ROUNDUP/Sparkurs bei Deutscher Bank
Wohl Tausende Jobs auf der Kippe
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der neue Chef der Deutschen Bank, Christian Sewing, setzt den Rotstift an: Zur Hauptversammlung an diesem Donnerstag könnte das Bankhaus nach drei verlustreichen Jahren einen massiven Stellenabbau bekannt geben. Nach Informationen des "Wall Street Journals" stehen nahezu 10 000 Jobs auf der Kippe. Damit wäre etwa jeder zehnte der insgesamt 97 100 Mitarbeiter betroffen, schrieb das Blatt. Die Deutsche Bank wollte den Bericht am Mittwoch nicht kommentieren.
Sewing, der seit Anfang April an der Spitze der Bank steht, hatte nach einem mageren ersten Quartal das Tempo beim Konzernumbau erhöht und drastische Einschnitte im Investmentbanking angekündigt, das zur Bürde für das Frankfurter Geldhaus geworden ist. Hinzu kommt die Fusion der Deutschen Bank mit der Postbank. Auch dabei könnten zahlreiche Stellen wegfallen.
"Wir werden den Kurs unserer Bank jetzt ändern. Es gibt keine Zeit zu verlieren", hatte Sewing bei der Präsentation der Zwischenbilanz gesagt. Die Ergebnisse des ersten Quartals erforderten sofortiges Handeln. Der Kern der Bank müsse "neu definiert" werden.
Praktisch alle Chefs der Deutschen Bank seit Ende der 1990er Jahre hatten das Heil im Investmentbanking gesucht. Das Institut sollte im Konzert der globalen Bankkonzerne die erste Geige spielen.
Doch inzwischen hat die Deutsche Bank im Investmentbanking Marktanteile verloren, insbesondere an die US-Konkurrenz. Zudem sind die Kosten im Branchenvergleich sehr hoch. In Sewings Umbauplan wird deshalb das US-Handelsgeschäft mit Anleihen und voraussichtlich auch Aktien am heftigsten beschnitten.
Sewing, der fast sein ganzes Berufsleben in der Deutschen Bank verbracht hat, war in einer Krisensitzung des Aufsichtsrates am 8. April mit sofortiger Wirkung zum Nachfolger des seit Sommer 2015 amtierenden John Cryan ernannt worden. Die Bank schrieb zuletzt drei Jahre in Folge rote Zahlen - allerdings auch deshalb, weil Cryan teure juristische Altlasten bereinigte. Kritiker hielten dem Briten jedoch vor, beim Konzernumbau zuletzt zu zögerlich agiert zu haben.
Im ersten Quartal verdiente das Geldhaus unter dem Strich 120 Millionen Euro nach 575 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Die Erträge sanken um fünf Prozent auf knapp 7,0 Milliarden Euro./mar/DP/zb