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     1769  5 Kommentare Warum es nicht funktioniert

    Über das Versagen unserer Krankenversicherung ist an dieser Stelle schon viel geschrieben worden. Irgendwie ist es ja klar, dass die Gesetzliche Krankenversicherung nicht funktionieren kann, denn die Beitragszahler zahlen hier gerade dann nur noch geringe Beiträge, wenn sie besonders viele Leistungen benötigen, nämlich im Alter.

     

    Es ist auch der technische Fortschritt und das sozialistische System der Gesetzlichen Krankenkassen, die Ärzte pro Patient pro Quartal zu entlohnen, und nicht dafür, was sie wirklich machen.

     

    Umso ungehemmter bedienen sich die Ärzte dann an den Privatversicherten. Ein privatversicherter Freund hat mir gerade eine Rechnung über drei Spritzen in die Hüfte gezeigt. Die macht schlappe 1.000 Euro aus.

     

    Das Entscheidende dabei ist jedoch, dass die Spritze und der Wirkstoff selbst eigentlich gar nicht viel kosten: Die Injektion 35 Euro, die gespritzte Hyaluronsäure 58 Euro und die Sonografie, um die richtige Stelle zum Setzen der Spritze zu finden, 27 Euro.

     

    Das sind also gut 100 Euro für eine Spritze. Wie kommt man dann jedoch auf über 300 Euro pro Injektion? Weil vieles aufgeführt wird, was gar nicht gemacht wurde, und anderes völlig lächerlich ist.

     

    So wurden stets eine Sonografie für drei weitere Organe abgerechnet, eine Infiltrationsanästhesie, die es nie gegeben hat, sogar eine neurologische Untersuchung, und dann kommt das wirklich Lustige:

     

    Nach der Spritze hat der Arzt kurz am Fuß des Patienten gezogen und ihn einmal hin und hergedreht, damit sich die eingespritzte Flüssigkeit gut verteilen können. Dafür durfte er laut Gebührenordnung 50,81 Euro berechnen.

     

    Das ist alles komplett grotesk, finde ich. Doch welcher Patient wird sich gegen den Arzt wenden, der mit seiner Spritze ins eigene Hüftgelenk vordringt? Da hält man sicherlich lieber die Klappe, denke ich.

     

    Und so setzt sich das Abzocken fort und fort und fort. Ich selbst, der ebenfalls privatversichert ist, habe auch selten eine Rechnung bekommen, die mich nicht verärgert hat. Doch so lange die Kasse das zahlt, werde ich nicht gegen Windmühlenfügel ankämpfen.

     

    Auf diese Weise wird jedoch das System ausgeplündert, ausgeplündert und ausgeplündert. Wie eine Rohstoffmine im Kongo. Oder ein Textilarbeiter in Bangladesch. Die feinen Herren im weißen Kittel.

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Warum es nicht funktioniert Das System wird ausgeplündert, ausgeplündert und ausgeplündert