Schweden - der Mythos vom nordischen Sozialismus
Schweden gilt heute vielen Menschen immer noch als sozialdemokratisches Musterland. Tatsächlich ist der demokratische Sozialismus dort längst gescheitert und marktwirtschaftliche Reformen haben Schweden wirtschaftlich wieder stark gemacht.*
2016, während des amerikanischen Wahlkampfes, lebte ich zwei Monate in New York. Im Fernsehen sah ich einen jungen Mann, der begeistert für den Sozialismus schwärmte. Das passte nicht so recht zu meinem Amerika-Bild. Der junge Mann meinte damit den "skandinavischen Sozialismus". Er war ein Anhänger von Bernie Sanders, dem demokratischen Konkurrenten von Hillary Clinton bei den Vorwahlen. Sanders bezeichnet sich als Sozialist, aber natürlich meint er damit nicht ein System wie seinerzeit in der Sowjetunion oder in der DDR, sondern er träumt vom sozialistischen Paradies, das vermeintlich in skandinavischen Ländern wie Dänemark oder Schweden verwirklicht sei.
Wenn Schweden mal ein sozialistisches Land war, dann ist das schon einige Jahrzehnte her. Aber so wie an Menschen ihr Image oft noch lange und zäh klebt, wenn sie sich längst geändert haben, so ist es auch bei Nationen. Wir sind ganz generell nur sehr langsam bereit, unser liebgewonnenes Bild von einer Nation zu ändern.
Um es vorweg zu sagen: Schweden ist heute kein sozialistisches Land. In dem Ranking der wirtschaftlich freiesten Länder der Welt gehört Schweden zu der Gruppe der 20 am stärksten marktwirtschaftlich ausgerichteten Volkswirtschaften. Gleichwohl: Wer nach sozialistischen Elementen sucht, der findet diese auch. Bei den Staatausgaben liegt Schweden auf Platz 170 von 180, sie betrugen in den Jahren 2014 bis 2016 51,1 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Und die Steuerlast in Schweden ist zwar lange nicht mehr so hoch, wie sie einmal war, aber mit 42,7 Prozent des Inlandseinkommens immer noch fast die höchste der Welt. Doch viele Menschen wissen nicht, dass es andererseits - im Unterschied zu den meisten Ländern - in Schweden inzwischen keine Erbschafts-, Schenkungs- und Vermögensteuer mehr gibt, die allesamt abgeschafft wurden. Der Arbeitsmarkt ist jedoch nach wie vor so stark reguliert wie in nur wenigen Ländern.
Sozialistische Elemente finden sich also durchaus in Schweden, auch wenn die kapitalistischen Merkmale heute überwiegen. Das Image von Schweden und anderen skandinavischen Ländern als "sozialistisch" kommt aus den 1970er- und 80er-Jahren. Will man die Wirtschaftsgeschichte Schwedens und anderer skandinavischer Länder von 1870 bis heute in wenigen Sätzen zusammenfassen, dann wird deutlich: "Diese Länder verzeichneten ein phänomenales Wirtschaftswachstum, solange sie einen schlanken Staat und freie Märkte hatten. Seitdem sie sich Richtung Sozialismus bewegten, kamen Unternehmergeist, Wohlstandswachstum und die Entstehung neuer Jobs zum Stillstand. Die Rückkehr zur Marktwirtschaft brachte das Wachstum zurück."
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