Finnen beenden Grundeinkommen-Experiment
Grundeinkommen gescheitert?
Das Pilotprojekt zum bedingungslosen Grundeinkommen in Finnland wird nicht weiter ausgeweitet. Medien berichten, dass Geldmangel der Grund sei. Die Studienergebnisse werden 2019 veröffentlicht.
Finnland beendet sein Pilotprojekt zum bedingungslosen Grundeinkommen vorzeitig - offenbar aus Geldmangel, so Business Insider. Das Experiment war im Januar 2017 gestartet und auf zwei Jahre ausgelegt. Anfang 2018 sollte das Projekt auch auf Teile der arbeitenden Bevölkerung ausgeweitet werden, was jedoch nicht stattfinden wird.
Gegenüber der schwedischen Tageszeitung "Svenska Dagbladet" sagte Miska Simanainen, eine an dem Projekt beteiligte Forscherin: "Die Regierung nimmt Veränderungen vor, die das Projekt von einem Grundeinkommen wegführen". Es sei noch völlig unklar, ob der Test tatsächlich gescheitert ist, so Simanainen.
Auf der Webseite der finnischen Sozialversicherungsanstalt Kela findet man indes keine Pressemiteilung, die das vorzeitige Ende des Grundeinkommen-Experiments bestätigt. Eine Presseanfrage von wallstreet:online blieb bislang ebenfalls unbeantwortet (Stand: 23.04.2018, 17:15 Uhr). Deutschsprachige Medien berichten hingegen, dass das Experiment gescheitert sei und vorzeitig beendet wird.
Im Rahmen des Pilotprojekts zahlt die finnische Sozialversicherungsagentur KELA 2.000 arbeitslosen Testpersonen seit Januar 2017 jeweils 560 Euro pro Monat - für 24 Monate. Die Leistung ist an keine Bedingungen geknüpft. Mit der Pilotstudie sollten mindestens zwei Fragen geklärt werden, so ntv:
1. Kann das bedingungslose Grundeinkommen die bisherige Sozialhilfe ersetzen?
2. Führt es dazu, dass Empfänger zusätzlich Arbeiten und damit zum Steueraufkommen beitragen?
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Die Forscher des Grundeinkommen-Experiments sind enttäuscht. Dem finnischen Rundfunk YLE sagte Prof. Olli Kangas von Kela: „Zwei Jahre sind zu kurz, um aus einem so umfangreichen Experiment umfassende Schlussfolgerungen ziehen zu können. Wir hätten mehr Zeit und Geld bekommen müssen, um verlässliche Ergebnisse zu erzielen.“, so Business Insider.
Die Einführung des Grundeinkommens wird auch in anderen Industrienationen schon länger kontrovers diskutiert.
In Deutschland fordert dm-Gründer Götz Werner schon seit Jahren die Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens. Dieses würde einerseits Menschen motivieren einen Job zu ergreifen, der wirklich ihren Fähigkeiten und Interessen entspricht. Andererseits würde das bedingungslose Grundeinkommen die Wirtschaft ankurbeln.
Erst kürzlich schlug Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller ein monatliches solidarisches Grundeinkommen i. H. v. 1.500 Euro für Langzeitarbeitslose vor. In den USA fordert Andrew Yang, Präsidentschaftskandidat 2020 der Demokraten, die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens.
Die wallstreet:online-Redaktion hat bereits mehrere Artikel zum Grundeinkommen veröffentlicht:
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Bedingungsloses Grundeinkommen: US-Wirtschaft könnte deutlich wachsen
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Grundeinkommen: dm-Gründer und Berliner-Politiker fordern Einführung
Quellen:
Business Insider: "Finnland beendet völlig überraschend sein Grundeinkommen-Experiment"
ntv: "Keine 560 Euro mehr fürs Nichtstun"
Gründerszene: Finnland beendet überraschend sein Grundeinkommen-Experiment