checkAd

    Italien-Wahl  1035  0 Kommentare „Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt…“

    Das Lied die „Capri-Fischer“ steht wie kaum ein anderes für die Italien-Sehnsucht der Deutschen und die Jahre des Wirtschaftswunders nach dem zweiten Weltkrieg. Am kommenden Sonntag wählen die Italiener und Italienerinnen ein neues Parlament und damit auch eine neue Regierung. Für Italien nichts Ungewöhnliches, in den letzten 70 Jahren gab es 64 Regierungen in Italien. Allerdings ist diese Wahl wahrscheinlich das bedeutendste politische Ereignis im Euroraum im laufenden Jahr.

    Der Ausgang von Parlamentswahlen in Italien ist erfahrungsgemäß schwer vorherzusagen. Am wahrscheinlichsten ist laut letzten Umfragen aber eine neue Regierung auf Basis einer Mitte-Rechts-Koalition oder einer um die Demokratische Partei ergänzten Mitte-Rechts-Koalition. Mittlerweile gilt es als relativ unwahrscheinlich, dass die extremistischeren italienischen Parteien, darunter auch die 5-Sterne-Bewegung (M5S), die Wahl gewinnen. Allerdings ist die Veröffentlichung von Umfragen seit dem 17. Februar verboten.

    Für Italiens Wirtschaft wäre das eine gute Nachricht, denn der geht es alles andere als gut. Geringe Produktivität, wenig Wachstum, bereits seit Jahren steckt die italienische Volkswirtschaft in der Krise. Italien ist mittlerweile das größte Sorgenkind Europas. Dabei hat Italien Gewicht in Europa. Jeder achte EU-Bürger ist Italiener. Der Einfluss Italiens in Brüssel dürfte durch den EU-Austritt Großbritanniens noch steigen. Und Europa macht sich Sorgen. Allen voran EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici. „Italien gehört 2018 zu den Risiken für die Europäische Union“, sagte er vor einigen Wochen.

    Wobei sich der Trend in den letzten Monaten leicht zum Positiven gewendet hat, bei immerhin 1,4 Prozent lag das Wirtschaftswachstum zum Jahreswechsel, nach Jahren der Stagnation. Damit ist die drittgrößte Volkswirtschaft noch immer das Schlusslicht Europas. Das Land hinkt der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung gut 20 Jahre hinterher. Zwischen 1998 und 2016 ist hier die Produktivität nur um 3,5 Prozent gestiegen. In Deutschland waren es im gleichen Zeitraum 47 Prozent. Nach wie vor leidet Italien unter einer hohen Arbeitslosigkeit, in der gesamten Bevölkerung liegt sie bei elf Prozent und bei den unter 24-Jährigen bei horrenden 40 Prozent.

    Italien gilt als der große Verlierer der Währungsunion. Die verfügbaren Pro-Kopf-Einkommen liegen heute real um einiges niedriger als vor Beginn der Währungsunion im Jahr 1999. In Deutschland, Frankreich oder Spanien dagegen haben die Bürger im Schnitt um rund 25 Prozent mehr Einkommen als damals. Der derzeitige schwache Aufschwung wird im Wesentlichen durch die extrem niedrigen Zinsen und dem relativ billigen Öl getrieben. Diese Rahmenbedingungen werden jedoch nicht für alle Ewigkeit gelten.

    Der Staat schiebt einen Schuldenberg von mehr als 130 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) vor sich her. Italien sitzt auf mehr als zwei Billionen Euro Schulden. Verliert das Land das Vertrauen seiner Gläubiger, würde es im schlimmsten Fall die ganze Eurozone mit in den Abgrund reißen. Deshalb mahnt die EU-Kommission die italienische Regierung regelmäßig zu Sparsamkeit. Finanzielle Spielräume sind dadurch für zukünftige Regierungen eng. Die Banken sitzen nach wie vor auf großen Beständen fauler Kredite. Italien ist seit Jahren in einer Abwärtsspirale gefangen.

    Seite 1 von 2



    Markus Richert
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    Seit 2010 ist Markus Richert als Vermögensverwalter und Finanzplaner bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln beschäftigt. Bereits während des Studiums der Betriebswirtschaftslehre in den USA und an der Universität Bielefeld, arbeitet er freiberuflich als Finanzmakler. Nach dem Abschluss als Diplom Kaufmann 1996 arbeitete er einige Jahre bei einem großen deutschen Finanzdienstleister. Von 2003 bis 2004 studierte er Finanzökonomie an der European Business School (EBS) und ist seit 2004 als certified financial planner (cfp) zertifiziert. Neben der Finanzplanung und der Kundenbetreuung in der Vermögensverwaltung verantwortet er seit 2011 als Autor eine wöchentliche Finanzkolumne. Weitere Informationen finden Sie unter www.portfolio-concept.de.
    Mehr anzeigen

    Weitere Artikel des Autors



    Anzeige


    Broker-Tipp*

    Über Smartbroker, ein Partnerunternehmen der wallstreet:online AG, können Anleger ab null Euro pro Order Wertpapiere handeln: Aktien, Anleihen, 18.000 Fonds ohne Ausgabeaufschlag, ETFs, Zertifikate und Optionsscheine. Beim Smartbroker fallen keine Depotgebühren an. Der Anmeldeprozess für ein Smartbroker-Depot dauert nur fünf Minuten.

    * Wir möchten unsere Leser ehrlich informieren und aufklären sowie zu mehr finanzieller Freiheit beitragen: Wenn Sie über unseren Smartbroker handeln oder auf einen Werbe-Link klicken, wird uns das vergütet.


    Anzeige


    Verfasst von Markus Richert
    Italien-Wahl „Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt…“ Das Lied die „Capri-Fischer“ steht wie kaum ein anderes für die Italien-Sehnsucht der Deutschen und die Jahre des Wirtschaftswunders nach dem zweiten Weltkrieg. Am kommenden Sonntag wählen die Italiener und Italienerinnen ein neues Parlament und damit auch eine neue Regierung. Für Italien nichts Ungewöhnliches, in den letzten 70 Jahren gab es 64 Regierungen in Italien. Allerdings ist diese Wahl wahrscheinlich das bedeutendste politische Ereignis im Euroraum im laufenden Jahr.