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     2252  0 Kommentare Schieflagen an der Börse

    Bei der Konstruktion eines Ozeandampfers muss peinlich genau darauf geachtet werden, dass das Schiff selbst dann in keine Schieflage gerät, wenn sich sämtliche Passagiere auf eine Seite bewegen.

     

    Ozeandampfer besitzen jedoch in Hinsicht auf unser allgemein-gesellschaftliches Leben wenig Bedeutung.

     

    Bei den Finanzmärkten ist das beides anders. Sie stellen entscheidende Weichen in Hinsicht auf unsere Zukunft. Und bewegen sich hier die Menschen in großer Menge auf eine Seite, gerät das System brutal in eine Schieflage.

     

    Sollte sogar einmal der Fall auftreten, dass sich tatsächlich alle auf einer Seite einfinden, leuchtet wie beim Flippern sofort das Zeichen „Tilt“ auf.

     

    Das ist so, wenn man sich für ein freies Marktsystem entschieden hat. Daran kann dann auch der klügste und weiseste Konstrukteur nichts mehr ändern.

     

    Es sei denn, er heißt Mario Draghi. Doch auf die Dauer wird ihm das auch nichts nützen.

     

    Derzeit sind ja bizarre Effekte an den Märkten zu beobachten: Da geraten die Börsen deswegen in Turbulenzen, weil eine zu große Mehrheit darauf gewettet hat, dass sie nicht in Turbulenzen geraten.

     

    Und die Zinsen fallen aus Angst vor steigenden Zinsen. Das heißt spiegelbildlich dann natürlich, die Bondpreise steigen, weil man fürchtet, sie könnten fallen.

     

    Da braucht man schon komplizierte Gehirnwendungen, um das zu verstehen.

     

    Auf jeden Fall jammerschade, dass es solch einen Effekt nicht auch an den Aktienmärkten geben kann.

     

     

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Schieflagen an der Börse Aus Angst vor dem Sonnenuntergang geht die Sonne plötzlich wieder auf