Raus aus dem Schatten
Online-Retail-Revolution: So soll Jumia in Ägypten wachsen
Ägypten ist doch so ganz anders als Europa, denn es gibt viele Kleinunternehmen die nicht erfasst sind, in keiner Wirtschaftsstatistik des Landes auftauchen und einen erheblichen Anteil an der Schattenwirtschaft haben. Dies könnte sich bald ändern, denn Jumias Ägypten CEO Hesham Safwat fordert die Regierung auf, informelle Einzelhändler zu regulieren.
Afrikas führende Online-Shopping-Plattform, Jumia, will Ägypten zu seinem größten Markt auf dem afrikanischen Kontinent machen. Dies soll gelingen, indem das riesige Netzwerk nicht-lizenzierter Anbieter von der Regierung reguliert wird. Als Anreize für die Kleinunternehmer der ägyptischen Schattenwirschaft soll es Steuervergünstigungen und billige Kredite geben, die es ihnen ermöglichen ihre Waren zukünftig Online zu vermarkten.
"Ich persönlich nehme es als meine größte Herausforderung", sagte Jumia CEO Safwat in Kairo. Und weiter: "Stellen Sie sich vor, wenn nur 50 Prozent dieses nicht erfassten Marktes formell werden, könnten wir sie unserer Plattform hinzufügen und es würden neue Produktkategorien für die Online-Konsumenten entstehen." Dies hört sich an einer Win-win-Situation an, jedoch ist Jumia kein Wohlfahrtsverein.
Jumia ist in Afrika das, was Amazon in Europa und den USA bereits ist. Das Unternehmen, an dem Rocket Internet mit 28,4 Prozent beteiligt ist, will bis 2021 seinen Umsatz in Ägypten verzehnfachen. Die Anzahl der Online-Produkte soll auf 12 Millionen steigen. Ägypten ist derzeit nach Nigeria der zweitgrößte Markt für Jumia. Ferner ist ein Börsengang von Jumia für 2018 geplant - das Unternehmen war 2012 als E-Commerce-Startup gestartet. Zu den Investoren gehören Orange, MTN Group, Millicom International Cellular und die Goldman Sachs Group.
Die Schattenwirtschaft macht mindestens 37 Prozent der gesamten ägyptischen Inlandsproduktion aus. Die nicht-erfassten Einzelhändler zahlen keine Steuern und es gibt keine Qualitätskontrollen, was bedeutet, dass ihre Produkte für Jumia bislang tabu sind. Auf der anderen Seite entdecken circa 96 Millionen Verbraucher das Online-Shopping als Alternative zu ihren traditionellen bargeldgetriebenen Einzelhandelsgeschäften. Bislang haben nur 5 bis 8 Prozent der ägyptischen Internetnutzer einen Kauf Online getätigt.
Jumia ist seit 2015 in Ägypten präsent. Mit einem Marktanteil von 48 Prozent ist das Unternehmen führend im Vergleich zu Konkurrenten. In Ägypten gibt es für Jumia wenig Konkurrenz, denn die Qualität der Websites vieler Einzelhändler ist schlecht. Es bleibt anzuwarten, ob der Onlinehandel die Schattenwirtschaft Ägyptens reformieren kann. Dies könnte langfristig zu neuen Investitionen führen.
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