Bundesbank
Steuern und Gesellschaftsnormen entscheidend für Teilzeit
FRANKFURT (dpa-AFX) - Frauen in Deutschland arbeiten wesentlich häufiger in Teilzeitjobs als in Frankreich. In einem am Dienstag in Frankfurt vorgestellten Bericht nennt die Bundesbank das Steuersystem und gesellschaftliche Normen als wichtige Gründe.
Der im Langzeit-Vergleich zwischen 2006 und 2016 wesentlich höhere Teilzeitanteil von 27 Prozent der Arbeitskräfte in Deutschland zu 17 Prozent in Frankreich geht nahezu vollständig auf die Frauen zurück, stellt die Bundesbank fest. In Deutschland arbeitet die Hälfte der beschäftigten Frauen zwischen 30 und 54 Jahren in Teilzeitjobs, bei den westlichen Nachbarn sind es nur 30 Prozent.
Die teilzeitbeschäftigten Frauen in Deutschland sind insgesamt aber zufriedener mit ihrer Situation, weil nur 21 Prozent angeben, entweder keinen Vollzeitjob oder keine passende Kinderbetreuung gefunden zu haben. In Frankreich sagen das auch wegen eines schwächeren Arbeitsmarkts 38 Prozent. Knapp zwei Drittel (64 Prozent) der Teilzeitarbeiterinnen in Deutschland geben an, aus freien Stücken so zu arbeiten. In Frankreich sind es 56 Prozent.
Mit der Zahl der Kinder nimmt die gewünschte Teilzeit in Deutschland deutlich zu. Ein großer Teil der Mütter ganz junger Kinder gebe die Erwerbstätigkeit zeitweise vollständig auf, schreibt die Bundesbank. Auch später wählen hierzulande mehr Mütter Teilzeitjobs. Frankreich setzt in deutlich höherem Maß als Deutschland öffentliche Mittel für die Kinderbetreuung ein. Der entsprechende Anteil öffentlicher Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt belief sich 2013 in Frankreich auf 1,3 Prozent und in Deutschland auf 0,6 Prozent.
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Beide Staaten besteuern das Einkommen verheirateter Paare gemeinsam. Nach progressiven Steuertarifen schwinde damit der Anreiz für den Zweitverdiener, mehr zu arbeiten. In Deutschland locke zudem die Möglichkeit der pauschal versteuerten Mini-Jobs bei gleichzeitiger Mitversicherung in der Krankenkasse./ceb/DP/tos