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     1165  0 Kommentare Anleihemärkte im Umfeld steigender Zinsen - Seite 2

    FR: Was bedeutet ein Zinsanstieg für die Bondmärkte? 

    Dreier: Wenn wir die Zinsstrukturkurve der deutschen Staatsanleihen betrachten, sehen wir, wie sensibel die Papiere auf eine Zinsänderung reagieren: Ein Zinsanstieg von nur 50 Basispunkten bedeutet für die zehnjährige Bundesanleihe derzeit einen Performance-Impact von fast vier Prozent. Anders ausgedrückt: Sie halten die Anleihe für 100 Prozent im Portfolio, die Zinsen steigen um 0,5 Prozent und sie machen vier Prozent Miese. 

    Der Rentenmarkt ist dramatisch abhängig von der Entwicklung des risikofreien Zinses. Das macht es Renten-Managern und Investoren unglaublich schwer, in einen solchen Markt konfident zu investieren und sich dabei wohl zu fühlen. Staatsanleihen sind ein heikles Thema. Deshalb bewegen wir uns lieber im Bereich der Unternehmensanleihen.

    FR: Wie verhalten sich die Hochzinsanleihen konkret im Gegensatz zu den Staatsanleihen? 

    Dreier: Der Preis einer Anleihe am Markt besteht aus zwei Komponenten: Aus dem allgemeinen Zinsumfeld und aus dem Unternehmens-Spread – der Risikoprämie, die sie dem Investor als Kompensation für seine Risiken – Ausfall, Volatilität, Liquidität etc. – zahlen. Wenn man Unternehmensanleihen und Staatsanleihen korreliert, zeigt sich, dass im Investment-Grade, also AAA bis BBB, die Unternehmensanleihen immer dann steigen und fallen, wenn auch Staatsanleihen das tun. Und je höher die Bonität, desto stärker die Korrelation. Das beeindruckende an dieser Korrelation ist aber: Wird das Rating eines Unternehmens schlechter, dann korreliert der Kurs immer weniger bzw. sogar negativ mit Staatsanleihen. Für den gesamten High-Yield-Markt liegt die Korrelation bei minus 0,17 und im Single-B-Bereich sogar bei minus 0,24. 

    Quelle: BofAML,ODDOBHFAMGmbH

    FR: Wie ist diese negative Korrelation zu erklären? 

    Dreier: Die Mechanik dahinter ist einleuchtend: Wenn Zentralbanken eine sich überhitzende Wirtschaft mit steigenden Zinsen am kurzen Ende zu bremsen versuchen, dann haben Unternehmen für kurze Zeit die Möglichkeit, höhere Preise am Markt zu verlangen; die Ressourcen sind ja knapp. Die Kosten bleiben vorerst konstant, der Cash-flow steigt. Kurz: Stark verschuldete Unternehmen profitieren im Wachstumsumfeld. Erst wenn die Zinsanhebung der Zentralbank so hoch wird, dass die Zinskosten steigen, der Cash-flow gebremst wird, wenn die Verschuldungsquote wächst und die EBITDA-Margen fallen – erst dann reagieren auch schlechter geratete, wachstumsabhängige Anleihen negativ auf steigende Zinsen. 

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    Verfasst von Thomas Gräf
    Anleihemärkte im Umfeld steigender Zinsen - Seite 2 Auf der Investment-Konferenz von FondsConsult in Berchtesgaden sprach Martin Dreier von der ODDO BHF Asset Management über das Investieren an Anleihemärkten im Umfeld steigender Zinsen. Für FundResearch erläutert der Portfolio Manager seine Strategien im Bereich der Hochzinsanleihen.

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