Liberale US-Medien nach Iran-Entscheidung
'Näher am Krieg'
WASHINGTON (dpa-AFX) - Mit dem Rückzug der USA vom Atomabkommen mit dem Iran hat Präsident Donald Trump den Nahen Osten näher an einen Krieg gebracht und wichtige Verbündete vergällt: So beurteilten führende liberale US-Medien die Entscheidung des Präsidenten in ersten Reaktionen in der Nacht auf Mittwoch.
Trumps Ausstieg ohne klare Strategie für einen Ersatz sei "waghalsig und höchstwahrscheinlich kontraproduktiv", schrieb die "Washington Post" in einem Leitartikel. "Eine erste Konsequenz von Trumps Entscheidung könnte ein Konflikt mit den Europäern sein...Nachdem sie versucht haben, Trumps Einwänden gegen das Abkommen entgegenzukommen, ohne es zu brechen und damit gescheitert sind, sind sie wahrscheinlich unwillig, mit den USA bei einem weiteren Versuch zusammenzuarbeiten, die iranische Wirtschaft zu brechen."
Trump habe das Risiko für einen Konflikt erhöht, schrieb die "Post": "Saudi-Arabien und Israel hoffen vermutlich, dass Trumps Entscheidung die USA durch eine Konfrontation mit ihrem Feind Iran wieder in den Nahen Osten zurück bringt. Der Präsident hat oft gesagt, dass er keine weiteren Kriege im Nahen Osten wünscht; seine Entscheidung hat einen Krieg wahrscheinlicher gemacht."
Die "New York Times" schrieb, Trump habe bislang nur gezeigt, dass er Abkommen zerstören könne. Ihm "fehlt völlig das tiefegehende politische Konzept oder die strategische Weitsicht und Geduld um neue zu schaffen."
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"Wenn es um die Gefahr eines nuklearen Wettrüsten im Nahen Osten geht, gibt es keine Anzeichen, dass der Iran oder irgendeine der anderen wichtigen Kräfte in dem existierenden und bislang erfolgreichen Pakt einfach Trumps fiktiven neuen Plan akzeptieren. Es ist wahrscheinlicher, dass seine am Dienstag verkündete Entscheidung dem Iran erlauben wird, ein robustes Atomprogramm wieder aufzunehmen, die Beziehungen mit engen europäischen Verbündeten verschlechtert, Amerikas Glaubwürdigkeit aushöhlt, die Grundlagen für einen möglichen breiteren Krieg im Nahen Osten schafft und es erschwert, mit Nordkorea ein solides Abkommen über sein Atomwaffenprogramm zu erreichen."/im/DP/zb