europäischer Länder. Dass die danach ausgewählt wurden, ob sie Geschäfte in den USA betreiben, darf man vermuten. Ab einer gewissen Größe ist das aber wohl kaum zu vermeiden. Wenn man in Betracht zieht, dass BMW der größte Autoexporteur aus den USA ist, wird das Ausmaß etwas deutlicher. Doch geriet die Runde, wenn man sich das Protokoll ansieht, zu einer Zahlenschlacht: Donald Trump interessierte tatsächlich nur, was die anwesenden Herrschaften so produzieren und wieviel Geld sie in Amerika lassen.

    Vielleicht um seine These zu untermauern, dass „Abermilliarden Dollar“ in die USA fließen werden, größtenteils aufgrund seiner genialen Steuerreform, aber auch, weil Amerika einfach „great“ ist, „doing well and even better“. Der Präsident ist einem Selbstlob hin und wieder nicht abgeneigt, und so verlief denn auch das Dinnergespräch. In der Tat scheint die Steuerreform ihre Wirkung in den USA recht schnell zu entfalten, wobei man nicht entscheiden kann, welche dieser Wirkungen eher Publicity ist als eine direkte Reaktion. So etwa das Versprechen von Siemens-Chef Joe Kaeser, eine neue Generation von Gasturbinen in den USA zu entwickeln – man darf annehmen, dass dies nicht am Abendessenstisch in Davos spontan entschieden wurde. Für die Mitarbeiter allerdings von Wal-Mart, das ankündigte, den gezahlten Mindestlohn von neuen auf elf Dollar anzuheben, ist diese Diskussion akademisch. Zwei Dollar mehr die Stunde, basta. Und AT&T will pro Mitarbeiter 1.000 Dollar Bonus ausschütten, ebenfalls wegen der geringeren Steuern des Unternehmens.

    Wie diese guten Botschaften zustandekamen, zählt auch hier nicht zu entscheidenden Kriterien. Fest steht, dass die Steuersenkungen auf die eine oder andere Art bei der Wirtschaft ankommen. Und es zählt hierzulande vor allem, weil Deutschland und die meisten anderen europäischen Länder hinterherhinken. Bei uns hat man bekanntlich keinerlei Antrieb, Steuerzahler zu entlasten – selbst bei einer noch so geringen Senkung, etwa des „Solidarzuschlags“, ist das Wort „Gegenfinanzierung“ mit das erste, was man hört. Auf der anderen Seite kommt natürlich von einer hochkomplizierten Soli-Senkung kaum etwas beim Steuerzahler an, weil die damit einhergehende Bürokratie den Familienunternehmen zum Beispiel neue Kosten aufbürdet. Segensreich könnte die Trump-Reform also insoweit sein, als sie im besten Falle beweisen könnte, dass ein gefräßiger Staat, der seine Bürger und Unternehmen schröpft wie es nur geht, kein naturgesetzlicher Zustand ist. Dafür könnte man die US-Präsidenten danken, auch wenn er aus der Nähe besehen ein besserer Krämer ist, sonst nichts.

     

    Diese Kolumne erschien zuerst in Ihrer BÖRSE am Sonntag.

    Autor: Reinhard Schlieker.





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