Forex-Report
Handelsgespräche USA/China nur auf ersten Blick enttäuschend
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1946 (07.36 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1910 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 109.20. In der Folge notiert EUR-JPY bei 130.45. EUR-CHF oszilliert bei 1,1955.
Auf ersten Blick lieferten die Gespräche zwischen China und den USA ein auch bezüglich unserer Erwartungshaltung enttäuschendes Ergebnis. Entsprechend fiel die westliche Berichterstattung, unter anderem von Bloomberg, aus.
Anders bewertet wurde die Sachlage durch chinesische Medien: Staatsmedien in China haben ein positives Bild der Handelsgespräche zwischen den USA und China gezeichnet. Trotz erheblicher Differenzen gebe es eine positive Entwicklung, schrieb China Daily. Dazu zähle eine konstruktive Vereinbarung zur Fortführung der Gespräche über strittige Handelsfragen. Dies sei besser als gegenseitige Zoll-Beschlüsse, die beide Seiten an den Rand eines Handelskrieges bringen könnten. Dieser Sichtweise stimmen wir umfänglich zu. Die Volkszeitung berichtete, die Gespräche hätten eine solide Grundlage für weitere Verhandlungen geschaffen, an deren Ende Vorteile für beide Seiten stehen könnten. Der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua zufolge wurde in mehreren Punkten eine Einigung erzielt, in anderen Fragen habe es aber noch Uneinigkeit gegeben. Beide Seiten wollten weiter miteinander reden.
Politik ist die Kunst des Redens, um gemeinsame Positionen zu finden. Präsident Trump hat mit seiner als aggressiv empfundenen Handelspolitik das Tor zu Veränderungen, die in Teilen nicht nur für das US-Verhältnis zu China, sondern auch das Austauschverhältnis der EU- zu China bedeutend sind, aufgestoßen.
Die bekannten Asymmetrien in den Außenhandelsbeziehungen von gestern, werden als Folge nicht mehr die Austauschverhältnisse von morgen sein. Das ist zu begrüßen, da damit perspektivisch die Chance für mehr Substanz im Welthandel im Raum steht. Ergo ist das Glas Wasser halbvoll und nicht halbleer!
Heute früh erreichten uns bezüglich Deutschlands ein Datensatz und eine Nachricht, die beide nicht erfreuen.
Per Berichtsmonat März kam es bei den Industrieaufträgen unerwartet zu einem Rückgang auf Monatsbasis um 0,9%. Die Prognose lag bei +0,5%. Mehr noch wurde der Vormonatswert von +0,3% auf -0,2% revidiert. Damit kam es drei Monate in Folge zu Rückgängen auf Monatsbasis. Die Substanz des Auftragspolsters ist noch hoch. Die negative Tendenz ist dennoch ernst zu nehmen. Sie korreliert fraglos mit der zunehmenden Risikoaversion dank Irritationen in Geo- und Handelspolitik im ersten Quartal, beides exogene Effekte. Hinsichtlich der leichten Entspannungsansätze (Nordkorea, Handelskonflikt China) und der freundlicheren Einkaufsmanagerindices ergibt sich jedoch auch ein sachlicher Hintergrund, der eine Fortsetzung dieser negativen Tendenz in Frage stellt.
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Laut der deutschen Stahlindustrie mehren sich die Anzeichen, dass wegen der US-Zölle mehr Stahl auf den europäischen Markt aus Ländern drängt, deren Zugang zu den USA erschwert ist. Die deutsche Stahlindustrie fordert in dem Zusammenhang, Schutzmaßnahmen gegen die jetzt erkennbaren Umlenkungseffekte zu veranlassen. Das gilt aus unserer Sichtweise heraus jedoch nur dann, wenn „Dumping“ Hintergrund veränderter Marktverhältnisse ist!
Datenpotpourri vom Freitag:
Der finale Wert für den von Markit ermittelten Dienstleistungsindex der Eurozone per Berichtsmonat April stellte sich auf 54,7 Punkte und verfehlte damit die bei 55,0 Zählern angesiedelte Prognose. In der Folge kam es zu einem Rückgang des Composite Index von 55,2 auf 55,1 Punkte. Beide Werte signalisieren weiter solide Expansion der Wirtschaftsleistung.
Die Einzelhandelsumsätze der Eurozone legten im Monatsvergleich per März um 0,1% (Prognose 0,5%) zu. Der Vormonatswert wurde von +0,1% auf +0,3% revidiert. Die Tendenz stimmt, die Dynamik enttäuschte geringfügig.
Der US-Arbeitsmarktbericht lieferte ein durchwachsenes Bild.
Die Beschäftigung außerhalb des Agrarsektors legte per April um 164.000 Jobs zu (Prognose 192.000). Gleichzeitig wurde der Vormonatswert um 32.000 Jobs auf 135.000 nach oben revidiert, so dass das aggregierte Zweimonatsergebnis den Erwartungen entsprach.
Die offizielle Arbeitslosenrate sank von 4,1% auf 3,9% (Prognose 4,0%). Die als Vergleichsgröße belastbarere Quote U-6 fiel von 8,0% auf 7,8%.
Die Durchschnittslöhne verfehlten im Jahresvergleich mit einer Zunahme um 2,6% die bei 2,7% angesiedelte Prognose. Der Vormonatswert wurde von 2,7% auf 2,6% revidiert.
Die Partizipationsrate am US-Arbeitsmarkt sank von 62,9% auf 62,8%. Das ist historisch betrachtet ein unterproportionaler und auch kritischer Wert.
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Erst ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.2270-00 neutralisiert den positiven Bias des USD.
Viel Erfolg!
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