Hans-Jürgen Haack
Überraschung: Die Volatilität ist zurück!
Der Börsenexperte Hans-Jürgen Haack analysiert den Crash vom Wochenbeginn. Gute Aktien verkaufen müsse man deswegen nicht, so der Verfasser des HAACK-INVEST.
Wenn man es etwas lapidar ausdrücken möchte, lassen sich die Marktturbulenzen zum Wochenbeginn durchaus als eine Art Unfall umschreiben. Nachdem sich die Gemüter nun etwas beruhigt haben dürften, ist es an der Zeit zu analysieren, was hier eigentlich passiert ist.
Zunächst führten die gestiegenen Inflationserwartungen in Kombination mit höheren Zinsen zu fallenden Anleihemärkten – zwangsläufig stiegen die Schwankungen. Nimmt die Volatilität zu, wollen sich viele Anleger absichern. Dies wiederum lässt die Preise für Puts steigen und somit die in den Optionen eingepreiste, also erwartete Volatilität. Diesen Mechanismus kann man übrigens bei jeder Korrektur beobachten, insofern ist dies ein ganz normaler Vorgang. Das Chartbild zeigt dies anhand des VIX, welcher die impliziten Volas der Index-Optionen abbildet.
Auf den VIX gibt es Futures mit unterschiedlichen Laufzeiten, wobei langlaufende Papiere in der Regel höher notieren, da hier ein Einbruch wahrscheinlicher ist. Trotz des Anstiegs seit Beginn dieses Jahres befinden sich die Notierungen allerdings noch auf historisch niedrigem Niveau.
Nun war 2017 ein Jahr mit besonders gering ausgeprägter Volatilität und es wurden viele Strategien entwickelt, die genau von diesem Umstand profitierten. In der Erwartung, dass die Niedrig-Volatilitätsphase weiter anhalten wurde, pumpten Investoren Milliarden in solche Funds.
Aber an der Börse sollte man sich nie zu sicher fühlen, es gibt kein „easy money“. Durch die Zunahme der Volatilität sprangen insbesondere die kurzlaufenden VIX-Futures stark an, was wiederum die Funds unter Druck brachten. An dieser Stelle nur ein Beispiel: Nomura löste den Next Notes S&P 500 VIX Inverse ETN auf. Von den 297 Millionen US-Dollar blieben nur vier Prozent übrig!
Meiner Analyse zufolge löste nur dies den Druck am Aktienmarkt aus – an den Währungs-, Bond- und Rohstoffmärkten war es ruhig und es gab keine schlechten Nachrichten, die den Einbruch erklären könnten. Insofern handelte es sich um einen „technischen Unfall“ und nicht um einen breiten Crash; die Verwerfungen beschränkten sich auf VIX-Futures, Optionen und Aktien. Ausgangspunkt war der US-Aktienmarkt, die Kurseinbrüche, Schwankungszunahme und die stark steigenden VIX-Futures setzten die Lawine aus Risiko-Reduzierungen und weiteren Druck auf die Indizes/Index-Futures in Bewegung. In Konsequenz stieg der VIX noch weiter an, was weitere Glattstellungen bzw. Absicherungen, weiter fallende Index-Futures und weiter steigende VIX-Futures nach sich zog – so lange, bis die verbleibenden, ausgezehrten Funds letztendlich nur noch durch Schnäppchenjäger stabilisiert wurden, was dann wieder für Beruhigung sorgte.
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Meiner Einschätzung nach dürfte der so beschriebene Unfall nun ausgestanden sein, ich sehe momentan keine Gründe, massiv zu verkaufen. Der S&P 500 hat in etwa wieder November-Niveau erreicht, noch sind keine größeren Vermögensverluste in der US-Bevölkerung entstanden, insofern ist auch der Konsum noch nicht betroffen. Zwar könnten Inflation und steigende Zinsen die Hausse beenden, üblicherweise durchläuft ein solches Szenario aber mehrere Phasen. Die kommenden Wochen dürften eher im Zeichen der Erholung stehen. 2017 war nun mal ein extremes Jahr, dass ein technische Unfall nun die Volatilität an die Märkte zurück gebracht hat, gehört mit zum Börsengeschehen. Deshalb sollte man aber keine guten Aktien verkaufen.
In diesem Sinne: Bleiben Sie besonnen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihren Anlageentscheidungen!
Ihr
Hans-Jürgen Haack
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