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     1893  0 Kommentare Handelsstreit: Reine Nervensache

    In letzter Minute haben die USA die Strafzölle auf Stahl und Aluminium für die EU ausgesetzt. Bis auf Weiteres zumindest. Zeit für Trader, Mut zu beweisen.

    Können Handelskriege gewonnen werden? Die große Mehrheit der Ökonomen verneint an dieser Stelle. Ein ausufernder Protektionismus kenne nur Verlierer, so das Credo. Donald Trump hingegen vertritt die gegenteilige Meinung. Denn wenn ein Land wie die USA, wie Trump Anfang März twitterte, viele Milliarden Dollar im Handel mit praktisch jedem anderen Land verliert, seien Handelskriege sogar gut und einfach zu gewinnen. Von daher war es schon eine kleine Überraschung, dass die Zölle auf Stahl und Aluminium auf Importe der EU noch in letzter Minute – zumindest bis auf Weiteres – ausgesetzt wurden. Welches Kalkül steckt dahinter und wie können Trader davon profitieren?

    US-Stahl im Niedergang

    Von Anfang an: Trump war nicht der erste US-Präsident, der meinte, die US-amerikanischen Stahlhersteller beschützen zu müssen. George W. Bush, Ronald Reagan, Jimmy Carter und Richard Nixon hatten ähnliche Maßnahmen ergriffen. Und alle sind gescheitert. Und keiner konnte den Niedergang der US-Stahlindustrie stoppen. Kamen 1980 noch mehr als 14 Prozent des weltweiten Stahlangebots aus den USA, waren es 2017 nur noch 4,9 Prozent. Lediglich noch 82 Millionen Tonnen Stahl kamen 2017 aus US-amerikanischer Produktion. Das entspricht einem geringen Anteil von nicht einmal fünf Prozent am weltweiten Herstellungsvolumen. Die Vereinigten Staaten wollen mit ihrem Dekret die Auslastung der heimischen Stahlhersteller von derzeit 72 Prozent auf über 80 Prozent erhöhen. Mit den zahlreichen Ausnahmeregelungen wird dies jedoch kaum gelingen. Diese sind ohnehin vor allem auf China gerichtet. Doch das Reich der Mitte – mit einem Weltmarktanteil von mehr als 50 Prozent der größte Stahlproduzent der Welt – dürfte das nicht groß bekümmern. Die Volksrepublik exportierte im vergangenen Jahr lediglich 700.000 Tonnen Stahl in die Vereinigten Staaten. Das entspricht gerade einmal zwei Prozent der US-Stahlimporte. Was also dann? Die wirklich relevanten Importeure – also Kanada (16,5 Prozent), Mexiko (9,2 Prozent), Südkorea (9,9 Prozent) und die EU (14,5 Prozent) sind momentan von den Sanktionen ausgenommen.

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    Die Marktmeinung geht daher dahin, dass Trump pokert, um die Europäer an den Verhandlungstisch zu bewegen. Denn – und darin hat der US-Präsident Recht – der gute und faire Handelspartner, wie sich die EU gerne dargestellt, ist sie nun auch wieder nicht. Wie das ifo Institut ermittelt hat, liegt der ungewichtete Durchschnittszoll der EU bei 5,2 Prozent; jener der USA dagegen nur bei 3,5 Prozent. Sollten die Zölle doch noch kommen, könnte das weniger Einfluss auf die betroffenen Stahl- und Aluminiumproduzenten haben als zunächst angenommen. Zu diesem Schluss kommt zumindest das ifo Institut, denn die europäische Stahl- und Aluminiumindustrie sei mit einem Exportanteil von 4,3 Prozent nicht sonderlich abhängig von den Vereinigten Staaten. Vorstellbar ist auch, dass der Konflikt nicht nur auf Weiteres, sondern ganz beigelegt wird, woran vor allem der europäischen Seite gelegen ist. In jedem Fall aber sorgt der Handelskonflikt für schwankende Märkte, welche sich aktive Trader schon so lange wünschen.




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    Dirk Heß
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    Dirk Heß schreibt regelmäßig zu aktuellen Markt- und Derivate-Themen. Als Co-Head EMEA Public Listed Products Sales & Distribution bei Citigroup Global Markets Europe besitzt er langjährige Expertise in allen Fragen rund um Börse und Investments. In seinem regelmäßigen Kommentar gibt Dirk Heß fundiertes Fachwissen weiter.
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    Verfasst von Dirk Heß
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