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    ROUNDUP  606  0 Kommentare Europäer machen vor G7-Gipfel in Kanada Front gegen Trump

    LA MALBAIE (dpa-AFX) - Beim Gipfel der sieben großen Industrienationen (G7) in Kanada droht wegen des Streits mit US-Präsident Donald Trump eine beispiellose Spaltung. Der Konflikt der Europäer mit Trump über Handel, seinen Ausstieg aus dem Atomabkommen mit dem Iran und dem Klimaschutz überschattet das Treffen der Staats- und Regierungschefs an diesem Freitag und Samstag im kanadischen La Malbaie nahe Québec. Trump zeigte sich am Donnerstag angriffslustig. Er wolle auf dem Gipfel in Handelsfragen "für unser Land kämpfen".

    Ob es am Ende des Gipfels eine gemeinsame Abschlusserklärung geben kann, war völlig offen. Das wäre eine Abkehr von dem Ziel, gemeinsam als Wertegemeinschaft globale Lösungen finden zu wollen. Aus Trumps Umgebung hieß es, er habe sogar noch über eine Absage des Gipfels nachgedacht. Grund sei, dass er sich nicht belehren lassen wolle. Er sei wütend auf Gastgeber Justin Trudeau, Kanzlerin Angela Merkel und die britische Premierministerin Theresa May, weil diese sich seinen Forderungen vor allem beim Handel zu stark widersetzten.

    Kurz vor Beginn des G7-Gipfels wollen sich die europäischen Teilnehmer bei einem separaten Treffen über ihre Strategie gegenüber Trump abstimmen. Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron kündigte nach Gesprächen mit Trudeau in Ottawa für Freitag ein Gespräch mit Merkel, May und dem neuen italienischen Regierungschef Giuseppe Conte in La Malbaie an. Außerdem werden EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker und EU-Ratschef Donald Tusk erwartet.

    Als erster der Staats- und Regierungschefs war Macron angereist, um mit Trudeau zu beraten, wie mit Trump umgegangen werden soll. Beide übten nach ihren Gesprächen scharfe Kritik an dessen Rückzug aus dem Pariser Klimavertrag sowie dem Iran-Abkommen und dem Verhängen von US-Strafzöllen. "Man kann keinen Handelskrieg zwischen Freunden anzetteln", sagte Macron. Sie wollten alles dafür tun, dass es eine Abschlusserklärung gibt. "Vielleicht ist es Präsident Trump egal, dass er isoliert wird." Die anderen sechs G7-Staaten stünden aber für "wahre internationale Solidarität".

    Nach Angaben des Weißen Hauses wollte Trump an diesem Freitag in La Malbaie sowohl mit Macron als auch Trudeau zu "wichtigen" bilateralen Gesprächen zusammenkommen. Ein formelles Treffen mit Merkel war zunächst nicht geplant. Doch "besteht die Chance, dass Merkel, Macron und Trump am Rande des Gipfels zu einem Dreier-Treffen zusammenkommen", sagte der Koordinator für die transatlantische Zusammenarbeit, Peter Beyer, der Deutschen Presse-Agentur. "Es steht noch in den Sternen, ob das gelingen kann", sagte Beyer. "Aber das ist schon das Bestreben der Franzosen und der Deutschen."

    Merkel sieht tiefgreifende Differenzen mit Trump. Der Streit war vor einer Woche eskaliert, als der US-Präsident Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte aus der Europäischen Union, Kanada und Mexiko verhängt hatte. Die USA ließen keine Flexibilität erkennen.

    Ob es am Ende des Gipfels eine Einigung auf eine gemeinsame Abschlusserklärung gibt oder es nur zu einer Zusammenfassung der Ergebnisse durch den G7-Vorsitzenden Kanada kommt, mochte niemand sagen. Dass nur der Gastgeber eine Erklärung abgibt, ist höchst selten. Schon im Vorjahr in Taormina auf Sizilien, dem ersten Gipfel mit Trump, wäre das Kommuniqué beinahe geplatzt. So wurden die Differenzen festgeschrieben, was auch ungewöhnlich ist, da solche Abschlussdokumente eigentlich den Konsens festhalten sollen.

    Vom G7-Gipfel wird Trump am Samstag direkt nach Singapur zu seinem historischen Treffen am Dienstag mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un fliegen. "Es ist alles bereit für den Gipfel, dass er beginnen kann", sagte Trump bei einem Treffen mit Japans Regierungschef Shinzo Abe in Washington. Er schloss jedoch selbst eine kurzfristige Absage nicht völlig aus. Alles könne notfalls auch geändert werden.

    Der Präsident will das abgeschottete kommunistische Regime dazu bewegen, vollständig atomar abzurüsten. Der Gipfel sei mehr als nur ein Fototermin, wenngleich aus seiner Sicht mehrere Treffen notwendig sein könnten. "Es ist ein Prozess", sagte Trump. Er erneuerte seine Forderung an Nordkorea nach dem Abbau von Atomwaffen und bekräftigte, die Sanktionen vorher nicht lockern zu wollen.

    Trump hält es aber sogar für möglich, dass er Kim in die USA einladen könnte, wenn der Gipfel gut laufe, wie er nach den Gesprächen mit Abe auf einer gemeinsamen Pressekonferenz sagte. Auffällig war, dass der US-Präsident dabei mit keinem Wort den G7-Gipfel erwähnte, zu dem beide Politiker nach Kanada reisen. Er sprach nur über sein Treffen mit Abe und die bilateralen Beziehungen zu Japan.

    Bei dem Treffen der G7-Gruppe soll es nach dem Wunsch Kanadas diesmal auch um Gleichberechtigung, mehr Bildung für Frauen und Mädchen, Wirtschaftswachstum, Jobs in neuen Technologien und saubere Energien gehen. Die Entwicklungsorganisation Oxfam forderte die G7 auf, die wirtschaftliche Benachteiligung von Frauen abzubauen. Frauen trügen mit unbezahlter Familienarbeit jährlich geschätzte zehn Billionen US-Dollar (8,5 Billionen Euro) zur Weltwirtschaftsleistung bei.

    Bei einer Aktion in Québec wurden die Staats- und Regierungschefs mit übergroßen Köpfen dargestellt, wie sie Hausarbeit verrichten. "Frauen funktionieren für die Wirtschaft - aber die Wirtschaft funktioniert nicht für die Frauen", sagte Oxfam-Sprecher Jörn Kalinski.

    Die Staats- und Regierungschefs treffen sich abgeschirmt in einem Luxushotel in La Malbaie in der Region Charlevoix rund 150 Kilometer von Québec entfernt. Die Kosten des Treffens werden Berichten zufolge auf umgerechnet etwa 400 Millionen Euro geschätzt. Am Rande werden in Québec Proteste erwartet. Da auch mit radikalen Gruppen gerechnet wird, ist das Polizeiaufgebot massiv./lw/hma/dm/ki/DP/jha





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