ROUNDUP
Salzgitter-Chef hofft in Stahlzollstreit auf diplomatische Lösung
BRAUNSCHWEIG (dpa-AFX) - Der Chef des Stahlkonzerns Salzgitter hofft im Stahlimportstreit mit den USA auf eine diplomatische Lösung. Die Ankündigungen von Zöllen durch US-Präsident Donald Trump hatten die Salzgitter-Aktie Anfang des Jahres in Turbulenzen gebracht. "Hoffentlich kommt nicht so viel hinterher, und Diplomatie bekommt eine Chance gegen die Renaissance des Kalten Krieges", sagte Salzgitter-Chef Jörg Fuhrmann am Donnerstag bei der Hauptversammlung des Konzerns in Braunschweig.
Trump hatte zuerst Zölle auf Stahlimporte in die USA angekündigt, die EU davon aber kurz vor Einführung dann befristet von den Zöllen befreit. Ob die Befreiung erhalten bleibt, ist noch offen. Inzwischen prüfen die USA auch Importzölle auf Autos und Autoteile.
Fuhrmann wiederholte seine Warnung, dass Stahlzölle der USA die Preise in Europa sinken lassen könnten. "Die größte Herausforderung dieser neuen Zölle auf Stahleinfuhren aus nahezu allen Ländern besteht für die Salzgitter AG weniger in der Belastung europäischer Produkte, sondern viel mehr im Risiko der Umleitung globaler Handelsströme", sagte der Salzgitter-Chef. "Material, das bislang in die USA geliefert wurde, könnte nun nach Europa gelangen und den Markt schädigen, der sich gerade etwas erholt hat."
Auch die deutsche Stahlindustrie hat vor dem Hintergrund des Zollstreits schon vor einer Importschwemme nach Europa gewarnt. Bereits in den ersten Monaten dieses Jahres hätten sich die Mengen auf dem europäischen Stahlmarkt durch Importe aus Ländern wie Russland oder der Türkei deutlich erhöht, hatte die Wirtschaftsvereinigung Stahl Anfang des Monats berichtet.
Alexander von Vietinghoff-Scheel von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) lobte die Reaktion von Salzgitter auf die drohenden Zölle. "Der Vorstand hat die politischen Möglichkeiten ausgeschöpft und stand stets für Gespräche mit Partnern zur Verfügung", sagte er. Fuhrmann hatte unter anderem im März bei einem Spitzentreffen mit anderen Unternehmenslenkern und Landespolitikern für eine politische Unterstützung der Stahlbranche geworben.
Abseits der Zolldrohungen aus den USA hatte Salzgitter zuletzt gute Nachrichten zu vermelden. Der Umsatz war im vergangenen Geschäftsjahr um 17 Prozent auf knapp 9,2 Milliarden Euro geklettert. Der Gewinn hatte sich auf gut 190 Millionen Euro fast vervierfacht. Davon bekommen auch die Aktionäre ihren Teil ab. Die Dividende soll von 0,30 Euro auf 0,45 Euro steigen.
DSW-Experte Vietinghoff-Scheel kritisierte lediglich eine Neubewertung des Anlagevermögens in der Grobblechsparte. Salzgitter hatte Maschinen und Ausrüstung in dem Bereich in seiner Bilanz mit einem hohen Wertverlust neu bewertet. "Da muss man sich die Frage stellen, ob man vorher zu optimistisch war oder die Bewertung jetzt zu hart angesetzt wurde", sagte Vietinghoff-Scheel. Das Geschäft in der Sparte habe sich aber gut entwickelt.
Lesen Sie auch
Für das laufende Jahr hat der Konzern seine Prognose vom Jahresbeginn bereits erhöht. Salzgitter profitierte vor allem im vergangenen Jahr von gestiegenen Stahlpreisen. Die Zolldrohungen aus den USA ließen den Preis in diesem Jahr allerdings stark schwanken. Derzeit liegt der Preis wieder auf dem Niveau vom Jahresbeginn./fri/DP/tos