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     419  0 Kommentare Die Milchbranche setzt aufs zweite Halbjahr

    OLDENBURG/HANNOVER (dpa-AFX) - Seitdem es die Milchquote nicht mehr gibt, sind die Milchpreise viel stärker in Bewegung. Vor zwei Jahren waren sie total am Boden und haben viele Landwirte in eine existenzielle Krise gestürzt. Auch Anfang dieses Jahres gab es Warnungen, die Preise könnten wieder abstürzen. Aber der Markt hat sich erholt und soll in der zweiten Jahreshälfte besser werden.

    Wie haben sich die Preise in diesem Jahr entwickelt?

    Nachdem das Jahr 2017 ein sehr gutes Jahr für die Branche war, gab es Anfang 2018 die Befürchtung, dass es wegen der großen Milchmengen preislich wieder bergab geht. Derzeit bewegen sich die Erzeugerpreise pro Liter zwischen 30 und 32 Cent. "Davon kann man leben, aber nicht über Jahre", sagt dazu Ina Neumann, Milchbäuerin aus dem Kreis Rotenburg/Wümme. Experten erwarten aber, dass zum Spätsommer und Herbst hin die Preise wieder steigen sollen auf 36 bis 38 Cent pro Liter - das wäre knapp unter dem Vorjahresniveau.

    Aldi senkt die Preise, und die Landwirte merken es kaum - warum?

    Aldi hatte Anfang Mai angekündigt, den Preis für den Liter frische Vollmilch in der untersten Klasse zu senken. Die steigenden Erzeugerpreise für Milch haben verschiedene Ursachen: Der Anteil der Trinkmilch an der verarbeiteten Rohmilch beträgt nur rund 18 Prozent, sagt Albert Hortmann-Scholten, Marktexperte der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Rund die Hälfte der Milchmenge wird für die Käseverarbeitung genutzt, und ebenfalls nochmals rund 18 Prozent für die Butterherstellung. Die Nachfrage nach Butter ist in jüngster Zeit stark gestiegen. Auch die Nachfrage aus Ländern wie China und Korea etwa nach Käse sei gestiegen, sagt Frank Feuerriegel, Geschäftsführer der Landesvereinigung der Milchwirtschaft. Derzeit sei die weltweite Nachfrage nach Milch aus Europa sehr gut, auch dank einer witterungsbedingten Minderproduktion in Ozeanien und Neuseeland.

    Wie gehen die Landwirte mit den schwankenden Preisen um?

    Im Zuge der Milchkrise vor zwei Jahren wurden Vorschläge laut, die Produktionsmengen wieder stärker zu regulieren, um einen zu tiefen Absturz der Preise zu verhindern. "Das ist eine schwierige Frage", sagt Bäuerin Ina Neumann. Die 2015 abgeschaffte EU-Milchquote sei aus ihrer Sicht nicht das richtige Instrument gewesen, weil es Betriebe am Wachstum gehindert habe. "Man muss sich als Unternehmer drauf einstellen, dass der Markt die Preise bestimmt", sagt Neumann. Also: In guten Zeiten ein finanzielles Polster schaffen, um in schlechten zu überleben.

    Braucht man denn eine Deckelung der Milchproduktion?

    Die Diskussion um Mengenregulierungen, zum Beispiel auch auf der Ebene der Molkereien, läuft durchaus. Produktionsbegrenzungen erwachsen aber auch wegen steigender Umweltauflagen - etwa in Holland, aber auch in Deutschland aufgrund der verschärften Düngegesetzgebung, sagt Hortmann-Scholten. Der Geschäftsführer der Molkerei Ammerland, Ralf Hinrichs, sieht auch im Fachkräftemangel eine Ursache für eine zurückgehende Milchproduktion in Deutschland. Viele Landwirte finden keinen Hofnachfolger - "die jungen Leute sehen, dass man heute sein Geld einfacher verdienen kann als als Landwirt", sagt Hinrichs. Die Zahl der Milchhöfe werde weiter sinken./eks/DP/tav





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