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    Forex-Report  896  0 Kommentare Das politische Umfeld bleibt bestimmender Risiko- und Chancenfaktor

    Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1806 (07.20 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1777 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 110.90. In der Folge notiert EUR-JPY bei 130.93. EUR-CHF oszilliert bei 1.1814.


    Grundsätzlich ziehen wir es vor, über Wirtschaft und Märkte zu schreiben. In den letzten 17 Jahren hat sich das Arbeitsfeld der Analysten und Volkswirte jedoch entscheidend verändert und fordert faktisch politische Positionierungen, um professionelle Arbeit und Sinn stiftende Prognosen abliefern zu können. Fraglos folgt nicht jedes Branchenmitglied dieser massiven Veränderung.

    Die vom bisherigen deutschen/europäischen System gelebte Solidarität mit den außenpolitischen Positionierungen der USA, US-Völkerrechtsbrüche hin oder her, wurde bisher mindestens implizit „belohnt“. Ob die dahinterstehende „Politische Korrektheit“ in der Sache Ziel führend ist, darf bezüglich der pluralistischen Ansprüche des westlichen Wertesystems intensiv diskutiert werden.

    Hinsichtlich der nachhaltigen Machtachsenverschiebung zu Gunsten der aufstrebenden Länder und dem Unwillen der USA, dieser Tatsache im geopolitischen Umfeld und Organigramm Rechnung zu tragen, sind wir gezwungen, uns mit den politischen Entwicklungen eng auseinanderzusetzen, da die in der US-Politik gewählten Mittel von Wirtschafts- und Finanzsanktionen hin bis zu Regime-Change Politik und dem Versuch, das Projekt OBOR unter Führung Chinas (länderübergreifender Aufbau von Infrastruktur und Erschließung des Humankapitals) zu untergraben, Maßnahmen darstellen, die auf die globale Wirtschaft und nachfolgend den Märkten erheblichen und im Zweifelsfall entscheidenden Einfluss ausüben.

    Aktuell sind wir in der EU dank der Politik der US-Regierung und den dahinter stehenden neokonservativen Kräften in die Schusslinie der USA gekommen.

    Jetzt stellt sich für Europa und insbesondere Kontinentaleuropa die Frage, ob erstens die Ausrichtung der Vergangenheit sachlich geboten war und man auf die richtigen Berater gehört hat und andererseits ob man das Gebot der Stunde im Sinne unserer Werte und Interessen nun bereit ist, in verantwortungsvoller Manier mit Leben und vor allen Dingen mit Zukunft zu füllen.

    Fakt ist, dass das politische Umfeld bestimmender Risiko- und Chancenfaktor ist.

     

    Auf ersten Blick reagiert die EU angemessen. Die EU-Kommission will das Blockadegesetz von 1996 aktivieren, um europäische Unternehmen vor US-Sanktionen zu schützen. Dieses Gesetz verbietet es, europäischen Unternehmen, US-Sanktionen (gegen den Iran) Folge zu leisten.

    So weit, so gut! Das Eine ist das Gesetz, das Andere ist es, den betroffenen Unternehmen die volle Solidarität auch im pekuniären Umfeld zuzusichern. Die diesbezüglichen Einlassungen von Frau Merkel gestern waren dabei wenig geeignet, in den Unternehmen die notwendige Zuversicht zu provozieren.

     

    Der (faktisch totalitäre) Versuch der USA, der Gesetzgebung in Washington implizit eine supranationale Wirkung zu verleihen, untergräbt die Souveränität der gesamten Weltgemeinschaft ex USA. Eine solche Politik zu akzeptieren, stellte die Ansprüche der Weltgemeinschaft unter den Interessenvorbehalt der USA. Das hätte mit Selbstbestimmung und Demokratie nichts mehr zu tun.

     

    Die disruptive Art und Weise, mit der die US-Regierung reüssiert, muss auch vor dem Hintergrund der schwachen strukturellen Gesamtsituation der USA analysiert werden.

    Was sind gut 2,5% Wirtschaftswachstum der USA wert, wenn dafür laut IWF im laufenden Jahr ein Haushaltsdefizit von 5,3% erforderlich ist (Eurozone 0,6% für 2,5% Wachstum), wenn dafür die historisch betrachtet höchste Konsumverschuldung in den USA bei laxesten Kreditvergabebedingungen notwendig ist und auch die höchste Unternehmensverschuldung in der Historie seit 1776 bei steigenden Zinsen anzutreffen ist (Basis in der Eurozone maßgeblich wiederkehrende Einkommen!).

    Was ist das für ein Geschäftsmodell? Entspricht es nicht in wesentlichen Ansätzen dem US-Modell, dass zur Krise 2008/2010 führte?


    Kämpft hier ein „angeschlagener Boxer“ um den von den neokonservativen Kräften (vernetzt durch Demokraten, Republikaner, Medien und Administration) formulierten hegemonialen Anspruch mit dem so genannten „Lucky Punch“ nach dem Pokerspielprinzip des „All in“? Der Eindruck könnte entstehen, Die Betonung liegt auf „könnte“.

    Nachdem der neue US-Botschafter in Berlin sein „Sendungsbewusstsein“ gegenüber deutschen Unternehmen unter Beweis stellte, als ob er Exekutivgewalt hätte, erreichten uns gestern Töne bezüglich unserer europäischen Energiepolitik.

    Die Energiebeauftragte der US-Regierung Oudkirk betonte, dass die USA das Projekt North Stream 2 verhindern wollen. Man werde die ganze US-Überzeugungskraft dafür einsetzen.


    Klartext: Wir halten absolut dagegen – mit Argumenten!

    In Berlin stand im Januar die Klimakonferenz hoch auf der Agenda. Es ging um Verringerung des CO2 Ausstoßes. Wir haben uns diesem Ziel verpflichtet!

     

    Kann US-Fracking Erdgas vor diesem Hintergrund eine Sinn stiftende Lösung sein?

    Ist der für Europa Exporte nötige US-Infrastrukturaufbau CO2 schädlich?

    Ist der Bau der dafür nötigen Schiffsflotten CO2 schädlich?

    Ist der Transport über den Atlantik CO2 schädlich?

    Ist der Bau der dafür notwendigen europäischen Infrastruktur CO2 schädlich?


    Damit kommen wir zu Preisbetrachtungen:

    Sind die US-Gaspreise etwa 20% über dem aktuellen Preisniveau? (Ja)

    Wer bezahlt den erhöhten Preis? (Verbraucher)

    Wer bezahlt in Europa den Aufbau der notwendigen Infrastruktur? (Steuerzahler)

     

    Damit kommen wir zu politischen Betrachtungen:

    Halten die USA sich an Verträge? (Iran)

    Ist das Vertragsrisiko vor diesem Hintergrund akzeptabel bezüglich der europäischen Energiesicherheit?

    Hat Moskau selbst in der heißesten Phase des Kalten Kriegs seine Verpflichtungen aus Energieverträgen in Frage gestellt?

    Hat die Ukraine mit Unterbrechung der Energielieferungen an Europa aus egozentrischen Gründen in jüngerer Zeit gedroht?

     

    Was ist eine sensible Haltung, um eine das Klima schonende und preislich akzeptable Variante zu gewährleisten, die die Aspekte der Versorgungssicherheit vorne an stellt?

    Machen Sie sich Ihre eigenen Gedanken!


    Das muss es für heute gewesen sein!


    Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Erst ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.1980 - 10 neutralisiert den positiven Bias des USD.

    Viel Erfolg!




    Folker Hellmeyer
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    Folker Hellmeyer gilt als einer der profiliertesten Volkswirte und Chefanalysten Deutschlands. Nach dem Abschluss seiner Banklehre und der Bankakademie war Folker Hellmeyer in den 1980er Jahren im Devisenhandel der Deutsche Bank AG in Hamburg tätig. Später entsandte ihn die Bank als Kassahändler für ein Jahr nach London. 1989 kehrte er zurück nach Hamburg und initiierte den Aufbau eines JPY-Handelstisches.

    Im Februar 1990 wechselte Folker Hellmeyer als Freiverkehrsmakler im Interbankendevisenmarkt zur Bierbaum & Co. GmbH & Co. OHG.

    Von 1995 bis 2002 war er zunächst als Senior Dealer und ab 1997/98 als Chefanalyst und Verantwortlicher des Zentralbanktisches bei der Landesbank Hessen-Thüringen GZ tätig. Im Jahre 1998 schloss Folker Hellmeyer erfolgreich das ACI-Diplom ab.

    Von April 2002 bis Ende 2017 war Folker Hellmeyer Chefanalyst/Chefvolkswirt der Bremer Landesbank. Seit 2016 war er darüber hinaus Im Fonds Advisory der BLB tätig.

    Seit Anfang 2018 nimmt er in der neu gegründeten Firma Solvecon-Invest den Posten des Chefanalysten und die Rolle im Fonds Advisory ein.

    Als Kommentator des Geschehens an den internationalen Finanzmärkten ist er u. a. regelmäßig auf n-tv, Welt-TV und anderen Sendern zu sehen.

    Im Jahr 2008 veröffentlichte Hellmeyer das Bestsellerbuch „Endlich Klartext“* im FinanzBuch Verlag.

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    Verfasst von Folker Hellmeyer
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