Konzern-Bilanz in Gefahr? Daimler steht vor neuen Herausforderungen
Im Vergleich zu 2016 konnte Daimler seinen Umsatz um 7 Prozent steigern - auf 164,33 Mrd. Euro. Die Dividende je Aktie legt um 12 Prozent zu - Aktionäre erhalten eine Rekorddividende von 3,65 Euro. Der Diesel und die E-Mobilität stehen auf der Unternehmensagenda, während Fahrverbote eher abgelehnt werden. Was sagte Vorstandschef Dieter Zetsche auf der heutigen Hauptversammlung noch?
Daimler konnte an diesem Donnerstag den Aktionären Rekordzahlen präsentieren und lieferte einen Ausblick, der nur wenige Überraschungen bot. Der Umsatz stieg um gut 11 Mrd. Euro auf 164,33 Mrd. Euro. Der EBIT lag um 14 Prozent über dem Vorjahresergebnis und auch die Zahl der Beschäftigen nahm zu.
Über die zukünftige Daimler-Flotte sagte Dieter Zetsche: "2018 führen wir zum Beispiel mehr als ein Dutzend neue Pkw-Modelle ein. Den Anfang hat dieses Jahr die neue G-Klasse gemacht." und weiter heißt es: "Das Tempo unserer Produktoffensive bleibt hoch."
Im Bereich E-Mobilität will Daimler bis 2022 in jedem Segment mindestens eine E-Variante anbieten. Jedoch ist Daimler auch davon überzeugt, dass "mehr Elektroautos gut für die CO2-Bilanz sind. Aber nicht so gut für unsere Konzern-Bilanz", so Zetsche. Damit warnte Zetsche vor überzogenen Erwartungen für 2018. Im Geschäftsbericht 2017 steht jedoch: "Wie die Mehrzahl der Wirtschaftsforschungsinstitute erwartet Daimler, dass die Weltwirtschaft nach der spürbaren Wachstumsbeschleunigung des vergangenen Jahres auch 2018 wieder um mehr als 3 % wachsen wird." Ein Risiko stellen die neuen Steuerreformen und eine "expansivere Fiskalpolitik" in den USA dar. Daneben ist China ein wesentlicher Risikofaktor.
Aus dem Dieselskandal und dem Thema Luftreinhaltung hat Daimler insofern gelernt, als das Zetsche sagt: "In unserer Produktion stellen wir uns ebenfalls auf einen Mix der Antriebe ein." Über KI (bei Daimler in Form des neuen Infotainment-System MBUX) und autonomes Fahren bezieht Zetsche insofern Stellung, dass er über MBUX meint:
"MBUX navigiert automatisch zum nächsten Termin. Es erinnert, wem man noch zum Geburtstag gratulieren sollte. Und dank künstlicher Intelligenz weiß es, welche Musik man gerne auf dem Weg von der Arbeit nach Hause hört. Das Auto kennt seinen Besitzer nicht nur, es denkt auch mit: Wenn man etwa sagt, „Mir ist kalt“, erhöht es die Temperatur. Und das Gute ist: Man kann sprechen, wie einem der Schnabel gewachsen ist. Das System versteht sogar Dialekte."
In Zukunft sollen die Fahrzeuge von Daimler laut Zetsche "(...)zu jeder Zeit überall auf der Welt, bei allen Straßen- und Wetterverhältnissen selbstständig fahren. Daran arbeiten wir, aber so weit sind wir heute noch nicht." Hierfür will Daimler Kameras, Radarsensoren, Laser-Scannern und hochpräzisen Karten einsetzen. Daneben setzt der Autobauer auch auf einen weiteren Trend: die geteilte Mobilität. Zudem habe man das Ziel, in den frühen 2020er-Jahren die ersten selbstfahrenden Taxis auf die Straße zu bringen. Es heißt: "Alle Autos dieser Flotten werden elektrisch fahren." so Zetsche.
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Und was Anleger noch interessieren dürfte ist der Einstieg des Großaktionärs Li Shufu. Dieser hatte im Februar gut zehn Prozent am Unternehmen erworben und wurde zum größten Anteilseigner. Über die Zusammenarbeit mit Li Shufu heißt es: "Er will sich langfristig bei Daimler engagieren."
Die Daimler-Aktie legte zum Vortag leicht zu. Derzeit steht das Papier bei 69,15 Euro. Gestern hatte das Analysehaus Independent Research ein Kursziel von 77 Euro ausgesprochen und die Aktie auf "Halten" belassen. Im Gegensatz dazu hatte UBS am 29. März 2018 die Daimler-Aktie auf "Buy" gesetzt und ein Kursziel von 92 Euro ausgerufen. Das Jahrestief lag bei 59 Euro (31.07.2017), während die Aktie am 23.01.2018 mit 76,33 Euro das 12-Monats-Hoch erreichte.
Anleger sollten die Warnungen von Zetsche ebenso in Betracht ziehen, wie einen möglichen Handelskrieg zwischen den USA und China, denn China gehört mit zu den wichtigen Absatzmärkten von Daimler. Laut Daimler würde eine Verlangsamung des chinesischen Wirtschaftswachstums insbesondere das Geschäftsfeld Mercedes-Benz Cars treffen, denn China ist inzwischen der mit Abstand größte Einzelmarkt. Darüber hinaus scheinen zum Thema Diesel auch noch nicht alle Karten auf dem Tisch zu liegen.
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