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Neuer LafargeHolcim-Chef räumt auf - Milliardenabschreibung
ZÜRICH (dpa-AFX) - Der neue LafargeHolcim-Chef Jan Jenisch hat mit milliardenschweren Abschreibungen und seinen Plänen für die kommenden Jahre einen Neuanfang eingeläutet. Jenisch hatte im September 2017 den Chefsessel bei dem HeidelbergCement-Konkurrenten von Eric Olsen übernommen. Dieser war über die Affäre um Schmiergeldzahlungen an den Islamischen Staat für ein Werk in Syrien sowie operative Probleme gestolpert.
Der Schweizer Konzern hat seit der Fusion der beiden Konkurrenten Lafarge und Holcim im Jahr 2015 noch nicht wie versprochen an Fahrt aufgenommen. Der Aktienkurs ist seit dem Zusammenschluss um rund 30 Prozent gefallen - am Freitag ging es nach Bekanntgabe der Zahlen und den Plänen von Jenisch weiter bergab.
Mit einer neuen Strategie will Jenisch, der vom schweizerischen Bau- und Spezialchemiekonzerns Sika gekommen ist, den Konzern wieder auf Vordermann bringen. Dabei stehen Wachstum und eine höhere Profitabilität im Fokus. So sollen etwa die Strukturen angepasst und vereinfacht, und mehr Länder direkt der Konzernleitung unterstellt werden. Dabei sind auch Schließungen geplant, etwa die Konzernstandorte in Miami und Singapur bis Mitte 2018.
Zudem könnte sich das Unternehmen auch aus zwei bis drei Märkten zurückziehen, sagte Jenisch während einer Telefonkonferenz. Mit all diesen Veränderungen sollen die allgemeinen Verwaltungskosten sinken, die zuvor durch die Fusion und Integration höher gewesen seien. Der organisatorische Umbau soll bis zum ersten Quartal 2019 abgeschlossen werden.
In den kommenden fünf Jahren plant LafargeHolcim, den Umsatz im Schnitt jährlich zwischen drei und fünf Prozent zu steigern. Dies soll auch durch Zukäufe und ein neues Werk in Indien erfolgen. Der
um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn soll jährlich um mindestens fünf Prozent steigen.
Abschreibungen auf bestehende Anlagen führten zu einer Belastung von 3,8 Milliarden Schweizer Franken im vierten Quartal. Unter dem Strich fiel deshalb im Gesamtjahr ein Verlust von knapp 1,7
Milliarden Schweizer Franken (1,47 Mrd Euro) an. 2016 hatte LafargeHolcim einen Gewinn von knapp 1,8 Milliarden Franken ausgewiesen. Die Aktien von LafargeHolcim knickten im frühen Handel in Paris
um fast vier Prozent und in Zürich um mehr als drei Prozent ein.
Die Neubewertung des Portfolios würde dabei helfen, nach vorne blicken zu können, sagte Jenisch. So hätten etwa Algerien sowie einige Märkte in den USA nicht den erwarteten Ertrag gebracht. Er rechnet aber mit keinen weiteren Wertberichtigungen.
Die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, Schutzzölle auf Stahl und Aluminium verhängen zu wollen, beunruhigt den LafargeHolcim-Chef nicht. Zement und Baustoffe seien lokale Produkte und würden in der Regel nicht importiert, sagte er. Ein Handelsstreit könnte jedoch Auswirkungen auf die Konjunktur haben. Derzeit ist Jenisch sehr optimistisch für den US-Markt gestimmt./mne/nas/fba