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    Rentabilität & Rendite - Seite 2

    Die zentrale Größe zur Messung des Unternehmenserfolgs ist die Rentabilität. Die Angabe der Kennzahl wird meist als Prozentsatz ausgedrückt. Der Prozentsatz gibt an wieviel Prozent die eine Bezugsgröße zu einer anderen Bezugsgröße ausmacht. Ganz allgemein wird der Jahresüberschuss beziehungsweise der Gewinn mit den verschiedenen Arten von eingesetzem Kapital ins Verhältnis gesetzt.

    Da in der Finanzwelt an jeder Ecke der Begriff Rentabilität verwendet wird um Erfolge zu messen oder zur Kontolle, Analyse oder Planung, macht es Sinn die verschiedenen Definitionen genauer zu betrachten.

    Kennziffern der Rentabilität

    Prinzipiell existieren drei unterschiedliche Arten der Berechnung der Rentabilität -die Eigenkapitalrentabilität, die Gesamtkapitalrentabilität und die Umsatzrentabilität. Der grundlegende Unterschied der drei Kennzahlen ist die gewählte Bezugsgröße und damit auch die abweichende Berechnungsmethode.

    Gesamtrentabilität (GKR)

    Die Gesamtrentabilität (Alternativ: Gesamtkapitalrendite, Unternehmensrentabilität, Unternehmensrendite oder Kapialrentabilität) berechnet sich aus Gewinn und Fremdkapitalzinsen durch das eingesetzte Gesamtkapital.

    Gesamtkapitalrendite = (Gewinn + Fremdkapitalzinsen) / Gesamtkapital

    Der Bezugspunkt der GKR ist immer eine einzelne Periode also Monat, Quartal oder Jahr. Die Gesamtrentabilität dient der Messung wie effizient der Kapitaleinsatz eine Investition war (immer in Bezug auf die Periode).  
    Es ist eine umfassendere Betrachtung als zum Beispiel die Eigenkapitalrentabilität und umgeht damit ihre Nachteile. Insbesondere der Leverage Effekt spielt bei dieser betrachtung keine Rolle.

    Berechnung im Detail:
    Gesamtkapitalrendite = (Reingewinn + Fremdkapitalzinsen) / (Eigenkapital + Fremdkapital)

    Der Reingewinn wird anhand der GuV (Gewinn- und Verlustrechnung) ermittelt. Die Fremdkapitalszinsen schmälern als Beriebsausgaben den Reingewinn.

    Eigenkapital und Fremdkapital ergeben in Summe das Gesamtkapital. Das Fremdkapital setzt sich dabei aus den typischen Passiva bestehend aus Darlehensschulden, Verbindlichkeiten, Rückstellungen und kurzfristigen Bankschulden zusammen.


    Eigenkapitalrentabilität (EK-Rentabilität)

    Die zweite Kennziffer ist die Eigenkapitalrentabilität, auch Unternehmerrentabilität genannt. Sie dient der Berechnung der Wirtschaftlichkeit des Unternehmens in Bezug auf das eingesetzte Eigenkapital. Die Eigenkapitalrentabilität ergibt sich aus Gewinn/Jahresüberschuss geteilt durch Eigenkapital.

    Eigenkapitalrentabilität =  Jahresüberschuss / Eigenkapital

    Eigenkapitalrentabilität im Detail:

    Die Eigenkapitalrendite kann als die Verzinsung des eingesetzten Eigenkapitals angesehen werden. Dies bedeutet, dass eine hohe Eigenkapitalrendite für ein wirtschaftlich starkes Unternehmen steht. Der Umkehrschluss, dass eine geringe Eigenkapitalrendite, als negativ angesehen wird gilt nicht. Manche Branchen sind sehr kapitalintensiv und haben eine geringe Eigenkapitalrentabilität. Daraus folgt, dass ein Vergleich immer nur unter Unternehmen in ähnlichen Branchen gezigen werden sollte.

    Erzielt ein Unternehmen der gleichen Branche eine höhere Eigenkapitalrendite deutet dies auf eine geringere Kostenstruktur hin oder auf einen deutlich geringeren Anteil Eigenkapital.

    Typische Zielwerte für die Ek-Rentabilität:

    Ganz allgemein gilt, dass als Zielwert mindestens der langfristige Kapitalmarktzins geschlagen werden sollte. Andernfalls würde eine Anlage des Eigenkapitals am Markt sinnvoller sein als der Geschäftsbetrieb.
    Darüber hinaus muss immer auf die Branche oder teilweise sogar auf die Art der Abteilung geschaut werden um eine typische Zielwerte zu erhalten.

    Zu niedrigen Eigenkapitalrentabilität:

    Falls ein Unternehmen eine im Branchenvergleich zu niedrige Eigenkapitalrentabilität aufweist sollte man immer aktiv werden. In der Regel weist dies auf eine zu hohe Bewertung des Sach- und Anlagevermögens hin. Aber auch unrentabel gebundenes Kapital kann ein Grund sein (zum Beispiel in Grundstücken)

    Der Leverage Effekt:

    Eng verbunden mit der Eigenkapitalrentabilität ist der sogenannte Leverage Effekt. Der Effekt sagt aus, dass der Gewinn durch Aufnahme von Fremdkapital gesteigert werden kann. Da hierbei das Eigenkapital gleich bleibt erhöht sich die EK-Rentabilität.

    Das ganze an einem Beispiel: Ein Bauer kauft einen Traktor für sein Feld auf Kredit. Durch den Traktor kann er nun das Feld umpflügen und somit seinen Ertrag erhöhen. Dadurch steigt sein Gewinn (unter der Annahme die Zinskosten werden erwirtschaftet). Das Eigenkapital hat sich durch den Kauf nicht verändert und somit steigt die Eigenkapitalrendite.

    Das Fremdkapital dient sozusagen als Hebel auf die Rendite des Eigenkapitals.

    Weitere Informationen zur Eigenkapitalrentabilität erhalten Sie auf wirtschafts-wissen.de unter Eigenkapitalrentabilität.

    Kritik an der Eigenkapitalrentabilität & am Leverage Effekt

    Es mag auf den ersten Blick sehr verlockend erscheinen die Eigenkapitalrentabilität mit Hilfe von Fremdkapital in die Höhe zu schrauben. Jedoch ist dies nur bis zu einem gewissen Maße sinnvoll. Es sprechen folgende Gründe dagegen:

    • Das aufgenommenen Kapital muss auch in die Produktion fließen und anschließend in höheren Absatz resultieren.
    • Jeder aufgenommene Kredit erhöht auch das Geschäftsrisiko. Man gibt sich in eine Abhängigkeit zu Banken.
    • Oft ist ein langsameres Wachstum nachhaltiger als ein schnelles, auch was den Aufbau von Unternehmens internen Strukturen angeht
    • Es existieren noch andere Ziele als die Verzinsung des Eigenkapitals zu erhöhen ( Wachstum, Nachhaltigkeit usw.).
    • Der Fokus auf die Eigenkapitalrentabilität kann dazu führen, dass eigentlich profitable Abteilungen / Sparten in einem Unternehmen geschlossen werden. Wenn die Rentabilität unter dem Firmendurchschnitt liegt, kann es sinnvoll sein die Sparte zu schließen und das frei werdende Kapital an anderer Stelle zu verwenden.

    Zusammenfassung

    • Wichtige Kennzahl zur Berechnung der Wirtschaftlichkeit
    • Berechnung: Gewinn(Jahresüberschuss) / Eigenkapital
    • Leverage Effekte durch Aufnahme von Fremdkapital möglich
    • Die Eigenkapitalrentabilität entspricht der Verzinsung des Eigenkapitals durch den Geschäftsbetrieb
    • Entscheidungen, die einzig auf der EK-Rentabilität basieren stehen häufig in der Kritik und sollten mit anderen Zielen abgeglichen werden
    • Eine steigende Eigenkapitalrendite gilt als positiv und weist auf eine insgesamt positive Entwicklung des Unternehmens hin

    Umsatzrentabilität / Netto-Umsatzrendite

    Die dritte un letzte Kennziffer zur Berechnung der rentabilität ist die Umsatzrentabilität (engl. Return on Sales). Hierbei wird der Gewinn ins Verhältnis zum Umsatz gesetzt. Wieder ist der betrachtungszeitraum eine Rechnungsperiode.

    Man erkennt aus der Umsatzrentabilität wieviel Prozent des Umsatzes als Gewinn in der betrachteten Periode verblieben ist. So entspricht eine Umsatzrendite von 20% einem Gewinn von 20 Cent je Euro Umsatz.

    Die Umsatzrendite gibt Hinweise darauf in welchem Markt sich das Unternehmen befindet und wie seine Marktstellung ist. In hart umkämpften, wettbewerbsintensiven Märkten wird man nur eine geringe Umsatzrendite im einstelligen Prozentbereich erreichen können. Während man in schwach umkämpften Märkten oder mit ausgeprägten Alleinstellungsmerkmalen eine höhere Umsatzrendite erzielen kann.

    Eine hohe Umsatzrendite sichert das Unternehmen gegenüber Schwankungen ab. Damit ist man robust gegenüber schwankenden Wechselkursen, Rohstoffpreisen und Zinssätzen.

    Berechnung im Detail:
    Bei der Berechnung muss man zwei grundsätzliche Varianten unterscheiden – einmal mit Steuern und einmal ohne.

    In der ersten Variante sind die auf den Gewinn anfallenden Steuern bereits abgezogen. Somit sind zum Beispiel Länderübergreifende Vergleiche aufgrund unterschiedlicher Steuersätze nur sehr schwer möglich. Auch Steuernachzahlungen oder Verlustvorträge aus der Vorperiode können den Gewinn beeinflussen.

    Aus diesem Grund hat sich die zweite Variante durchgesetzt – die Gewinnberechnung ohne Steuern. So lässt sich die Umsatzrentabilität leichter zwischen Unternehmen oder auch intern zwischen einzelnen Rechnungsperioden vergleichen.

    International hat sich auch noch eine dritte Berechnung durchgesetzt – die operative Umsatzrentabilität. Hierbei werden sowohl Steuern als auch Fremdkapitalkosten ignoriert. Man spricht hier von einer EBIT-Marge (engl. Earnings before interest and taxes) also den Gewinn vor Steuern und Zinsen.

    Anwendbarkeit der Rentabilitätskennziffern

    Die Rentabilitätskennziffern dienen der Entscheidungsgrundlage, aber auch dem internen Vergleich. Insbesondere werden Sie aber auch zum vergleich zwischen dem Wettbewerber verwendet.
    Der branchenübergreifende Vergleich ist allerdings mit Vorsicht zu genießen, stark unterschiedliche Branchen können vollkommen andere Rentabilitätszahlen haben.
     




    Martin Brosy
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    Martin Brosy ist Tradingcoach und Mitbegründer der Trading Ausbildung www.trademy.de. Großen Einfluss auf sein ökonomisches Weltbild haben die Publikationen von Karl-Heinz Paqué und Joseph Schumpeter. Als Börsianer inspirieren ihn die Ansätze von Buffett, Burry, Livermore und Lynch.
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    Verfasst von Martin Brosy
    Rentabilität & Rendite - Seite 2 Die zentrale Größe zur Messung des Unternehmenserfolgs ist die Rentabilität. Die Angabe der Kennzahl wird meist als Prozentsatz ausgedrückt. Der Prozentsatz gibt an wieviel Prozent die eine Bezugsgröße zu einer anderen Bezugsgröße ausmacht. Ganz …