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    Börsen-Zeitung: Eingelullt, aufgewacht, ein Marktkommentar von Dietegen Müller
    Frankfurt (ots) - Nur ein Spuk, der Einbruch der Aktienmärkte und die gestiegene Volatilität? Wer die Reaktion auf die
    US-Inflationszahlen von Mittwoch als Gradmesser nimmt, dürfte sich bestätigt sehen, dass der Bullenmarkt noch intakt ist und die Kurse weiter steigen dürften.

    Unterstützung erhält diese zuversichtliche Einschätzung durch anhaltend kräftiges Konjunkturwachstum, verbunden mit einem gleichzeitig nur moderaten Anstieg der Inflation und der Zinsen. Denn obwohl die US-Konsumentenpreise im Januar im Monatsvergleich um 0,5 Prozent und damit über den Erwartungen zugelegt haben, signalisieren sie noch nicht unbedingt eine Beschleunigung des Preisauftriebs - eine ähnliche Monatsveränderung gab es seit Anfang 2017 schon zweimal.

    Warum aber der abrupte Einbruch Anfang des Monats? Automatisierte Handelsprogramme sind das eine. Ein weiterer Grund liegt aber wohl auch im Renditeanstieg um rund 30 Basispunkte dies- und 50 Basispunkte jenseits des Atlantiks in den zehnjährigen Staatsanleihen. Die Zinserwartung der Investoren hat sich über die vergangenen zwei Monate zwar nicht dramatisch, aber doch deutlich verschoben: Erstmals signalisiert die aus Zinskontrakten abgeleitete implizite Zinserwartung mehrheitlich drei Erhöhungen des US-Leitzinses bis Ende 2018. Die Großbank UBS geht nun bis Ende 2019 von insgesamt sieben Zinsschritten der Fed aus.

    Steigende Anleiherenditen und Zinsen belasten aber die Aktienkurse, da der Gegenwartswert der Unternehmensgewinne beziehungsweise künftiger Dividendenzahlungen wegen der höheren Abzinsung sinkt. Damit muss die Bewertung sinken, selbst wenn das Gewinnwachstum unverändert beibehalten werden kann.

    Da aber der Konjunkturzyklus in den USA schon alt ist und auch in Europa zunehmend in die Jahre kommt, stellen sich mehr und mehr Investoren die Frage, ob die Annahme eines unverändert hohen Gewinnwachstums noch realistisch ist. Die Tatsache, dass sich die Aktienkurse nun trotz gestiegener Anleiherenditen wieder erholt haben, ist Ausdruck davon, wie bereitwillig sich die Investoren von robusten Konjunkturdaten einlullen lassen. Denn im Grunde genommen geht der Markt damit sogar von einem steigenden Gewinnwachstum aus, nicht von einem gleichbleibenden. Dass damit die Risiken und das Enttäuschungspotenzial steigen, ist klar.

    Es ist eine Binsenweisheit, dass Märkte zu Über- oder Untertreibungen neigen. Deshalb ist auch möglich, dass es noch zu einer "Manie in risikoreichen Assets" kommt, wie es
    Jupiter-Fondsmanager und Shortseller James Clunie gegenüber der Börsen-Zeitung formuliert.

    Eine klare Positionierung hat der nach verwaltetem Volumen weltgrößte Hedgefonds Bridgewater eingenommen. Er hat zunächst Leerverkaufspositionen gegen italienische Finanzaktien und dann über weitere europäische Aktien im Wert von mehr als 14 Mrd. Euro aufgebaut, davon rund 6 Mrd. Euro auf deutsche Titel vor allem in den vergangenen zwei Wochen. Insgesamt umfasst die europäische Short-Wette fast 10 Prozent der verwalteten Vermögen. Bridgewater-Chairman Ray Dalio begründet dies mit gestiegenen Rezessionsrisiken. Dalios Bilanz ist durchwachsen, was die Prognosegüte anbelangt. So warnte er vor der Finanzkrise vor einem Einbruch und schnitt 2008 mit einem prozentual zweistelligen Plus ab. 1982 warnte er vor einer wirtschaftlichen Depression - stattdessen startete eine mehrjährige Aktienrally.

    Wie viele Leerverkäufer ist Dalio auf Öffentlichkeit angewiesen. Shortseller treten aus einer Minderheitsposition an und versuchen, von ihrer Meinung eine größere Zahl von Marktteilnehmern zu überzeugen. Dalio tut seine Ansichten auch auf dem sozialen Netzwerk Linkedin kund. Dazu gehört seine - völlig berechtigte - Einschätzung, dass Notenbanken viel begrenztere Möglichkeiten in einer Krise haben als je zuvor, um dann Gegensteuer zu geben. Deswegen sei er besorgt, wie der nächste Wirtschaftsabschwung aussehen werde, "obwohl es unwahrscheinlich ist, dass er bald kommt", wie er schreibt.

    Auch wenn es wohl nicht zu einem "Bridgewater"-Moment in Europa kommt und die Kurse wieder einbrechen - Investoren sind gut beraten, Indikatoren im Auge zu behalten, die Turbulenzen ankündigen könnten. Dazu zählen die steigenden Renditen im High-Yield-Segment genauso wie die Beobachtung der Ratingagentur S&P Global, dass mehr Unternehmen hoch verschuldet sind als 2007, vor allem auch in China. Ändern sich die Kapitalströme der Volksrepublik, hat dies auch globale Auswirkungen auf Aktien- und Anleihenmärkte.

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