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    Vorstoß  14290  0 Kommentare Niederlande: Supermärkte bald ohne Plastikverpackungen?

    Die niederländische Supermarktkette Ekoplaza eröffnet heute den ersten Gang mit 700 Produkten, die nicht mit Kunststoff verpackt sind. Bis Ende des Jahres will das Unternehmen weitere 74 Supermärkte umgestalten. Was tut sich in Deutschland?

    Der kunststofffreie Gang wird in der Amsterdamer Filiale der niederländischen Supermarktkette Ekoplaza eröffnet. Das Unternehmen sagt, dass es bis Ende des Jahres in weiteren 74 Filialen ähnliche Gänge einführen wird.

    Ekoplaza-Chef Erik Does, der seit einem Monat bei der Kampagne arbeitet, ist der Überzeugung das die Initiative "ein wichtiges Sprungbrett in eine bessere Zukunft für Essen und Trinken" sei. Und weiter sagte Does: "Wir wissen, dass unsere Kunden von Produkten, die Schicht für Schicht mit dicken Kunststoffverpackungen umschlossen sind, schwer krank werden können. Plastikfreie Abteilungen sind eine wirklich innovative Methode, um kompostierbare Biomaterialien zu testen, die eine umweltfreundlichere Alternative zu Kunststoffverpackungen darstellen".

    Der erste realisierte Gang bei Ekoplaza wird mehr als 700 kunststofffreie Produkte umfassen, darunter Fleisch, Reis, Soßen, Milchprodukte, Schokolade, Getreide, Joghurt, Snacks, frisches Obst und Gemüse. Der Gang wird ein Test für innovative neue kompostierbare Biowerkstoffe sowie traditionelle Materialien wie Glas, Metall und Pappe sein.

    Die Plastiklüge der bunten 70s

    Es war ein langer Weg. Wissenschaftler warnen seit langem, dass die Plastikbelastung heute so hoch ist, dass sie die Gefahr einer dauerhaften Kontamination der natürlichen Welt birgt. Sian Sutherland, Mitbegründer von A Plastic Planet, der Gruppe hinter der Kampagne, sagte, die Eröffnung in den Niederlanden sei "ein Meilenstein für den weltweiten Kampf gegen die Verschmutzung durch Plastik". Und weiter meint Sutherland: "Seit Jahrzehnten wird den Käufern die Lüge verkauft, dass wir ohne Plastik nicht leben können. Ein kunststofffreier Gang wiederlegt all das. Endlich können wir eine Zukunft sehen, in der die Öffentlichkeit die Wahl hat, ob sie Kunststoff oder kunststofffrei kaufen will. Bislang hatten wir keine wirkliche Wahl."

    Sutherland sagte auch: "Es gibt absolut keine Logik, etwas so flüchtiges wie Essen in etwas so unzerstörbares wie Plastik zu verpacken. Plastikverpackungen für Lebensmittel und Getränke bleiben für einige Tage nützlich, haben aber für Jahrhunderte danach eine zerstörerische Präsenz auf der Erde."

    Großbritiannen: Supermarktketten weigern sich

    Seit 12 Monaten fordern die Befürworter, dass auch in Großbritannien alle Supermärkte einen kunststofffreien Gang haben müssen - die britischen Supermärkte produzieren jährlich circa 1 Mio. Tonnen an Kunststoffabfällen. Eine kürzlich durchgeführte Populus-Umfrage ergab, dass 91 Prozent der Briten die Einführung von kunststofffreien Gängen befürworten. Sutherland sagte, dass die Aktivisten von A Plastic Planet in Gesprächen mit allen großen Supermärkten Großbritanniens waren, aber bis jetzt hat sich niemand dazu verpflichtet, einen kunststofffreien Gang einzuführen.

    Deutschland: Politik auf beiden Plastik-Ohren taub

    Auch in Deutschland ist das Thema Verpackung angekommen. Mehr als 17 Millionen Tonnen Plastik werfen die Deutschen jährlich weg (Stand 2013). Nur ein geringer Teil wird recycelt. Ein Großteil wird verbrannt oder schippert nach China: die EU-Staaten lassen bislang 87 Prozent der Plastikabfälle nach China bringen.

    In Deutschland liegt der verpackungsfreie Supermarkt durchaus im Trend. Es ist eine Grassroots-Bewegung, bei der die ZeroWasteBewegung und Original Unverpackt eine wichtige Rolle spielen. Die Politik ist an dem Thema nicht sonderlich interessiert. Vermutlich werden nur EU-Richtlinien zur Umsetzung kommen.

    Den ersten "Unverpackt"-Laden in Deutschland eröffnete Marie Delaperrière Anfang 2014 in Kiel. Die unverpackt-Geschäfte bieten alle Waren "offen" oder notfalls in wiederverwendbaren (Pfand-)behältern an. Kunden können sich die gewünschte Menge selbst abfüllen oder einpacken und auf diese Weise plastikfrei einkaufen. Es herrscht eine Atmosphäre wie im Kolonialwarenladen von 1920 - nur in Modern mit Bulk Bins und riesigen Glasröhren und Glasbehältern. Fakt ist, es spart Unmengen an Plastikverpackungen.

    Dieser Trend ist bei den Supermarktketten bislang nicht angekommen. Auch gibt es in Deutschland keine Verpflichtung für Supermärkte. Ebenso wie die Bio-Bewegung irgendwann Einzug bei den Supermärkten gefunden hat, könnte auch "unverpackt" zum Trend werden. Von einem Konzept wie bei Ekoplaza sind Lidl, Aldi, Edeka & Co. jedoch weit entfernt. Der Vorstoß mit den kostenpflichtigen Plastiktüten wurde extrem gefeiert, obwohl die gesundheitlichen Gefahren an ganz anderer Stelle lauert, nämlich am Produkt selbst.  

    Quellen:

    Spiegel Online

    DerWesten

    Utopia

    The Guardian

     





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