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     1413  0 Kommentare Alles wiederholt sich, bis auf das eine

    Gerade lese ich noch einmal die Tagebücher des Schriftstellers Walter Kempowski. Da stoße ich auf eine besonders interessante Passage. Sie lautet:

     

    In der Talkshow ging´s um Asylantenproblematik. Jedes Jahr 300.000, von denen 98 % keine echten Asylanten sind und die man aus humanitären Gründen nicht wieder loswird!“

     

    Was schätzen Sie, von wann das stammt? Hinweis: Walter Kempowski ist im Jahr 2007 gestorben.

     

    Der Tagebucheintrag stammt aus dem Oktober 1991.

     

    Ich habe das damals, glaube ich, nicht wirklich mitbekommen. Doch was habe ich zu dieser Zeit gemacht? Ich war bei der Treuhand, da gab es andere, dringendere Probleme.

     

    Diese Probleme, die Probleme mit der Deutschen Einheit, sind heute gelöst. Das Asylantenproblem tritt heute jedoch in vollkommen identischer Weise wieder auf. Die Zahl passt, der Prozentsatz passt und das Nicht-Abschieben auch.

     

    Dabei hat man doch, wenn ich mich nicht irre, in Reaktion auf die damalige Lage, das Asylrecht verschärft.

     

    Doch was nutzen Gesetze, wenn die Entscheider sich nicht daran halten? Und die Gerichte poofen.

     

    Irgendwie hat mir dieses Zitat fast das Buch aus der Hand gehauen.

     

    Tja, es wiederholt sich wirklich fast alles. Anscheinend kann man dagegen nichts machen.

     

    1991 bin ich im Herbst allerdings auch in den Aktienmarkt eingestiegen. Damals stand der Dax bei etwas über 1.500 Punkten.

     

    Flüchtlinge kommen also immer, und Krisen wiederholen sich in ständig nahezu identischer Weise wieder. Nur historisch günstige Einstiegskurse an den Aktienmärkten wiederholen sich selten. Äußerst selten.

     

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Alles wiederholt sich, bis auf das eine Der Ärger und das Geld