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    Buchtipp  7709  3 Kommentare Warum Reichtum die Menschenwürde verletzt*

    Reichtum ist ein moralisches Problem - und sollte eigentlich verboten werden. Lohnt es sich, mit einem Buch zu befassen, das solche abstrusen Thesen vertritt? Ja, denn der Autor formuliert hier nur philosophisch die Grundelemente im Denken vieler Intellektueller: Ressentiments gegen Reiche, Sozialutopien einer "gerechten" Wirtschaftsform und Antikapitalismus.

    Das Buch hat viel Beachtung gefunden: Im FAZ-Feuilleton wurde es positiv besprochen und der Autor wurde in renommierten Medien wie der FAZ und Spiegel.de interviewt. Offenbar hat er ein Thema angesprochen, das viele Intellektuelle bewegt. In der Einleitung bedankt sich der Autor für die Geduld seiner Familie, denn: "Wenn jemand wie ich ein Buch über Reichtum schreibt, dann kann das unter Umständen für die nächsten Menschen sehr anstrengend werden. Sei es, weil dabei hin und wieder doch eine - mitunter wüste - moralistische Empörung über massive Ungerechtigkeiten, über Gier, über Neid und über die ungeheure Macht des schnöden Mammons hervorbricht." (S. 14f.) Dieser wüsten Empörung über die Reichen und ihren Reichtum hat der Dortmunder Philosoph auf 281 Seiten eine philosophische Begründung gegeben.

    Wer ist reich?
    Reichtum, so die zentrale These des Buches, sollte eigentlich verboten werden. Reich sei jemand dann, "wenn er über deutlich mehr Geld verfügt, als man üblicherweise benötigt, um auf angemessene Weise auf sich selbst achtgeben und sich selbst als gleichrangigen Menschen respektieren zu können" (S.83). Da das etwas abstrakt ist, macht der Autor klar, dass er keineswegs nur Millionäre oder Milliardäre meint, sondern "wirklich alle Menschen, die über mehr als 200 oder 300 Prozent des Durchschnittseinkommens verfügen". Denn seiner Meinung nach hat jeder, der so viel verdient, deutlich mehr Geld, als er für seine Selbstachtung benötigt. "Reichtum betrifft demzufolge sehr viel mehr Menschen, als üblicherweise angenommen", was bedeutet, "dass sehr viel mehr Menschen auf moralisch problematische Weise in Reichtum leben als gedacht" (S. 87).

    Horrorfantasien über fiese Reiche
    Moralisch problematisch ist Reichtum unter anderem deshalb, weil er dem Reichen potenziell Macht über andere Menschen verleiht. Der Autor macht dies am Beispiel von Bill Gates deutlich: "Wenn ich einen sehr reichen Akteur, vielleicht Bill Gates, in seinem Stolz verletzt habe, kann er mich mit seinem Geld auf die grausamste Weise traktieren, ohne dass ich dagegen etwas tun könnte. Er kann mich mit endlos vielen Rechtsanwälten belästigen. Er kann das Unternehmen, für das ich arbeite, einfach kaufen und meinen Arbeitsplatz wegrationalisieren. Er kann mein ganzes Wohnviertel kaufen und nach Belieben verschandeln. Dasselbe kann er bei allen Menschen tun, die mir lieb sind. Immer wenn ich irgendwohin in Urlaub fahre, kann er genau an diesem Ort eine nervtötende Veranstaltung organisieren. Er kann sich noch viel mehr Ärger für mich ausdenken." (S. 95) Nun will der Autor Bill Gates nicht unterstellen, dass er all das täte, aber er will zeigen, dass Reiche allein durch ihren Reichtum eine Bedrohung für andere Menschen darstellen, weil sie ihn ja theoretisch dafür nutzen könnten, solcherlei fiese Dinge zu unternehmen. Damit aber werde der Reichtum einiger Akteure zu einem Problem für die Selbstachtung anderer Akteure und könne deren Fähigkeit beeinträchtigen, ein Leben in Selbstachtung zu führen (S. 105). Je mehr Geld jemand übrig habe, je reicher er sei, desto mehr "instrumentelle Macht" besitze er. Das gelte nicht nur für Individuen, sondern auch für Unternehmen. Dass Unternehmen "reich" sind, ist seiner Meinung nach ebenfalls problematisch, denn ein sehr reiches Unternehmen habe "Macht", so etwa die "Macht, stets die am besten ausgebildeten Hochschulabsolventen anzuwerben" (S. 94) Und auch dies ist aus Sicht des Autors natürlich moralisch bedenklich.


    Rainer Zitelmann
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    Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologe - und zugleich ein erfolgreicher Investor. Er hat zahlreiche Bücher auch zu den Themen Wirtschaft und Finanzen* geschrieben und herausgegeben, viele davon sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. * Werbelink
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    Verfasst von Rainer Zitelmann
    Buchtipp Warum Reichtum die Menschenwürde verletzt* Reichtum ist ein moralisches Problem - und sollte eigentlich verboten werden. Lohnt es sich, mit einem Buch zu befassen, das solche abstrusen Thesen vertritt? Ja, denn der Autor formuliert hier nur philosophisch die Grundelemente im Denken vieler Intellektueller: Ressentiments gegen Reiche, Sozialutopien einer "gerechten" Wirtschaftsform und Antikapitalismus.