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     1470  0 Kommentare Großaktionär Li Shufu betont Daimlers Unabhängigkeit, fordert aber Kooperationen

    Der deutsche Automobilhersteller Daimler wird sich darauf einstellen müssen, dass der neue chinesische Großaktionär Li Shufu ein aktiver Geschäftspartner des Stuttgarter Autoherstellers werden möchte. „Wir müssen aktiv die Möglichkeit umfangreicher Allianzen ausloten, anstatt uns der Realität zu entziehen und den Kopf in den Sand zu stecken“, schreibt Li Shufu in einem Beitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z./Montagsausgabe). „Wenn eine mögliche Partnerschaft den Anforderungen von Gesetzen und Verordnungen entspricht, kann und sollte jede bilaterale und multilaterale Zusammenarbeit von beiderseitigem Nutzen diskutiert werden.“ Mit dieser deutlichen Forderung unterstreicht Li Shufu die Ankündigung, sich langfristig bei Daimler engagieren zu wollen. Ende Februar hatte der chinesische Milliardär, dem mit Geely der größte chinesische Autohersteller und außerdem die schwedische Marke Volvo gehören, auf einen Schlag einen Anteil von knapp 10 Prozent an Daimler gekauft.

    In Stuttgart war man zunächst irritiert gewesen über den neuen Investor. Daimler hatte zwar zuvor mit Li Shufu als potentiellem Investor im Gespräch gestanden, sieht andererseits aber auch keinen Bedarf an weiteren industriellen Partnerschaften in China: Denn BAIC ist seit vielen Jahren der Produktionspartner für Mercedes in Peking, mit BYD wiederum hat Daimler speziell für den chinesischen Markt die Marke „Denza“ für Elektroautos geschaffen. Gleich an mehreren Stellen betont Li Shufu in dem Beitrag aber auch, dass Kooperationen keine Gefahr für die strategische Unabhängigkeit bedeuten und dass die Autonomie des Managements gewahrt bleiben müsse. Allerdings bringt Li Shufu solche Bemerkungen in Zusammenhang mit dem Ziel, „die Rendite für die Aktionäre zu steigern“. Sehr konkret und doch gleichzeitig diskret benennt er das am Beispiel von Car-Sharing, das offenbar nach seiner Einschätzung von Daimler bisher nicht erfolgreich genug ausgebaut wurde, ohne dass Li Shufu den Namen Car2Go nennt. Li Shufu verweist stattdessen auf den eigenen Mobilitätsdienst Cao Cao, der in mehr als 20 Städten mit 16.000 Elektroautos aktiv ist und ergänzt dann: „Während solche Dienste international wachsen, müssen sie sich auszahlen und dürfen nicht nur Mittel verbrennen.“
     
    Die Stoßrichtung der künftigen Zusammenarbeit hat Li Shufu auch deutlich umrissen: all die neuen Technologien, die von „Herausforderer-Marken“ wie  Uber oder Tesla genutzt werden, sollten auch von traditionellen Herstellern vorangetrieben und im Wege der Plattform-Ökonomie zunehmend geteilt werden. „Die Verbraucher wollen die gleichen sauberen, zunehmend autonomen, intelligenten, vernetzten Autos und Infrastrukturen, die in anderen Märkten entwickelt werden“, schreibt der chinesische Unternehmer über seine Landsleute. Und über die Autoindustrie seines Landes schreibt er: „So wie chinesisches Wachstum kein Allheilmittel für den Rest der Branche ist, müssen chinesische Marken über ihre eigenen Grenzen hinaus denken.“

     

    Dieser Beitrag erschien in der FAZ.

    Es handelt sich um die Vorabmeldung vom 15.04.2018.





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    Verfasst von wO Gastbeitrag
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