Deutsche Anleihen
Kursgewinne - Italienische Regierungsbildung verunsichert
FRANKFURT (dpa-AFX) - Bundesanleihen haben am Mittwochnachmittag ihre Kursgewinne ausgeweitet. Vor allem die politische Lage in Italien treibt die Anleger in die als sicher geltenden deutschen Staatsanleihen. Der für den Anleihemarkt richtungweisende Euro-Bund-Future stieg um 0,22 Prozent auf 158,19 Punkte. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe fiel im Gegenzug um 0,03 Prozentpunkte auf 0,61 Prozent. Stark zugelegt haben die Risikoaufschläge für italienische Staatsanleihen.
Die laut Medienberichten wahrscheinlicher werdende Bildung einer eurokritischen neuen italienischen Regierung aus den Protestparteien Fünf Sterne und Lega sorgte für große Verunsicherung. Die mögliche Regierung plant enorme Ausgabensteigerungen und Steuerkürzungen. "Die neue Regierungskoalition, vor der Italien vermutlich steht, wird die EU vor neue Herausforderungen stellen", kommentierte Karsten Junius, Chefvolkswirt beim Bankhaus Sarasin. "Ihre finanzpolitischen Vorhaben sind mit den Stabilitätsvereinbarungen in der Währungsunion nicht kompatibel."
Die Rendite von zehnjährigen italienischen Staatsanleihen stieg um 0,16 Basispunkte auf 2,106 Prozent. Auch in Spanien und Portugal legten die Renditen zu. Besonders deutlich stiegen sie allerdings in Griechenland. Profitiert haben hingegen die Anleihemärkte der als sicher geltenden Euroländer.
Vor allem ein sehr eurofeindlicher Entwurf des Koalitionsvertrages zwischen den beiden Parteien sorgte für Turbulenzen. In dem Papier, das der "Huffington Post" zugespielt wurde, geht es um die Forderung, 250 Milliarden Euro der italienischen Staatsschulden bei der Europäischen Zentralbank (EZB) zu erlassen. Laut Sterne-Chef Luigi Di Maio wurde der Entwurf allerdings in wichtigen Punkten überarbeitet.
Lesen Sie auch
Der italienische Ökonom Carlo Cottarelli sprach von einem "so unrealistischen Vorschlag, dass ich mich frage, wieso er überhaupt schwarz auf weiß niedergeschrieben wurde". Laut Chefvolkswirt Junius beenden die Vorstellungen die Diskussion über eine realistische Vertiefung der Währungsunion, wie sie von Frankreich vorgeschlagen wurde./jsl/jkr/he