Kommentar
„Prima l'Italia“ oder „Italien zuerst“ – Die nächste Finanzkrise wird kommen - Seite 2
Einnahmeverbesserungen oder besser gesagt Einsparungen (außer der schwammig formulierten Sätze zur Bürokratie) sucht man vergebens im neuen Programm.
Wirtschaftsexperten haben einmal die Ausgabenseite überschlagen. Allein die geplanten Steuersenkungen schlagen mit rund 50 Milliarden Euro jährlich zu Buche. Dazu müssen die Belastungen für die Rentenreform mit 26 Milliarden und das Grundeinkommen mit 17 Milliarden durch den Staat geschultert werden. Insgesamt kommen wir damit auf 93 Milliarden Euro jährlich. Die noch moderate Neuverschuldung von derzeit 2,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts würde so auf das Dreifache ansteigen.
Auch die Gesamtverschuldung – mit 2,28 Billionen Euro oder 135 Prozent (Stand 2017) der jährlichen Wirtschaftsleistung einer der höchsten der Welt – lässt für jede Regierung keinerlei Spielraum für Wohltaten.
Noch immer lasten notleidende Kredite von mehr als 200 Milliarden Euro auf den teils maroden Banken. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei 31,7 Prozent. Die Industrieproduktion stagniert seit Jahren, und das Pro-Kopf-Einkommen ist demzufolge heute niedriger als vor 20 Jahren.
Dass durch eine erhöhte, aber schuldenfinanzierte Binnennachfrage die Konjunktur entscheidend positiv beeinflusst werden kann, bezweifelt nicht nur ihr Autor.
Und wer soll das bezahlen?
Diese Frage stellten sich auch die Wirtschaftsexperten unter den beiden neuen Regierungspartnern. Und die kamen auf eine einfache Antwort: Am besten sollen andere dafür zahlen. 250 Milliarden Euro als Geschenk von der EZB als kleiner Willkommensgruß für die Größenwahnsinnigen in Rom. Außerdem möchte die zukünftige italienische Regierung, dass die europäischen Verträge mit Blick auf Staatsverschuldung und Haushaltsdefizit „neu diskutiert“ werden.
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Möglicherweise kommt sie damit durch, vielleicht nicht ganz vollumfänglich, denn Italien ist immerhin noch drittgrößte Volkswirtschaft in Europa – zu groß, um das Land, ähnlich wie Griechenland, aus dem Euro-Rettungsfonds ESM zu stabilisieren. Und dass Italien freiwillig zur Lira zurückkehrt, ist ein Wunschtraum.
Folgen für die Kleinanleger
Raus aus allen italienischen Staatsanleihen, auch wenn die 10-jährigen mittlerweile bei über 2 Prozent rentieren, aber die Kurse sind dafür gesunken und werden weiter sinken, wenn die neue Regierung ihre Arbeit aufnimmt.
Italienische Bankaktien sollten Anleger mit einer großen Skepsis betrachten, wie alle Aktien an der Mailänder Börse. Fondslösungen wie ETFs auf Aktien aus Italien sollten angesichts der Risiken nicht unbedingt zum Portfolio gehören. Gemanagte Fonds werden ihren Italienanteil auch absenken.
Fazit
Der Aufschwung, der im gesamten Südeuropa seit der Eurokrise zu beobachten ist, war nie ein selbsttragender, auf eigener Wirtschaftskraft beruhender Aufschwung, sondern wurde nur durch den Steuerzahler mit Rettungspaketen (ESM), Stützungsmaßnahmen (Schuldenmoratorien) sowie der künstlichen Senkung der Zinsen und den verschiedenen Anleihekaufprogrammen der EZB unter ihrem italienischen (!) Präsidenten Mario Draghi politisch erzeugt.
Leider müssen die Programme aktuell weitergeführt werden. Einen Ausweg gibt es derzeit weder für Italien noch für die Eurozone. Bezahlen werden wir alle dafür und wahrscheinlich viel mehr als das gewünschte Geschenk von 250 Milliarden Euro.
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