Aktien Frankfurt
'Ja' zur GroKo lässt die Anleger etwas aufatmen
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben zum Wochenbeginn wieder etwas Hoffnung geschöpft. Nachdem im frühen Handel noch der drohende Handelskonflikt mit den USA für trübe Stimmung gesorgt hatte, überwog nun die Erleichterung über die Neuauflage der großen Koalition ("GroKo") in Deutschland. Der Leitindex Dax machte frühe Verluste schnell wett und stieg bis zum frühen Nachmittag um 0,71 Prozent auf 11 998,77 Punkte.
Mehr als fünf Monate nach der Bundestagswahl hatte die SPD mit überraschend großer Mehrheit den Weg für eine neue große Koalition frei gemacht. 66 Prozent der SPD-Mitglieder stimmten nach kontroverser innerparteilicher Debatte einer Fortsetzung des Bündnisses mit der Union unter Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zu. Vor diesem Hintergrund habe nach dem jüngsten Kursrutsch des Dax nun eine Gegenbewegung eingesetzt, sagte Börsenhändler Niklas Breckling von der Düsseldorfer Wertpapierhandelsbank Schnigge. Die jüngste Unsicherheit rund um die Regierungsbildung in Berlin sei Gift für Deutschland gewesen.
Auch der MDax , in dem mittelgroße deutsche Unternehmen versammelt sind, konnte nach anfänglicher Schwäche am Montag zulegen - er kletterte um 1,14 Prozent auf 25 512,05 Punkte. Der Technologiewerte-Index TecDax stieg vor allem dank hoher Kursgewinne bei Siltronic gar um 2,18 Prozent auf 2536,62 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verbuchte ein Plus von 0,39 Prozent.
Trotz des Kursanstiegs bis zum Nachmittag halten viele Marktbeobachter die jüngste Talfahrt für noch nicht ausgestanden. Die Anleger blieben wegen des möglichen Handelskonflikts mit den USA in Hab-Acht-Stellung, meinte Marktanalyst Michael Hewson vom Handelshaus CMC Markets UK. Zudem bleibt nach der Parlamentswahl in Italien völlig unklar, wer nun das wirtschaftlich angeschlagene Land führen wird.
Nach der Ankündigung von Strafzöllen auf Stahl und Aluminium goss zudem US-Präsident Donald Trump weiter Öl ins Feuer. Er drohte den Europäern nun auch mit Strafabgaben für Import-Autos, sollte die Europäische Union ihrerseits mit höheren Zöllen auf US-Produkte antworten.
Befürchtet wird vor allem ein Nachteil für deutsche Autobauer, die zuletzt Marktanteile in den USA gewonnen hatten. Entsprechend besorgt reagierten die Anleger. Aktien des Münchener Herstellers BMW , der laut Experten wahrscheinlich am stärksten betroffen wäre, fielen am Dax-Ende um knapp 2 Prozent. Die Daimler-Papiere und die Vorzugsaktien von Volkswagen (VW) gaben um fast 1 Prozent nach.
Demgegenüber standen Versorgeraktien in der Gunst der Anleger weit oben: So kletterten die Papiere von RWE an der Dax-Spitze um fast 4 Prozent und für die Anteilsscheine von Eon ging es um gut 2 Prozent nach oben. Ein Händler führte die Kursgewinne auf die Zustimmung der SPD-Mitglieder zur großen Koalition zurück: "Das Klimaziel wird unter der großen Koalition verpasst, der Kohleausstieg wird einer Kommission überlassen und eine Reform der Ökosteuer wird es wohl auch nicht geben".
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Der Waferhersteller Siltronic überzeugte die Anleger vor allem mit einem überraschend guten Margenausblick. Die Papiere schnellten mit einem Aufschlag von rund 10 Prozent an die TecDax-Spitze. Im Kielwasser dessen legten die im MDax notierten Papiere von Wacker Chemie um fast 3 Prozent zu. Wacker Chemie hält noch rund 31 Prozent an der ehemaligen Tochter Siltronic.
Zuversichtliche Äußerungen des Chipentwicklers Dialog Semiconductor zu seiner künftigen Geschäftsbeziehung mit dem Großkunden Apple stimmten auch die Börsianer positiv: Die Aktien zogen zuletzt um gut 5 Prozent an. Vorstandschef Jalal Bagherli hatte in einem Interview der "Euro am Sonntag" erklärt, Dialog Semiconductor rechne weiterhin damit, dass seine Halbleiter in einem "signifikanten Anteil" der Apple-Geräte für 2019 und 2020 verbaut werden.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 0,41 Prozent am Freitag auf 0,42 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,07 Prozent auf 139,52 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,17 Prozent auf 159,89 Punkte zu. Der Euro notierte zuletzt bei 1,2310 US-Dollar. Der Dollar kostete damit 0,8123 Euro. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Freitag auf 1,2312 (Donnerstag: 1,2171) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8122 (0,8216) Euro./la/ag
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---