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     3144  0 Kommentare IPO-Kandidat STS Group: „Ideale Bedingungen zur Finanzierung unseres Wachstums“

    Mit der STS Group hat ein führender Systemlieferant für die Nutzfahrzeugindustrie seinen Börsengang im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse angekündigt. Im Geschäftsjahr 2017 erzielte die Tochtergesellschaft der Münchner Beteiligungsgesellschaft Mutares AG nach vorläufigen Zahlen auf Pro-Forma-Basis bei einem Umsatz von rund 425 Millionen Euro ein bereinigtes EBITDA von etwa 24 Millionen Euro. 

    Unsere Redaktion spricht mit Andreas Becker, CEO der in Hallbergmoos bei München ansässigen STS Group, über den insbesondere im Leichtbau eingesetzten Werkstoff SMC, die geplante Expansion in Nordamerika und China sowie über das langfristige Margenziel.


    Redaktion: Herr Becker, Sie sind der CEO des IPO-Kandidaten STS Group. Können Sie unseren Lesern erläutern, welche Produkte die STS Group herstellt und wo diese zum Einsatz kommen?

    Becker: Die STS Group ist ein international aufgestellter Systemlieferant für die Automobilindustrie. Wir entwickeln und produzieren Kunststoffkomponenten und Systeme sowie Akustikteile vor allem für leichte und schwere Nutzfahrzeuge sowie für Pkw. Die STS Group gehört zu den Technologieführern in der Herstellung von Akustik-Spezialprodukten, Kunststoff-Spritzguss sowie dem insbesondere im Leichtbau eingesetzten Werkstoff SMC (Sheet Moulding Compound). So stellen wir z. B. Komponenten der Lkw-Kabine wie das Dach, den Fahrerhauseinstieg, Kotflügel, die Fahrzeugfront, Geräuschabsorptionsteile sowie Ablage- und Innenverkleidungssysteme her. Zum Einsatz kommen unsere Produkte bei den weltweit führenden Lkw-Herstellern sowie bei internationalen Automobilherstellern.

    Redaktion: Was ist SMC genau und wo liegen die Vorteile dieses Werkstoffs?

    Becker: SMC ist ein Halbfabrikat, das wir selbst herstellen. Es besteht aus duroplastischen Reaktionsharzen und Glasfasern, mit denen Faser-Kunststoff-Verbunde, sogenannte Composites, produziert werden. Diese weisen gegenüber herkömmlichen Metallteilen mehrere Pluspunkte auf: Der größte Vorteil ist die exzellente Formbarkeit. Damit lassen sich komplexe Formteile äußerst präzise herstellen. Des Weiteren sind SMC-Teile leichter, fester und zugleich kostengünstiger als Metallteile und können diese zunehmend im gesamten Fahrzeugbau ersetzen. Bei Lkws sind Kabinen- und Verkleidungsteile sowie Aeropakete aus SMC nicht mehr wegzudenken. Ein weiteres Einsatzgebiet sind Landwirtschafts- und Baufahrzeuge, die wie Lkws bei jeder Witterung und auf schlechten Wegen unterwegs sind. Allen diesen Anwendungen ist neben der Witterungsbeständigkeit und der mechanischen Belastbarkeit gemeinsam, dass die Verkleidungsteile aus SMC relativ groß sind. Mit SMC können solche Teile in einer Form und mit einem Presshub gefertigt werden. Bei den typischen Stückzahlen von 5.000 bis 80.000 pro Jahr bietet SMC damit eine hervorragende Wirtschaftlichkeit. 

    Redaktion: Gibt es auch Nachteile gegenüber traditionellen Werkstoffen wie Metall?

    Becker: Gegenüber Metallen mit eher sehr kurzen Taktzeiten liegen die Verarbeitungszeiten von SMC im Produktionsprozess im Minutenbereich. Daher liegen die Prozesskosten von SMC für Stückzahlen von mehr als 100.000 pro Jahr über den vergleichbaren Kosten von Metallen. Dieses Verhältnis verändert sich jedoch bei höherer Bauteilkomplexität zu Gunsten von SMC.

    Redaktion: Die STS Group ist 2017 stark durch Übernahmen gewachsen. Wie sind Sie nun international aufgestellt?

    Becker: Im vergangenen Jahr haben wir drei strategische Zukäufe erfolgreich abgeschlossen. Mit dem Erwerb des Lkw-Geschäfts der Plastic Omnium-Gruppe und der Mecaplast-Gruppe mit Produktionsstätten in China, Mexiko, Frankreich und Deutschland hat die STS Group ihr Produktportfolio um Außen- und Innenteile sowie Module für Lkw-Kabinen und leichte Nutzfahrzeuge erweitert. Darüber hinaus haben wir unser Geschäft durch den Erwerb der brasilianischen Produktionsstätte der Autoneum-Gruppe auch nach Südamerika ausgeweitet. Insgesamt verfügt die STS Group nun weltweit über 16 Werke mit vier Engineering Centern in sieben Ländern, mit Produktionsstätten in Europa, China, Nord- und Südamerika, inklusive dem NAFTA-Markt. Damit nehmen wir bereits eine starke Marktposition im globalen Automotive-Markt ein, die wir weiter ausbauen wollen. 

    Redaktion: Wie weit ist die Integration der neuen Werke schon fortgeschritten und was bleibt noch zu tun? 

    Becker: Mit Hilfe der Übernahmen haben wir die nächste Stufe erreicht und uns vom europäischen Zulieferer zu einem global agierenden Systemhersteller für die gesamte Branche entwickelt. 2018 ist ein Jahr der Integration. Durch die vollständige Integration der neuen Werke werden in diesem und im nächsten Jahr weitere Synergien entstehen. Wir verbessern Abläufe, heben Potenziale in den Produktionen und Verwaltungen und bringen innovative Produkte auf den Markt.

    Redaktion: Sie haben Ihr internationales Kundenportfolio bereits angesprochen. Welche Fahrzeughersteller zählen konkret zu Ihren Kunden und wie verteilt sich Ihr Umsatz aktuell geografisch?

    Becker: Zu unseren Kunden zählen die weltweit führenden Truck- und Automobilhersteller, darunter Volvo, Daimler, MAN und Scania sowie große Volumenhersteller wie FCA und Renault. Wir beliefern aber auch Top-Sportwagenhersteller wie Ferrari und Maserati. Auch in China sind wir sehr präsent und beliefern wichtige chinesische Nutzfahrzeughersteller wie u. a. FAW, CNHTC und Dongfeng. Geografisch betrachtet trägt das Europageschäft rund 80 Prozent, Amerika weniger als 10 Prozent und China mehr als 10 Prozent zum Gruppenumsatz bei, wobei der chinesische Anteil stark wächst.

    Redaktion: Sie sehen deutliche Wachstumspotenziale in China und Nordamerika. Welche Bedeutung hat der chinesische Markt für die STS Group?

    Becker: Wir verfügen über ein lokales Engineering Center in der Volksrepublik China. Aufgrund unserer bereits etablierten Stellung im strategisch wichtigen chinesischen Markt profitieren wir hier von deutlichen Wachstumspotenzialen und besseren Vertriebsmöglichkeiten unserer Produkte. Die STS Group produziert bereits in zwei Werken in China und bedient derzeit sieben der zehn größten chinesischen Nutzfahrzeughersteller. Zudem wurde vor kurzem der Bau eines weiteren Werkes in China gestartet, um unsere Produktionskapazitäten vor Ort weiter zu erhöhen. 

    Redaktion: Und wie stark sind Sie in Nordamerika aufgestellt?

    Becker: Die STS Group betreibt in Nordamerika ein Werk in Mexiko. Der nordamerikanische Markt ist ein bedeutender Automobilmarkt, in welchem wir großes Wachstumspotenzial sehen und in der Zukunft Produktionskapazitäten weiter ausbauen wollen.

    Redaktion: Sie berichten über ein bereinigtes EBITDA von 24 Millionen Euro im Jahr 2017, dies entspricht auf bereinigter Basis einer EBITDA-Marge von 5,6 Prozent. Mit welchen Maßnahmen wollen Sie die operative Marge weiter steigern? Und welche Marge peilen Sie mittelfristig an?

    Becker: Das Jahr 2017 war geprägt durch die Integration der verschiedenen akquirierten Unternehmen. Wir sehen erhebliche Synergiepotenziale in den Bereichen Einkauf, Verwaltung sowie bei den Produktionskosten. Diese Synergien werden wir in diesem und den nächsten Jahren realisieren. Zusätzlichen Deckungsbeitrag soll unser geplantes Wachstum insbesondere in China generieren. Langfristig streben wir eine EBITDA-Marge im zweistelligen Bereich an.

    Redaktion: Die STS Group plant im Rahmen eines IPOs die Platzierung neuer und bestehender Stammaktien im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse. Warum haben Sie sich für die Option eines Börsengangs entschieden? Welche Vorteile versprechen Sie sich neben der Kapitalakquise von einer Börsennotiz?

    Becker: Mit dem IPO wollen wir zunächst unsere starke Marktposition im globalen Automotive-Markt weiter ausbauen und unsere Visibilität am Markt deutlich erhöhen. Zudem sichert uns diese Option unsere Unabhängigkeit im Automotive-Markt. Unsere Muttergesellschaft Mutares AG wird auch nach dem Börsengang Mehrheitsaktionärin der STS Group AG bleiben. Der Kapitalmarkt bietet aber auch auf lange Sicht nahezu ideale Rahmenbedingungen zur Finanzierung unseres zukünftigen Wachstums. 

    Redaktion: Welche Pläne haben Sie mit dem IPO-Erlös?

    Becker: Der Emissionserlös soll in erster Linie der Finanzierung unseres weiteren Wachstums dienen. Wir planen, die aus dem Börsengang zufließenden Mittel insbesondere für die weitere Expansion in China und Nordamerika sowie die Ausweitung der Automatisierung zu verwenden. Aber auch die Entwicklung fokussierter Lösungen für technologische Trends wie z. B. Automomes Fahren und E-Mobility steht auf unserer Agenda. Mittelfristig sehen wir uns als der führende globale Systemanbieter für Exterieur- und Interieurapplikationen.


    Das Interview ist eine Kooperation von wallstreet-online mit der Redaktion von www.4investors.de.





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