Rekord:
Das Vereinigte Königreich erstmals 55 Stunden ohne Kohle-Strom
In dieser Woche wurde ein neuer Rekord erzielt, denn erstmals kam Großbritannien 55 Stunden ohne Kohle-Strom aus. Von Montag 22:25 Uhr bis Mittwoch 05:10 Uhr kam der gesamte Strom aus nachhaltigen Ressourcen. In dieser Zeit produzierten die Windkraftanlagen mehr Strom.
Kohle wird seit der industriellen Revolution als schwarzes Gold gehandelt. Gleichzeitig ist die Verbrennung von Kohle pures Gift für die Umwelt. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Bedeutung erneuerbarer Energien verliert Kohle zumindest in Europa leicht an Bedeutung. Wie weit die Transformation zu einer Stromversorgung ohne Kohle bereits vorangeschritten ist, zeigt Großbritannien. Von Montag bis Mittwoch wurde für die Erzeugung von Strom auf die Verbrennung von Kohle komplett verzichtet. Dieses Experiment dauerte 55 Stunden. Der bisherige Rekord von 40 "kohlefreien" Stunden wurde im Oktober aufgestellt. Gleichzeitig produzierten Windkraftanlagen mehr Strom.
Das Vereinigte Königreich ist ein Pionier der erneuerbaren Energien und hat mehr Offshore-Windkraftanlagen installiert als jedes andere Land. Es besitzt auch Felder von Solarmodulen, die immer mehr Nachfrage abdecken, während traditionelle Kraftwerke schließen. Die Regierung will bis 2025 alle Kohlekraftwerke abschalten und hat den erneuerbaren Energien einen vorrangigen Netzzugang eingeräumt.
Wie die Luzernzeitung schreibt: "In der EU sind (...) zehn Länder aus der Kohleverstromung ausgestiegen oder bereiten dies vor, darunter Frankreich, Italien und Grossbritannien. Die deutsche Regierung hatte im Koalitionsvertrag eine Kommission angekündigt, die den Kohleausstieg vorbereiten soll." Derzeit werden die meisten neuen Kohlekraftwerke in Asien gebaut, während zwischen 2015 und 2017 weltweit insgesamt 522 Kraftwerke vom Netz genommen wurden - so viele wie noch nie.
Wie sieht es in Deutschland aus? Es gibt circa 148 aktive Kohlekraftwerke und bis 2020 sollen acht Kohlekraftwerke in "Sicherheitsbereitschaft" laufen. Die Testphase läuft derzeit im Braunkohlekraftwerk Buschhaus im niedersächsischen Helmstedt. Ende Juli 2016 hatte die Bundesregierung die Abschaltung befohlen, damit die Klimaziele eingehalten werden, so die Zeit. Besonders interessant an der Stilllegung ist die Tatsache, dass obwohl kein Strom erzeugt wird, in dem Werk täglich 80 Mitarbeiter rund um die Uhr arbeiten. Die Wartung der Anlagen erfolgt auch vor dem Hintergrund, dass Buschhaus ab 2020 demontiert werden soll und die Einzelteile in die Welt verkauft werden.
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Oftmals stellt sich Deutschland als Vorreiter des Kohleausstiegs dar, jedoch zeigt sich an einem Beispiel aus München wie schwierig der Prozess ist. Block 2 des Heizkraftwerks Nord soll bis 2022 stillgelegt werden. Die Stilllegung kostet die Münchner Stadtwerke 217 bis 279 Millionen Euro, so die SZ. Statt des Kohlekraftwerks sollen kleine Heizwerke in den Stadtvierteln entstehen.
Laut ntv möchte die deutsche Politik die Stromproduktion aus Kohle bis 2030 lediglich halbieren. Eine Kohlekommission soll bis Ende des Jahres 2018 Empfehlungen für den Kohleausstieg ausarbeiten.
Für Deutschland muss damit gerechnet werden, dass das Land ohne Kohleverbrennung nicht auskommt. Nicht weil es an Alternativen fehlt, sondern weil die Unternehmen ordentlich Kasse machen - auf dem Rücken der Gesellschaft. Bruno Burger vom Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) sagte, dass Deutschland den klimaschädlichen Braunkohlestrom kaum brauchen würde, wenn man auf den hohen Stromexport ins Ausland verzichten würde (Quelle: DW).
Im August 2017 hieß es, dass seit 2009 die Braunkohlekraftwerke trotz neuer Solar- und Windanlagen nicht entsprechend heruntergefahren wurden. Laut den Berechnungen sieht es so wohl so aus: "Während 2011 nur etwa 6,3 Terawattstunden Strom exportiert wurden, seien es 2016 bereits 53,7 Terawattstunden gewesen." Und Cem Özdemir sagte: "Für eine stabile Stromversorgung könnten wir schon jetzt auf viel mehr dreckigen Kohlestrom verzichten, als die Bundesregierung zugeben möchte." Fakt ist, dass derzeitige Vorgehen konterkariert nicht nur die deutschen Klimaschutzziele, sondern gefährdet auch die Gesundheit der Bevölkerung.
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