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     2000  0 Kommentare Währungskriege sehen anders aus

    Der Aufschrei aus der EZB war unüberhörbar: In ungewöhnlich scharfen Worten reagierte Präsident Draghi auf die Äusserungen des US-Finanzministers, Mnuchin, dass ein schwacher Dollar gut für den amerikanischen Aussenhandel sei. Zu Recht. Zu der Wirtschaftskrise der 30er Jahre haben ein Abwertungswettlauf und Protektionismus beigetragen.

    Dem Konsens der G20 nach der Finanzkrise, die Fehler der 30er Jahre nicht zu wiederholen, ist der gegenwärtige Aufschwung der Weltwirtschaft zu verdanken. Das von Draghi angesprochene Communiqué des International Monetary and Financial Committees (IMFC) ist in diesem Zusammenhang nicht ohne Bedeutung. Auch Herr Mnuchin verpflichtet sich darin von kompetitiven Abwertungen abzusehen und aufgrund von Wettbewerbsüberlegungen keine bestimmten Wechselkurse anzustreben.

    Finanzminister äussern sich daher gewöhnlich nicht zu aktuellen Wechselkursentwicklungen. US-Präsidenten auch nicht. Das mag nicht jedem in der gegenwärtigen US-Administration bekannt sein, die schon viele Tabus verletzt hat und daran auch offensichtlich Gefallen findet. Wir interpretieren die Aussagen Mnuchins daher nicht als Beginn eines Währungskrieges, selbst wenn dieser zu einer «America First» Agenda und ihrem ökonomischen Nationalismus passen würde.

    Kriege werden mit (1) Waffen, (2) Strategien und (3) Verbündeten gewonnen. Die US-Administration scheint nichts davon für einen erfolgreichen Währungskrieg zu besitzen. Als Waffen könnten die Wahl des Wechselkursregimes, Devisenmarktinterventionen und eine sehr expansive Geldpolitik gelten. Kaum vorstellbar ist es, dass die USA ihr Wechselkursregime ändern. Devisenmarktinterventionen und die Geldpolitik liegen im Aufgabenbereich der US-Notenbank.

    Auf diese hat die Trump-Administration zwar Einfluss, in dem sie die noch ausstehenden Posten im Zentralbankrat, dem FOMC, besetzen kann. Die Unabhängigkeit der Fed sichert aber zudem, dass die FOMC-Mitglieder von der Regierung keine Weisungen befolgen müssen. Würde dies in Frage gestellt, würden die Finanzmärkte wohl ebenfalls die Glaubwürdigkeit des Inflationsziels anzweifeln. Das Resultat wären stark steigende Zinsen in den USA. Damit wären US-Treasuries wohl auch ihren Status als sicherer Hafen los. Die Suche nach einer neuen Weltreservewährung würde beginnen.


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    Dr. Karsten Junius
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    Dr. Karsten Junius ist seit dem 1. April 2014 Chefökonom der Bank J. Safra Sarasin AG und hat die Leitung des Economic Research inne. Bevor er zur Bank J. Safra Sarasin stiess, war Dr. Junius beim Internationalen Währungsfonds als „Principal Economist“ tätig. In vorgängigen Positionen arbeitete er als Leiter Kapitalmarkt- und Immobilien Research bei Deka Bank und als Ökonom bei Metzler Asset Management GmbH. Davor war er Ökonom am Institut für Weltwirtschaft der Universität Kiel. Dr. Karsten Junius ist CFA Charterholder und doktorierte in Volkswirtschaft an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel.
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    Verfasst von Dr. Karsten Junius
    Währungskriege sehen anders aus Der Aufschrei aus der EZB war unüberhörbar: In ungewöhnlich scharfen Worten reagierte Präsident Draghi auf die Äusserungen des US-Finanzministers, Mnuchin, dass ein schwacher Dollar gut für den amerikanischen Aussenhandel sei. Zu Recht. Zu der …