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    Forex-Report  1074  0 Kommentare Forex-Report: Uneinigkeit unter den FED-Direktoren

    Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1705 (07:39 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1676 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 109,45. In der Folge notiert EUR-JPY bei 128,11. EUR-CHF oszilliert bei 1,16242. 

    US-Präsident Trump setzt seine Überraschungstaktik fort. So erklärte er gestern, dass er mit den Ergebnissen der Verhandlungen mit China unzufrieden sei und stellte damit die bisherigen Verhandlungen in Frage. Da das Repertoire Trumps mittlerweile wohlbekannt ist, darf man dies getrost als Verhandlungstaktik abtun. Bezeichnend ist, dass die Republikaner, die mit den Zwischenergebnissen unzufrieden sind, nicht Trump, sondern seinen aktuellen Beratern dafür die Schuld geben. So griff Steve Bannon, der als Strategieberater für Trump arbeitete, nicht Trump selbst an, sondern Finanzminister Steven Mnuchin. Trump selbst scheint bei allen Themen unter den Republikanern unantastbar. Es verfestigt sich der an dieser Stelle schon beschriebene Eindruck, dass die US-Administration ohne Widerspruch den Launen eines Mannes folgt. Offene Diskussionen und freier Gedankenaustausch, die wesentlich für das Funktionieren demokratischer Strukturen sind, werden in der US-Regierung nicht mehr vorgelebt. 
    Die FED signalisierte den Marktteilnehmern, dass sie zwar gewillt ist, die Leitzinsen im Juni zu erhöhen, aber gab keine Hinweise darauf, ob sie noch ein oder zwei Zinsschritte für dieses Jahr einplant. Stattdessen ist dem Protokoll zu entnehmen, dass ihre Vertreter eine Vielzahl von Ansichten über die zukünftige einzuschlagende Richtung in der Geldpolitik äußerten, die vermutlich notwendig sei. Diese Formulierung drückt nichts anderes aus, als dass die Einigkeit innerhalb der FED nicht besonders hoch ist. Sollte sich dieser Eindruck verstärken, wird diese unweigerlich zu einer höheren Risikoaversion der Marktteilnehmer führen. Vor dem Hintergrund einer steigenden US-Verschuldung, den Italien-Problemen

    Europas und den Konflikten um den internationalen Handel, ist ein „auf Sicht fahren“ sehr verständlich. Dies ist aber nicht in Einigkeit und Deutlichkeit seitens der FED kommuniziert worden. Ein weiterer bemerkenswerter Punkt im Protokoll ist die Aussage, dass die FED eine moderates Überschießen der Inflation über 2 % zulassen will, besonders da über mehrere Jahre die Inflation unter 2 % lag. Damit zeigt die FED die Bereitschaft an, das US-Defizit zumindest in Teilen über die Inflation ausgleichen zu wollen. Zudem werden die vergangenen Vermögenseffekte und darüber entstandenen Preiseffekt der eigenen Zinspolitik ignoriert. An dieser Stelle zeigt sich meines Erachtens klar, was zwar schon lange deutlich ist, aber nie offen ausgesprochen wurde: Zweck der Geldpolitik ist es, die strukturellen Mängel im Finanzgebaren der Staaten auszugleichen und durch Inflation zu lösen. Die offen kommunizierte Bereitschaft, die Inflation über 2 % steigen zu lassen, ist ein Schritt in diese Richtung!

    Die Türkische Zentralbank hat gestern Abend in einer Notfallsitzung den Zinssatz für das kurzfriste Liquiditätsfenster um 300 BP auf 16,5 % angehoben, um einer weiteren Abwertung der türkischen Lira entgegenzutreten. Damit musste sich die türkische Politik der Macht des Faktischen ergeben und ihrer Zentralbank mehr Handlungsspielraum lassen. Um in dem gestern von uns gezeichneten Bild zu bleiben, fängt die türkische Zentralbank damit an, das brennende Haus zu löschen. Ob die Wassermassen reichen, bleibt abzuwarten. Es ist davon auszugehen, dass die Notenbank nicht umhin kommen wird, auch die Leitzinsen in den nächsten Wochen zu erhöhen. Die Kapitalmärkte werden sehr genau beobachten, ob die Politik die weiteren notwenigen Zinsschritte zu verhindern sucht oder etwas aus der jüngsten Entwicklung gelernt hat. 

    Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Erst ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.1980 - 10 neutralisiert den positiven Bias des USD.

    Viel Erfolg! 





    Folker Hellmeyer
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    Folker Hellmeyer gilt als einer der profiliertesten Volkswirte und Chefanalysten Deutschlands. Nach dem Abschluss seiner Banklehre und der Bankakademie war Folker Hellmeyer in den 1980er Jahren im Devisenhandel der Deutsche Bank AG in Hamburg tätig. Später entsandte ihn die Bank als Kassahändler für ein Jahr nach London. 1989 kehrte er zurück nach Hamburg und initiierte den Aufbau eines JPY-Handelstisches.

    Im Februar 1990 wechselte Folker Hellmeyer als Freiverkehrsmakler im Interbankendevisenmarkt zur Bierbaum & Co. GmbH & Co. OHG.

    Von 1995 bis 2002 war er zunächst als Senior Dealer und ab 1997/98 als Chefanalyst und Verantwortlicher des Zentralbanktisches bei der Landesbank Hessen-Thüringen GZ tätig. Im Jahre 1998 schloss Folker Hellmeyer erfolgreich das ACI-Diplom ab.

    Von April 2002 bis Ende 2017 war Folker Hellmeyer Chefanalyst/Chefvolkswirt der Bremer Landesbank. Seit 2016 war er darüber hinaus Im Fonds Advisory der BLB tätig.

    Seit Anfang 2018 nimmt er in der neu gegründeten Firma Solvecon-Invest den Posten des Chefanalysten und die Rolle im Fonds Advisory ein.

    Als Kommentator des Geschehens an den internationalen Finanzmärkten ist er u. a. regelmäßig auf n-tv, Welt-TV und anderen Sendern zu sehen.

    Im Jahr 2008 veröffentlichte Hellmeyer das Bestsellerbuch „Endlich Klartext“* im FinanzBuch Verlag.

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    Verfasst von Folker Hellmeyer
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